Buxtehuder Selbsthilfegruppe "Federleicht"
Wenn die Seele schreit - Ein Leben mit Depressionen

Sie sind Teil der Selbsthilfegruppe für Depressive: Conny Rotkowski (li.) und Yvonne Scharweit mit Hündin Mieke  | Foto: pm
  • Sie sind Teil der Selbsthilfegruppe für Depressive: Conny Rotkowski (li.) und Yvonne Scharweit mit Hündin Mieke
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"Es ist so, wie in einem dunklen Tunnel gefangen zu sein. Egal wie sehr man strampelt und versucht herauszukommen, die Welt ist schwarz und bedrückend und es ist kein Ende in Sicht." So beschreibt Conny Rotkowski aus Buxtehude ihr Leben mit Depressionen. Die 54-Jährige ist Teil der Selbsthilfegruppe "Federleicht", die für depressiv erkrankte Frauen von der KIBIS ins Leben gerufen wurde.
Dass die Krankheit noch immer ein Tabuthema ist, können und wollen die Mitglieder von "Federleicht" nicht akzeptieren. "Ich war schlagfertig und lustig, aber die Depression hat mir diese Lebensfreude genommen. Jetzt will ich meine eigenen Grenzen bestimmen und mir nicht von der Gesellschaft vorschreiben lassen, wie ich mit meiner Erkrankung umgehe", erklärt Yvonne Scharweit, die seit zwei Jahren Teil der Selbsthilfegruppe ist. Zuzulassen, dass sie krank sind - das mussten Scharweit und Rotkowski selbst erst lernen, denn bis zur Diagnose wissen Betroffene oft nicht, was mit ihnen los ist. "Ich hatte lange Zeit körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, einen Bandscheibenvorfall und eine Essstörung. Bis dann klar wurde, dass das nur die Begleiterscheinungen meiner Depression waren", erzählt Conny Rotkowski. "Meine Seele hat geschrien, bis ich ihr zugehört habe."

Trotz steigender Medienpräsenz: Depressionen sind für Betroffene noch oft schambehaftet und für Außenstehende nicht greifbar. Depressiv erkrankt zu sein, bedeutet eben mehr, als "nur traurig" zu sein. "Viele Menschen wissen nicht, was es bedeutet, Depressionen zu haben", so Yvonne Scharweit. Oft schon sei ihre Krankheit von Außenstehenden mit einer depressiven Verstimmung oder gar mit hormonell bedingten Stimmungsschwankungen gleichgesetzt worden. Eine Bekannte habe gesagt, sie wäre gerne an ihrer Stelle, müsse sie doch nicht mehr arbeiten und könne "den ganzen Tag auf dem Sofa verbringen". Solche Aussagen schockieren die 48-Jährige, die derzeit von vorübergehender Erwerbsminderungsrente lebt, und zeigen das Unverständnis vieler Menschen der Krankheit gegenüber. Depressionen zu haben, bedeutet, im ständigen Kampf zu sein, sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren. "Selbst die kleinen Dinge kosten unendlich viel Kraft. Es gibt Tage, da fällt selbst das Zähneputzen schwer", erklärt Yvonne Scharweit. "Dann ist die Selbsthilfegruppe da und fängt dich auf."

Zwei Mal im Monat trifft sich "Federleicht" in Buxtehude für zwei Stunden. In gemütlicher Runde wird dann über akute Probleme der Teilnehmerinnen, aber auch über vorher definierte Themen, wie Vertrauen gesprochen. Die Frauen unterstützen sich, bieten einander einen Schutzraum, in dem sie verstanden werden, sich niemandem gegenüber rechtfertigen müssen. "Es geht uns um Respekt und Wertschätzung. Wir begegnen uns auf Augenhöhe und versuchen dann, einen Lösungsweg zu finden", so Conny Rotkowski. Zwischen gegenseitiger Motivation und dem Verständnis dafür, dass es auch Tage gibt, an denen die Kraft fehlt, ist es ein Grat, den die Frauen nur aus eigener Erfahrung heraus meistern können. In der Gruppe gibt es nämlich keine Therapeuten, jede der Teilnehmenden ist selbst betroffen. Am Ende profitierten die depressiv erkrankten Frauen so von den Erfahrungen und Stärken der anderen, sehen sich gegenseitig wachsen. Es ist ein Netzwerk gleichgesinnter und doch verschiedenster Frauen, das die Selbsthilfegruppe ihren Teilnehmerinnen bietet: Verbunden sind sie durch die Krankheit Depressionen. Eine Krankheit, die durch Suizid auch tödlich enden kann und deshalb unbedingt behandelt werden sollte.
Wer selbst betroffen ist, dem raten Conny Rotkowski und Yvonne Scharweit, sich professionelle Hilfe zu suchen, auf keinen Fall in die Sucht zu flüchten und vor allem die Selbstfürsorge nicht zu vernachlässigen. "Das wird oft mit Egoismus verwechselt, aber es ist wichtig, mit seinen Ressourcen hauszuhalten und auch mal 'Nein' zu sagen", so Scharweit. Auch sei es wichtig, sich nicht für seine Erkrankung zu schämen. Einen Knochenbruch würde man schließlich auch nicht verheimlichen.

Frauen, die Interesse daran haben, der Selbsthilfegruppe "Federleicht" beizutreten, sind dazu eingeladen sich bei KIBIS Stade zu melden. Tel: 04141 - 3856 oder per E-Mail an: kibis-stade@paritaetischer.de.
Mitmachen könne jede, die eine offizielle Diagnose hat. Das sei wichtig, da die Gruppe von keinem Therapeuten begleitet wird und die anderen Teilnehmerinnen nicht befugt sind Diagnosen zu stellen. Frauen, die Interesse daran haben, der Selbsthilfegruppe "Federleicht" beizutreten, sind dazu eingeladen, sich bei KIBIS Stade zu melden. Tel: 04141 - 3856 oder per E-Mail an: kibis-stade@paritaetischer.de. Mitmachen kann jede, die eine offizielle Diagnose hat. Das ist wichtig, da die Gruppe nicht von einem Therapeuten begleitet wird und die anderen Teilnehmerinnen nicht befugt sind, Diagnosen zu stellen. Hilfe für
Betroffene

Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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