"Wir sind ja keine militanten Tierschützer"

Hinter Nato-Draht und hohen Mauern: Beagle-Hunde in den Zwingern in Mienenbüttel | Foto: oh
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Mienenbüttel. Dreieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass sich die Tierschutzorganisation "Lobby pro Tier" aufgrund der WOCHENBLATT-Berichterstattung über das Tierversuchslabor in Mienenbüttel gegründet hat. Dreieinhalb Jahre, in denen Initiatorin Sabine Brauer und ihr Team ganze Arbeit geleistet haben. Das Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie (LPT) mit Hauptsitz in Hamburg-Neugraben und Sammellager in Mienenbüttel steht im Fokus der Öffentlichkeit. Dessen Geheimniskrämerei wird immer schwieriger. Was "Lobby pro Tier" bis heute nicht vergönnt war: ein persönlicher Kontakt mit einem Verantwortlichen des LPT. "Das würde ich mir schon wünschen. Wir sind ja keine militanten Tierschützer. Mit uns kann man ja reden", sagt Sabine Brauer.

Doch das LPT mauert, wo es nur kann. Noch nicht mal der Neu Wulmstorfer Gemeindebürgermeister Wolf Rosenzweig durfte trotz jahrelangen Bittens einen Blick ins Innere des Labors werfen. Auf der neuen Homepage des LPT stehen noch weniger Informationen als früher. Bei einer Kundgebung von "Lobby pro Tier" vor den Toren des Lagers waren plötzlich alle Hunde weggesperrt. "Offenbar verfolgen die LPT-Mitarbeiter unsere geplanten Aktionen", berichtet Sabine Brauer.

Die Tierschützerin ist stolz darauf, dass große Teile der Lokalpolitik mittlerweile die "Lobby pro Tier" unterstützen. Die Neu Wulmstorfer SPD und die Grünen haben den Tierschutz in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Die SPD baute erst vor kurzem einen Infostand nahe des Tierlagers auf. "Die Politik ist gefragt. Es müsste mehr Geld in tierversuchsfreie Methoden investiert werden", sagt LPT-Mitglied und Tierheilpraktikerin Bettina Jung. Zudem müsste kontrolliert werden, ob bestehende Gesetze eingehalten werden. Jung: "In Deutschland sind Tierversuche für kosmetische Zwecke verboten. Trotzdem führt das LPT Botox-Versuche durch."

Etliche Veranstaltungen hat die "Lobby pro Tier" in den vergangenen Jahren organisiert. Die erfolgreichste fand erst vor einem Monat in Nenndorf statt: Mehr als 100 Menschen hörten sich u.a. den Vortrag des Tierschutzaktivisten Dr. Wolf-Dieter Hirsch aus Leipzig an. Als leitender Arzt einer chirurgischen Abteilung berichtete er von doppelten Tierversuchen, die wegen fehlender, zentraler Registrierung immer wieder vorkommen. "So leiden nicht nur enorm viele Tiere, sondern es werden auch hohe Summen von Steuerngeldern sinnlos verschwendet", sagte Wolf-Dieter Hirsch. Die Anzahl in Versuchen gequälter und getöteter Tier steige von Jahr zu Jahr, so Hirsch. Laut Sabine Brauer von 2,86 Mio. in 2010 auf 2,91 Mio. in 2011.

Die Frau weiß genau, warum das LPT die Öffentlichkeit scheut, wie der Teufel das Weihwasser: "In dem Moment, in dem sich das LPT öffnet, müssen sie erzählen, was sie machen. Das ist nicht vorzeigbar."

- Der bundesweit vernetzten und bekannten "Lobby pro Tier" gehören 20 aktive Mitglieder und viele Freunde an. Bei vielen Aktionen sammelte die Tierschutzorganisation mehrere 1.000 Unterschriften gegen Tierversuche ein. Mehr Infos unter www.lobby-pro-tier.de

Hinter Nato-Draht und hohen Mauern: Beagle-Hunde in den Zwingern in Mienenbüttel | Foto: oh
Die Tierschützer Bettina Jung (li.) und Sabine Brauer von der Organisation "Lobby pro Tier"
Redakteur:

Björn Carstens aus Buxtehude

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