"Zecken-Sommer": Anzahl hat sich verdoppelt
Hohe Population ist auf nasse Sommer zurückzuführen / Experten raten: Bei Zeckenbiss sofort handeln
(ab).Ein mitunter winziger schwarzer Punkt, entweder in Bewegung oder umgeben von einer kreisförmigen Rötung: Wer so etwas nach einem Waldspaziergang oder nach einer Pause auf der Wiese auf seiner Haut entdeckt, hat sich möglicherweise eine Zecke mitgebracht. Den Körper nach einem längeren Aufenthalt im Freien abzusuchen, ist daher ratsam, denn: Selten kamen Zecken so häufig vor wie in diesem Jahr - in freier Natur, in Parks und Gärten.
Wissenschaftler haben herausgefunden: Die Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Und Zecken können erheblichen Schaden anrichten. Sie können Krankheiten wie Borreliose und Hirnhautentzündung (FSME: Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen.
Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenbiss an Hirnhautentzündung zu erkranken, sei zwar nicht auszuschließen, aber immer noch gering, sagt Dr. Holger Scharlach vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover. "In den Jahren 2002 bis 2015 sind neun Fälle von an FSME Erkrankten bekannt geworden, in den Jahren 2016 und 2017 weitere neun Fälle, bei denen davon ausgegangen werden muss, dass die Ansteckung in Niedersachsen erfolgte." Da Borreliose-Erkrankungen in Niedersachsen nicht meldepflichtig seien, lägen keine Zahlen vor. "Untersuchungen des Landesgesundheitsamtes haben aber gezeigt, dass bis zu 35 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind", so Scharlach.
Warum die Anzahl der Zecken so massiv angestiegen ist, erklärt Privatdozent Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. "Das hängt mit den zwei vergangenen warmen Wintern zusammen." Bei so milden Temperaturen gingen die Zecken nicht mehr kaputt. Dazu käme ein Anstieg der Waldpopulation wie beispielsweise der Wühlmäuse, der auch einen Zeckenanstieg zur Folge hätte. Denn Wühlmäuse seien für Zecken ideale Wirte. Auf einer festgelegten Fläche konnte in diesem Jahr eine Verdopplung der Zecken festgestellt werden. "Das gilt deutschlandweit."
Zecken haben eine Lebensdauer von drei bis sechs Jahren und können, so der Wissenschaftler, zwei Jahre lang ohne Blut überleben. "Was sie nicht vertragen ist heißes, trockenes Klima."
Wer von einer Zecke gebissen wurde, solle sie entfernen, z. B. mit einer Zeckenzange oder einer -karte, "und zwar möglichst nah an der Haut", rät Gerhard Dobler. "Borrelien werden erst nach zwölf bis 16 Stunden übertragen." DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin empfiehlt, die Stichstelle zu beobachten. "Wenn sich ein roter Hof bildet, umgehend einen Arzt aufsuchen." Die ersten Symptome - Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen - ähneln sich bei beiden Krankheiten, so der Mediziner. "Beide müssen ärztlich behandelt werden." Wer sich in einem Risikogebiet, wie in einigen Teilen Süddeutschlands, aufhalte, dem sei eine Impfung gegen FSME empfohlen.
• Weitere Infos zu Zecken, Schutz und Risikogebieten unter www.zecken.de.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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