Buxtehuder ist erster norddeutscher Weinbau-Azubi
Warum Finn Sobanja Winzer wird
tk. Buxtehude. An den ersten Schluck Wein, den er getrunken hat, kann sich Finn Sobanja noch gut erinnern. "Es war mein 16. Geburtstag." Nach dem Kosten habe er das Glas wieder weggestellt. "Dabei war es, glaube ich, ein guter Wein." Seine nächsten "Verkostungen" kamen, wie der Buxtehuder erzählt, aus dem Tetrapak. Liebliche Plörre und nicht gerade ein edler Tropfen. Vier Jahre später ist Finn der erste Weinbau-Azubi Norddeutschlands. Er lässt sich auf Schloss Rattey in Mecklenburg-Vorpommern zwei Jahre zum Winzer ausbilden. Im Oktober hat er angefangen. "Das ist mein Ding", sagt Finn Sobanja, der im Anschluss an seine Ausbildung noch Önologie (Kellerwirtschaft) studieren will. Wie kam es zu diesem Weg, der für Norddeutsche eher ungewöhnlich ist?
Im vergangenen Jahr hat Finn als FSJler in Israel in einem Altenheim gearbeitet. Eine seiner Kolleginnen war Französin. Die habe ihm viel über Weine und Rebsorten erzählt. Zudem hat er angefangen, selbst Gingerbier zu brauen. Der Grund war eher profan: "Alkohol ist in Israel sehr teuer."
Im März musste Finn das Land wegen des Corona-Lockdowns verlassen. Zurück in Buxtehude machte er mangels Trauben aus Kirschen Wein und vertiefte sich in Fachbücher. Eigentlich, das war der Plan, wollte er Biotechnologie in Hamburg studieren. "Ich war auch schon immatrikuliert", sagt er. Ein endgültiger Wendepunkt kam im Herbst. "Ich habe drei Wochen bei der Weinlese mitgearbeitet", sagt Finn. Danach stand seine Entscheidung fest: "Ich werde Winzer."
Einer spontanen Bewerbung auf Schloss Rattey folgte nur wenig später der Ausbildungsvertrag. Sein Chef auf Schloss Rattey, der Diplom-Önologe Stefan Schmidt, ist überzeugt, dass Finn Sobanja genau der richtige Mann am richtigen Ort ist. Er sieht ihn sogar schon als möglichen Nachfolger. "Studium und Auslandsaufenthalte, dann kann Finn hier die Verantwortung übernehmen." Genau das hat der Winzer-Azubi auch vor.
"Weinbau in Norddeutschland ist im Kommen", sagt Schmidt. Daher sei es wichtig, dass Norddeutsche den Job lernen, der traditionell im Süden angesiedelt ist. Viele Fachkräfte aus den bekannten deutschen Weinanbaugebieten würden Norddeutschland nach kurzer Zeit wieder verlassen, hat Schmidt beobachtet. Die würden mit der norddeutschen Mentalität offenbar nicht ganz so gut klarkommen. Gut, wenn es Nordlichter gibt, die auf den nördlichsten deutschen Weingütern ihr Fachwissen einbringen.
Ein Job für Weicheier ist das übrigens nicht. In den vergangenen Tagen hat Finn Sobanja bei klirrendem Frost Rebstöcke beschnitten. "Das ist schon Knochenarbeit", sagt er und fügt hinzu: "Ich mag auch das Handwerkliche an diesem Beruf." Die Anstrengung lohnt sich, denn am Ende steht ein Genuss-Ergebnis. "Ich freue mich schon darauf, nach der Traubenernte den Wein zu verkosten, an dem ich mitgearbeitet habe", sagt Finn Sobanja.
Mehr Infos über Schloss Rattey hier
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