Senioren wehren sich gegen Heimbetreiber

Weniger Service und mehr Kosten für den Notdienst

sla. Buxtehude. Betreutes Wohnen eignet sich besonders für Senioren, die weiterhin größtenteils selbstständig leben und gleichzeitig jederzeit bei Bedarf Hilfe zur Hand haben möchten, verspricht die Unternehmensgruppe Dorea Familie. Für Buxtehuder Senioren wurde diese gepriesene Hilfe kürzlich stark eingeschränkt. Bislang war eine nächtliche Betreuung vor Ort im Haus inklusive, künftig soll lediglich per Notknopf externe Hilfe von einem ambulanten Pflegedienst angefordert werden können - und zudem 30 Euro pro Einsatz kosten.
Zum 1. Januar wurde die Veränderung der nächtlichen Rufbereitschaft den Senioren des ehemaligen Este-Wohnparks in der Kottmeierstraße in Buxtehude mitgeteilt, die darüber bestürzt waren.
Die neue Lösung sei nicht akzeptabel, so Bewohner und Angehörige, die in großer Sorge sind, dass auf die Notrufe nicht adäquat reagiert werden könne. Vor allem für die pflegebedürftigen Bewohner, die teilweise von Demenz betroffen seien, sei diese Änderung äußerst dramatisch und womöglich lebensbedrohlich.
Seit Bekanntmachung der Vertragsveränderung versuchen die Bewohner in mehren Schreiben - und letztlich per Anwalt - zu erreichen, dass die Dorea Familie ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt, da die Betreuung der Bewohner wesentlicher Bestandteil ihres Vertrages sei.
Mit Schreiben vom 31. März wurde den Bewohnern von der Dorea ein neuer Vertrag angeboten: Man habe zum Ende des vergangenen Jahres bestehende Strukturen im Konzern aufgelöst. Besonders deutlich werde dieses in Buxtehude. Dort hat vormals eine GmbH & Co. KG die stationäre Pflege und eine weitere GmbH & Co. KG die ambulante Pflege erbracht. Beide Betriebe sind infolge des Ausscheidens des persönlich haftenden Gesellschafters bei der Agitalis GmbH angewachsen. Mit dem Einsatz von Kräften, die in der Nacht stationäre Betreuung erbringen, verstoße man gegen ein behördliches Verbot - und schlage daher einen ambulanten Dienst vor. Nach dem Vertrag sei man lediglich zum Vorhalten des Notrufservices verpflichtet, nicht aber zu bestimmten Reaktionszeiten. Für die künftigen Einsätze des ambulanten Dienstes müssen 30 Euro pro Einsatz berechnet werden. "Weder von uns noch von unseren Mitarbeitenden kann verlangt werden, dass wir nachts unentgeltlich Dienste erbringen."
Das WOCHENBLATT hakte bei Dorea-Pressesprecher Steffen Ritter nach: Die Kommunikation sei nicht optimal gelaufen, gab dieser zu. Vertraglich sei die nächtliche Versorgung aber durch einen ambulanten Dienst zwischen 21.30 und sechs Uhr nach wie vor gewährleistet. Heimaufsicht und Pflegekassen würden die bisherige Lösung ablehnen. Durch den externen Nachtdienst würde es evtl. maximal eine viertel Stunde dauern, bis jemand kommt. Bei einem Notfall werde sowieso sofort der Notarzt informiert.
Am 12. Mai gibt es für die Bewohner vor Ort eine Informationsveranstaltung, um über den Notdienst und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu informieren.