Ein Rückblick aufs Leben
Zwei Horneburgerinnen berichten vom Altwerden
wd. Horneburg. Wie ist es, alt zu werden? Was würden ältere Menschen rückblickend in ihrem Leben anders machen und welche Tipps haben sie für die jüngere Generation? Das wollte das WOCHENBLATT von Eva-Maria Butschkadoff (85) und Hildegard Rammler (89), beide Bewohnerinnen des Seniorenhauses Horneburg, wissen. Beide Frauen sind als Kinder mit ihren Familien im Krieg in den Landkreis Stade geflüchtet, haben Entbehrungen, als Flüchtlingskinder Ablehnung erlebt und viele Ängste aushalten müssen. Und beide sind heute im Alter zufrieden, wirken gelassen und scheinen das Leben so zu akzeptieren, wie es kommt.
"Rückblickend würde ich nichts in meinem Leben ändern", sagt Eva-Maria Butschkadoff. "Ich kann mich nicht beklagen." Dass sie als Zweitälteste von sechs Kindern schon früh helfen musste, hat ihr Glück in keiner Weise beeinträchtigt. "Wir haben als Familie zusammengehalten. Was wir verdient haben, kam in die Familienkasse." Mit ihren Geschwistern ist sie zu Fuß von Buxtehude bis Apensen gelaufen, um auf dem Acker für die Familie Kartoffeln einzusammeln. Auch das war völlig normal für sie. Wie ihre Mutter, die mit Landmaschinen handelte, war auch Eva-Maria Butschkadoff berufstätige Mutter. Die ehemalige Frisörin hat ihre drei Kinder großgezogen.
Auch Hildegard Rammler hat drei Kinder, war jedoch erst Hausfrau und Mutter, bevor sie im Alten Land auf Obsthöfen Obst packte. "Ich wollte wenigstens zehn Jahre berufstätig sein, um eine bessere Rente zu bekommen", sagt sie. Rückblickend würde sie nur eine Sache anders machen: "Ich habe mir viel zu große Sorgen um meine Tochter gemacht und war wohl auch zu streng." Sie selbst sei schon mit 18 Jahren schwanger geworden bin und habe nicht gewollt, dass ihrer Tochter das Gleiche passiert. Später habe ihr ihre Tochter erzählt, dass diese Ängste unbegründet waren.
Lebensweisheiten, die sie an jüngere Generationen weitergeben wollen, gibt es nur eine: "Das Leben nicht so schwer nehmen, nicht so streng mit sich und anderen sein und optimistisch bleiben", sagt Hildegard Rammler.
Dass sie heute in einer Senioreneinrichtung leben, finden beide Frauen gut, auch wenn sie es aus ihrer eigenen Kindheit kennen, dass die Großeltern in den Familien blieben. Doch in den Familien ihrer Kinder ist das nicht möglich. Alleine leben wollten die beiden Horneburgerinnen nicht mehr. Hildegard Rammler war bereits mehrere Male gestürzt und hatte sich das Bein gebrochen, bevor sie ins Seniorenhaus zog. Dort fühlt sie sich gut aufgehoben. "Wir werden hier gut betreut, haben Gesellschaft und Abwechslung", bestätigt Eva-Maria Butschkadoff.
Ihrem Lebensende schauen beide Frauen gelassen entgegen. Angst vor dem Tod haben sie nicht. "Ich bin nur gespannt, wie es sein wird", so Hildegard Rammler. "Am liebsten möchte ich wie mein Bruder abends einschlafen und einfach nicht mehr aufwachen."
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