Buxtehuder FDP-Kandidat hat (vergeblich) gekämpft
André Grotes Absturz oder: "Wir mögen keine Querulanten"
Buxtehude. André Grote (FDP) ist kein Berufspolitiker. Er wollte aber einer werden und als Kandidat auf einem aussichtsreichen Listenplatz der Niedersachsen-FDP in den Landtag einziehen. Damit ist der Buxtehuder Ratsherr gescheitert. Besser wäre vielleicht aber die Formulierung: Er wurde gescheitert. Denn Grote ist keiner, der sich rücksichtslos durchsetzt und schon im Vorfeld eines FDP-Listenparteitags potenzielle Mitbewerberinnen und Mitbewerber attackiert. Und er ist keiner, der als quasi geborener Berufspolitiker die Winkelzüge von Ämterbesitzstandswahrung draufhat.
Das WOCHENBLATT hat André Grote erzählen lassen, wie er von einer halbwegs guten Ausgangsposition ins Listen-Nichts abgestürzt ist. Grote schildert seine subjektive Sicht. Dieser Artikel ist aber nicht aus diesem Grund ein Kommentar. Die Chronologie seines Listenabsturzes ist ein interessantes Polit-Lehrstück. Bevor die Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz machen dürfen, wird um Posten gefeilscht. Das bekommt nur kaum jemand mit.
"Querulanten mögen wir nicht", berichtet Grote, wurde ihm von einer Mandatsträgerin gesagt, als ruchbar wurde, dass er sich der Parteidisziplin widersetzen würde. Mit dem Zusatz, dass er dann politisch tot sei. Was durchaus stimmt. Auf welchem abgeschlagenen Platz er gelandet ist, weiß Grote nicht einmal selbst.
Und so begann sein "Absturz": Grotes Ziel waren die Top Ten auf der Liste. Er ist Direktkandidat des Wahlkreises 55 (Buxtehude) und wurde vom Bezirk Elbe-Weser als Spitzenkandidat ins Rennen geschickt. Derzeit hat die FDP elf Abgeordnete im Landtag. Ob es mehr werden? Fraglich.
Die Vorschläge für die Landesliste werden unter anderem von den Bezirksvorsitzenden vorbereitet. Sechs Bezirke gibt es in Niedersachsen. Theoretisch wäre er bei der Vorverteilung auf Platz zwölf gelandet. Das hätte der Buxtehuder akzeptiert. Es musste aber noch jemand aus Hannover auf die Liste gesetzt werden und eine Abgeordnete wollte ihre Wiederwahl ebenfalls gesichert sehen. Also stand Grote plötzlich auf Platz 15 - und wäre mit nahezu einhundertprozentiger Sicherheit nie im Landtag gelandet. "Ich bin aber der Meinung, dass jeder Bezirk mit einem Abgeordneten vertreten sein muss", sagt Grote und tat so etwas Unerhörtes: Er trat in einer Kampfkandidatur um Platz zwölf an. Die er haushoch verlor. Was wiederum auch bedeutete, dass er automatisch der Parteidisziplin folgend von Platz 15 verbannt wurde. Wer aufmuckt, rutscht eben ab.
Wenn André Grote über die Gründe nachdenkt, denkt er auch an die Ämterverteilung auf Bezirks-ebene. Der Bezirk Elbe-Weser ist mit Gero Hocker im Bundestag sowie Jan-Christoph Oetjen in Berlin bereits vertreten. Die wollen sich, so mutmaßt Grote, bei der nächsten Listenaufstellung für ihre Ämter nicht den Vorwurf gefallen lassen, dass Elbe-Weser überproportional auf Parlamentsebene vertreten sei und jetzt der Bezirk Hannover einen besseren Listenplatz für die EU- oder Bundestagswahl beanspruchen könne. Wer Politik schon länger als Journalist beobachtet, mag da nicht widersprechen. André Grote spricht selbst von "seinen Spekulationen".
Ergebnis des Politgipfels der Niedersachsen-FDP in Hildesheim: André Grote ist Landtagsdirektkandidat in Buxtehude und erklärt, dass er keinen Wahlkampf machen werde. Grote-Konterfeis auf Wahlplakaten wird niemand zu sehen bekommen. Wenn es um Inhalte bei Podiumsdiskussionen geht, werde er aber dabei sein. Mehr jedoch nicht. Ach ja: Wolfgang Kubicki, der im Mai nach Buxtehude kommen sollte, wurde von Grote ausgeladen.
"Der ist eine beleidigte Leberwurst", werden ihm einige aus der FDP vorwerfen. "Absolut nicht", sagt der Buxtehuder Liberale. Und fügt hinzu: "Ich bin froh, dass ich die Erkenntnis gewonnen habe, dass Berufspolitiker und ich nicht zusammenpassen." Vielleicht sei sein Denken vor dem Parteitag auch naiv gewesen. Das Wahlwochenende in Hildesheim habe ihm die Augen geöffnet. Im Rat der Hansestadt wird er aktiv bleiben.
Schade eigentlich. Der Landtag könnte mehr Typen gebrauchen, die weder Ellenbogen-Einsatz noch gedrechseltes Politiker-Sprech als Grundqualifikation für ihr Amt verstehen.
Tom Kreib
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