A26: Bürger blasen zum Protest
bc. Jork/Dammhausen. Dieser Empfang dürfte nicht allzu herzlich ausfallen. Wenn Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) heute auf einer IHK-Veranstaltung in Jork die Frage „Wie geht es weiter mit der Verkehrsinfrastruktur im Alten Land?“ beantworten soll, wird ihm ein eisiger Protest von Bürgern aus Jork und Dammhausen entgegenwehen.
Sie sind sauer auf den Minister. Denn: Entgegen seiner Ankündigung, erst nach Abschluss des Verkehrsmonitorings die Autobahn-Anschlussstelle Jork komplett zu öffnen, hat er Mitte Juli veranlasst, die A26 doch schon früher in beide Richtungen freizugeben (wie berichtet). Völlig überraschend für viele Anwohner.
Zu groß war offenbar der öffentliche Druck für Lies. Bundesweit wurde kübelweise Spott über die einzige Einbahnstraßen-Autobahn Deutschlands ausgekippt.
Gestern trafen sich nun Vertreter der Bürgerinitiativen (BI) in Jork und Dammhausen mit dem Fachanwalt für Verwaltungsrecht schlechthin, Rüdiger Nebelsieck, um eine Klage vorzubereiten. Nebelsieck vertrat schon erfolgreich Gegner der Airbus-Landebahnverlängerung und der geplanten Elbvertiefung.
„Wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, werden wir klagen“, sagt Hans-Peter Tödter, Sprecher der BI in Dammhausen. Ein entsprechendes Schriftstück wollen die Bürgerinitiativen Lies heute überreichen. Schon die halbseitige Autobahn-Öffnung von Jork bis Horneburg sei rechtswidrig gewesen, da sie im Planfeststellungsbeschluss nicht vorgesehen sei, so Tödter.
Vor allem die etwa 800 Anwohner an der gut zwei Kilometer langen K51 in Dammhausen beobachten seit Mitte Juli eine Zunahme des Verkehrs. Trotz Ferien.
Gute vier Wochen nach der Komplett-Öffnung der A26-Anschlussstelle wollen die BI-Mitglieder nun endlich ihren Forderungskatalog umgesetzt wissen.
Offiziell bestätigt ist der Kfz-Zuwachs in Dammhausen zwar noch nicht, obwohl es bereits Zählungen seitens des Straßenverkehrsamtes gegeben hat. Die Ergebnisse stehen noch aus. „All unsere Mitglieder sind sich aber einig, dass der Verkehr zugenommen hat“, sagt BI-Sprecher Hans-Peter Tödter. Die Situation werde sich nach den Ferien noch einmal verschärfen, befürchtet er.
Tödter graut es vor dem Schulbeginn Anfang September, wenn die ABC-Schützen auf dem Weg zum Schulbus die viel befahrene, zwei Kilometer lange Hauptstraße im Ort überqueren müssen. An der Straße gibt es nur eine Bedarfsampel.
Aus diesem Grund fordern die BI-Mitglieder fünf Querungshilfen (Verkehrsinseln) auf der K51. Zirka eine Million Euro wird der Bau nach aktuellen Prognosen kosten. Außerdem ganz oben auf der Prioritätenliste: die Einrichtung einer Tempo-30-Zone und die Erneuerung des Fuß- und Radwegs. Letzteres könnte in Kürze geschehen, da die Stadtwerke 2016 neue Leitungen verlegen wollen. In dem Zug soll auch der Radweg saniert werden.
Was sich die Dammhauser darüber hinaus wünschen, ist eine konsequentere Überprüfung des Lkw-Durchfahrverbotes auf der K51. Tödter: „Das letzte Mal hat die Polizei im Februar kontrolliert.“ Jüngste Zählungen ergaben, dass pro Tag im Schnitt 99 Lkw (über 3,5 Tonnen) den Ort passieren. „Längst nicht alle haben eine Ausnahmegenehmigung“, so Tödter.
Viele Menschen in Dammhausen sind enttäuscht von Verhalten des Landkreises. Vor allem von Landrat Michael Roesberg, der eine vollständige Öffnung der A26 in Jork vehement vertreten hatte, obwohl Dammhausen mit seiner Ortsdurchfahrt nicht auf den Verkehr vorbereitet ist. „Seit Jahrzehnten wird die Autobahn geplant. Wir sind ja für eine schnelle Freigabe, aber wir fordern jetzt verbindliche Zusagen vom Landkreis, wann die Querungshilfen gebaut werden“, sagt Karl-Heinz Stemmermann, aktiver Mitstreiter in der BI.
Er weiß: „Wir werden diese Verkehrssituation in Dammhausen mindestens bis 2022 haben, sofern dann die A26 an die A7 angeschlossen ist.“
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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