Whisky statt Würze und Brezel statt Brexit: WOCHENBLATT-Redakteur setzt auf eine Union von Schottland und Bayern
(jd). Unlängst outete sich WOCHENBLATT-Redakteur Jörg Dammann als Fan britischer Esskultur: Vor allem die kulinarische Geheimwaffe von der Insel, die Kult-Würze "Marmite" hat es ihm angetan. Doch damit ist vorerst Schluss. Nach dem Brexit-Votum können sich die Engländer die klebrige Masse in die Haare schmieren, meint er:
So nicht, liebe Engländer: Da bemühe ich mich, euren Gaumenschmeichler "Marmite" auf dem Kontinent populär zu machen - und dann dieser Nackenschlag. Im County East Staffordshire - dort, wo jährlich 6.000 Tonnen "Marmite" produziert werden - stimmten mehr als 63 Prozent der Wähler gegen den Verbleib in der EU. Wie soll ich als überzeugter Europäer angesichts solch eines Votums noch treu zu eurer Hefewürze stehen?
Da lobe ich mir die Schotten: Die Bravehearts sagten "Yes" zur EU. Mit ihren Dudelsäcken sollten sie den Engländern die Flötentöne beibringen und das "United Kingdom" verlassen - mit allen Konsequenzen: Ich finde, ein souveränes Königreich Schottland hat auch ein eigenes Staatsoberhaupt verdient. Farewell, Queen Elizabeth II.
Doch wer käme als Herrscher der Highlands in Frage? Nur ein Nachfahre der Stuarts, jener legendären Dynastie, die seit 1371 die Schotten regierte und ab 1603 für mehr als 100 Jahre auch auf dem englischen Thron saß. Doch die Engländer meinten es nie gut mit den Stuarts, köpften sogar einige von ihnen und schlossen den Stuart-Clan schließlich von der Thronfolge aus.
Nach meiner Meinung wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, zumindest in Schottland wieder den legitimen Herrscher einzusetzen - und der kommt aus Deutschland: Herzog Franz von Bayern (83) stehe aufgrund seiner Abstammung von den Stuarts die Krone zu, erklärten die schottischen Royalisten bereits beim gescheiterten Unabhängigkeits-Referendum von 2014. "Could the Duke of Bavaria be the next King of Scotland?", titelte der "Daily Telegraph". Doch der künftige "King Francis" zeigt bislang keinerlei Ambitionen, Ansprüche auf den Thron zu erheben.
Schade eigentlich, denn Bayern und Schottland hätten "much in common", wie die britische Zeitung schreibt: In beiden Ländern flattern weiß-blaue Fahnen und die Menschen haben ein Faible für "bizarre costumes": Gemeint sind Lederhose und Kilt, das sogenannte "Schottenröckchen". Es ließen sich viele weitere Parallelen aufzählen, etwa der Hang zur Eigensinnigkeit oder der für Fremde schwer verständliche Dialekt.
Eine Gemeinsamkeit ist für mich persönlich besonders von Bedeutung: Bayern und Schotten stellen aus simplem Getreide zwei der köstlichsten Dinge der Welt her. Gerste wird in höchstem Grade veredelt: zu bayerischem Bier und schottischem Malt Whisky. Zu Ehren der Schotten möchte ich mein Whiskyglas erheben und auf die europäische Einheit trinken.
Jörg Dammann
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.