Wieso hat Buxtehude eigentlich ein Cembalo?
Spurensuche zu einer kulturellen Kaufentscheidung in der Vergangenheit
tk. Buxtehude. Jahrelang stand es dort und plötzlich war es weg. Das Cembalo, das im Flur vor dem Ratssaal im historischen Buxtehuder Rathaus stand. Darauf ein Schild für Instrumenten-Rowdys unter den Hochzeitsgästen: "Hier bitte keine Gläser abstellen" Ist das Tasteninstrument in den satten Rot-Schwarz Tönen verkauft worden? Und warum hat Buxtehude überhaupt ein Cembalo? Das WOCHENBLATT geht auf Spurensuche.
"Nein", sagt Torsten Lange, Leiter des Kulturbüros, "das Cembalo wurde aufgrund der Rathaussanierung nur anderswo untergestellt." Die Solistin Esther Morales-Cañadas hatte gerade das traditionelle Neujahrskonzert auf dem Instrument gespielt, das im Barockzeitalter seine Blüte erlebte. Warum aber ist Buxtehude die vielleicht einzige Kleinstadt Deutschlands, die ein eigenes Cembalo besitzt?
Das Team aus dem Kulturbüro forschte im Stadtarchiv: In einer Pressenotiz vom April 1987 steht: Die Stadt hat für 26.000 Mark ein Cembalo gekauft. Vorher wurden Konzerte nur auf geliehenen Cembali gespielt. Auf dem Instrument können Solisten sowohl alte Musik als auch neue Werke spielen.
In der dazu passenden Verwaltungsvorlage steht der Werdegang der Kaufentscheidung: Nach intensiver Beratung durch Cembalisten und Musik-Professoren habe man sich entschlossen, ein handgefertigtes Instrument von Eckhart Merzdorf zu erwerben. Das Stück ist ein historischer Nachbau aus Johann Sebastian Bachs Tagen.
Kurios: Der damalige Stadtdirektor Hermann entschied sich beim Besuch der Werkstatt Merzdorf für das Instrument - offenbar im Alleingang, ist dem Verwaltungspapier zu entnehmen.
Übrigens: Cembalo-Bauer Eckhart Merzdorf kann sich noch an das gute Stück und die Stadt Buxtehude erinnern. "Ihr sollt da einen schönen Ratssaal haben", sagte er dem WOCHENBLATT. Das stimmt, nur das mit den Cembalo-Konzertreihen, über die Merzdorf sprach hat sich leider erledigt. "Wir haben schon versucht, Musikschüler zu animieren, auf dem Instrument zu üben", sagt Torsten Lange. Die Resonanz war dürftig.
Übrigens: Wer angesichts des Cembalo-Kaufs jetzt Steuergeldverschwendung wittert, irrt: Die Kaufentscheidung war eine kluge Investition: Das Instrument dürfte heute deutlich mehr kosten als seinerzeit 26.000 Mark.
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