Nach Beißvorfall bei Schleppjagd
Wie tickt eine Hundemeute?
"Wir arbeiten und trainieren jeden Tag mit den Hunden", sagt Egbert von Schultzendorff, Master der Niedersachsen-Meute aus Dorfmark im Heidekreis. Ein Master führt bei der Jagd zu Pferd die Gruppe an und ist für die Meute verantwortlich. 50 Hunde gehören zur Niedersachsen-Meute und die sind täglich mit zwei bis vier Reitern unterwegs. Sie begegnen anderen Hunden, kennen Straßenverkehr und folgen nicht blindlings irgendeiner Fährte.
Das WOCHENBLATT hat bei Egbert von Schultzendorff nachgefragt, nachdem vor Kurzem im Landkreis Harburg der Dackel eines Ehepaars, das mit Hund in eine Schleppjagd geriet, von der Meute totgebissen wurde. Meutehunde, meist English Foxhounds, seien weder Killer noch außer Rand und Band, wenn sie einer Fährte folgen, betont der Experte. "Das Miteinander mit anderen Hunden und Menschen läuft problemlos, wenn die Niedersachsen-Meute auf Spaziergänger und deren Vierbeiner trifft." Was im Kreis Harburg passiert ist, sei eine extreme Verkettung unglücklichster Umstände.
Meutehunde haben viel Kontakt mit Privathunden
Die Ausbildung sei das Entscheidende, so Egbert von Schultzendorff. Das beginne damit, dass jeder Hund einen Namen habe und als Welpe lerne, darauf zu reagieren. "Wenn ich den Hund anspreche, dann wendet er sich mir zu." Jeder Meutehund wisse, "die Musik spielt bei mir", so der Master. "Ich kenne jeden einzelnen Hund."
Angesichts des tragischen Vorfalls bei der Schleppjagd sagt Egbert von Schultzendorff auch: "Es ist sehr wichtig, dass jeder Hund aus einer Meute vom Welpenalter an Kontakt zu anderen Hunden außerhalb der Gruppe hat." In der Niedersachsen-Meute laufen zum Beispiel auch andere Hunde - "vom Pudel bis zum Schäferhund" - mit, die Mitarbeitenden gehören. Sie sind in den Zwingern mit den Meutehunden unterwegs und begleiten die Foxhounds auch beim Training zu Pferd. Um das friedliche Miteinander der unterschiedlichen Hunde zu vertiefen, habe es auch schon gemeinsame Spaziergänge gegeben. "Dann sind 20 Meutehunde und 20 Privathunde zusammen unterwegs."
Bevor ein Hund seine Karriere als Teil einer Meute startet, wird er kritisch begutachtet. Die Deutsche Schleppjagdvereinigung, in der 20 Meuten organisiert sind, wirft einmal im Jahr einen Blick auf jeden neuen Junghund. Und alle zwei bis drei Jahre wird jede Meute in Deutschland von einem externen Master und einem Richter für Jagdgebrauchshunde inspiziert. Unter anderem werde geprüft, ob eine gelegte Fährte, die wissentlich mit einer anderen Spur manipuliert wurde, die Hunde vom Kurs abbringt.
Meutehunde mit Sofahund-Karriere
Was bleibt, ist bei einer Schleppjagd oder auch beim Training mitunter der Mensch als Unsicherheitsfaktor. So solle man nie die Absperrungen bei einer Jagd übertreten, eine Spur durch vielfaches Herumgelaufe verunreinigen und als Hundebesitzer und Besucher einer Schleppjagd den Vierbeiner kurz führen, vielleicht in die zweite Reihe zurücktreten und kleine Hunde gegebenenfalls auf den Arm nehmen. "Die Meutehunde machen nichts", versichert Egbert von Schultzendorff.
Übrigens: Der einzelne Meutehund ist menschenbezogen und lässt sich auch gerne plüschen. Es gibt zudem English Foxhounds, denen jegliches jagdliche Interesse abgeht. "Einige haben eine beachtliche Karriere als Sofahund hingelegt", sagt Egbert von Schultzendorff.
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