Zwölf Samtgemeinderatsmitglieder schreiben
Apensen: Offener Brief aus der Politik an alle Bürger
Brief von Mitgliedern des Samtgemeinderats in Apensen an alle Bürgerinnen und
Bürger der Samtgemeinde ungekürzt und im Wortlaut.
Einen Kommentar von WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Tom Kreib lesen Sie hier
Unruhe in der Samtgemeinde Apensen –
Ein Bericht an die Bürger von Ratsmitgliedern
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger der Samtgemeinde Apensen,
bitte nehmen Sie sich die Zeit, diesen (langen) Brief zu Ende zu lesen. Mit diesem Schreiben möchten
wir Sie dazu animieren, sich für die Kommunalpolitik in Ihrer Samtgemeinde zu interessieren.
Wir denken, dass Sie ein Recht darauf haben, unsere Sicht der Dinge zu erfahren. Uns belastet die
momentane Situation, für die durch den Rat offenbar keine Lösung herbeigeführt werden kann. Daher
ist es uns ein Anliegen, Sie zumindest zu informieren.
Wir Ratsmitglieder sind auf die Zusammenarbeit mit der Samtgemeindebürgermeisterin (SGB) angewiesen. Frau Beckmann-Frelock hat sich, ohne jegliche vorherige Erfahrung in einer vergleichbaren Position, zur Wahl aufstellen lassen und ist von der Mehrheit der Samtgemeindebürger für sieben Jahre
gewählt worden. Nicht alle von uns haben sich Frau Beckmann-Frelock als SGB gewünscht. Aber nun
ist der Alltag eingekehrt, in dem wir alle ein Interesse an einer guten Zusammenarbeit haben. Frau
Beckmann-Frelock hat einen hochdotierten Job angenommen, an den bestimmte Erwartungen geknüpft sind.
Zur Struktur der Samtgemeinde:
Der Samtgemeinderat ist der Dienstvorgesetzte der Samtgemeindebürgermeisterin. Sie übt ihre Tätigkeit – im Gegensatz zum Rat, der ehrenamtlich arbeitet – hauptberuflich aus. Ihr Gehalt wird aus den
Steuerabgaben der Einwohner der Samtgemeinde bezahlt. Die Aufgabe der SGB ist es, die Institutionen
der Samtgemeinde (Rathaus, Kitas, Schulen, Horte) zu führen, Ihre Mitarbeiter zu kennen, deren Potential optimal einzusetzen, sie im besten Fall zu motivieren und zu fördern. Außerdem muss sie Ratssitzungen vorbereiten, Rats- und Ausschussbeschlüsse umsetzen und die Samtgemeinde bei öffentlichen Terminen repräsentieren.
Nach nun 1,5 Jahren im Dienst laufen die Dinge in unserer Samtgemeinde immer noch nicht rund. Sie
werden es vielleicht selbst an der einen oder anderen Stelle erfahren haben. Beispielhaft dafür stehen
die Schwierigkeiten beim Gebühreneinzug für Kitas und Horte in der ersten Corona-Phase, und dass
nun seit dem 1. August 2020 gar keine Gebührenbescheide mehr für die Kita-Betreuung erlassen wurden. Die dadurch hervorgerufene finanzielle Verunsicherung führt natürlich zu Missmut und Beunruhigung der Eltern.
Vielleicht haben Sie auch schon von Rathausmitarbeiter*innen gehört, die sich alleine gelassen und
schlecht behandelt fühlen. Wenn langjährige und hochmotivierte Verwaltungsmitarbeiter*innen, die
in der Vergangenheit den reibungslosen Ablauf im Interesse und zum Nutzen der Bürger gewährleistet
haben, nicht mehr gerne zur Arbeit gehen, ist das kein gutes Zeichen. Hier wie auch in der Beckdorfer
Kita muss Frau Beckmann-Frelock dringend ihre Verantwortung wahrnehmen und eine Befriedung der
Personalsituation herbeiführen.
Weitere Unruhe entsteht oft durch Frau Beckmann-Frelocks unzureichende Vorbereitung der Ratssitzungen und fehlende Kommunikation im Vorfeld. Das führt zwangsläufig in den Sitzungen zu Korrekturen durch Ratsmitglieder, die von der Presse aufgegriffen werden und zur nächsten negativen Schlagzeile führen.
Wir Ratsmitglieder sind die gewählten Interessenvertreter der Bürger und haben die Pflicht, etwaige
Missstände klar zu benennen und gemeinsam zu versuchen, diese abzustellen. Seit ihrem Amtsantritt
haben wir und auch die Mitarbeiter*innen des Rathauses fortlaufend das Gespräch mit Frau Beckmann-Frelock gesucht. Wir haben Unterstützung und Hilfe bei ihrer Einarbeitung und auch danach angeboten. Unsere Unterstützungsangebote sind bisher ins Leere gelaufen und waren von ihr nicht erwünscht. Das macht uns hilflos.
Wir sind darauf angewiesen, dass die Samtgemeindebürgermeisterin Ratsbeschlüsse umsetzt und wir
müssen uns darauf verlassen können, dass Sachverhalte, die der Zustimmung des Rates bedürfen, nicht
eigenmächtig entschieden werden. Dass Termine eingehalten und Protokolle nicht im Nachhinein verändert werden, sollte eigentlich selbstverständlich sein.
Wir lesen immer wieder in den Zeitungen und besonders in den sozialen Medien, dass es Unzufriedenheit mit unserer ehrenamtlichen Arbeit im Samtgemeinderat und in den dazugehörigen Ausschüssen
gibt. Wir möchten gerne, dass Sie wissen: Wir machen diese Arbeit mit viel Engagement und Herzblut
in unserer Freizeit. Diese komplexe Arbeit ist nicht immer einfach. Oft gilt es vielschichtige Sachverhalte
zu analysieren, zu verstehen und den besten Kompromiss für die Gemeinschaft zu finden. Es macht uns
Spaß, denn wir setzen uns gerne für unsere Samtgemeinde ein. Jedoch ist die Arbeit in der Kommunalpolitik für uns zunehmend zu einer unnötig schweren und frustrierenden Tätigkeit geworden.
Wir wünschen uns, dass die Samtgemeinde Apensen aus den negativen Schlagzeilen in Presse und sozialen Medien herauskommt. Sachthemen und interessante Ereignisse müssen wieder in den Vordergrund rücken.
Kommentare in den sozialen Medien bilden immer nur die Wahrheit bzw. persönliche Meinung des
Verfassers ab. Das ist – wenn überhaupt – nur ein Bruchteil der ganzen Wahrheit und zusehends nicht
einmal mehr das. Deshalb unser Appell an Sie: Bitte hören Sie nicht auf sich zu informieren, Fragen zu
stellen und sich einzubringen. Kommen Sie zu den öffentlichen Samtgemeinderatssitzungen (Termine,
Tagesordnungen und Protokolle sind einsehbar unter www.apensen.de). Hier haben Sie die Möglichkeit, der Samtgemeindebürgermeisterin und den Mitgliedern des Rates Fragen zu stellen. Auch die
Ausschusssitzungen eignen sich gut, um sich Ihre eigene, umfassende Meinung zu bilden. Sprechen Sie
auch uns - Ihre Ratsvertreter - gerne direkt an.
Wir heißen Sie sehr herzlich willkommen.
Ihre Ratsmitglieder
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