Buxtehude Museum: Kostbare Schätze bleiben ungezeigt
tk. Buxtehude. Kleckern hilft nicht mehr, jetzt müsste geklotzt werden: Das Buxtehude Museum ist ein Sanierungsfall. Das Mauerwerk ist undicht. Die bereits für mehr als 300.000 Euro eingebaute Klimatechnik im sogenannten Sakralturm arbeitet ständig gegen eindringende Feuchtigkeit an. Das Gebäude am Stavenort ist ein Sorgenkind. Was eine Entscheidung über die Sanierung dringend macht: Solange das Bauwerk nicht auf Vordermann gebracht wird, werden weder die international bedeutenden Altsachsenfunde gezeigt, noch die Stadtgeschichte spannend erzählt. Das Museum fristet ein trauriges Dasein im erzwungenen Dornröschenschlaf.
"Die inhaltlichen Konzepte für neue Ausstellungen zur Stadtgeschichte und den Sachsenfunden sind fertig", sagt Museumsleiterin Dr. Susanne B. Keller. Im ersten Obergeschoss wird die Stadt- und Hansegeschichte erzählt und im zweiten Obergeschoss finden die Altsachen endlich eine Heimat.
Das große Hindernis auf dem Weg zu einem attraktiven Museum: Die Kosten für die Grundsanierung, inklusive Brandschutz und Fluchttreppenhaus, betragen rund 2,3 Millionen Euro. Eine gewaltige Summe - die allerdings in der Politik bekannt ist. Das Projekt ist ein Investitionsbrocken, der schon länger geschoben wird.
Die Voraussetzung, um zum Beispiel die Sachsen-Ausgrabungsfunde aus Immenbeck zu zeigen, sind stabile Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte sowie ein reduzierter Lichteinfall. "Holz, Silber und Leder reagieren sehr empfindlich auf jede Schwankung", so Museumschefin Keller.
In Immenbeck wurde ein Friedhof aus der Völkerwanderungszeit ausgegraben. Die Gräber datieren aus den Jahren 350 bis 550 nach Christus. Gefunden wurden wertvolle Grabbeigaben aus Gold und Silber, Glasgefäße, sogar eine eiserne Axt, deren Holzstiel noch erhalten war.
Doch nicht nur die fehlende Klimatechnik macht der Aufwertung des Museums einen Strich durch die Rechnung: Der Sakralturm darf wegen fehlender Fluchtmöglichkeiten nur von zehn Museumsbesuchern auf einmal besichtigt werden. "Eine Schulklasse darf nicht auf einmal hinein", so Keller.
"Buxtehude ist besonders, das muss man doch erzählen", sagt Susanne Gratzka, Assistentin von Museumsleiterin Keller. In kleinen Schritten voran zu gehen, bringe wenig, sind die beiden Kulturmacherinnen überzeugt. Ihr Ziel ist es, 2016 die Sachsenfunde und die Buxtehuder Hansegeschichte modern, spannend und informativ zu präsentieren.
Ob das klappt? Jetzt stehen die Haushaltsberatungen an. Die SPD hat die Sanierung des Buxtehude Museums ganz nach vorne auf die Investitionsliste gesetzt. Die Grünen haben allerdings schon gefordert, dass die Baumaßnahmen auf mehrere Jahre verteilt werden sollten. Was die Diskussion über die Kosten noch befeuern dürfte: Ein modernes Museum braucht zeitgemäße Medientechnik: WLAN, Audioguide und multimedial Inszenierungen. Das ist in den Berechnungen der Kosten noch nicht einmal enthalten. Der Museumsbesucher will heute nicht mehr von Vitrine zu Schautafel wandern, sondern Geschichte spannend präsentiert bekommen. "Wir dürfen nicht den Anschluss verlieren", sagt Susanne B. Keller. Das Buxtehude Museum hat bislang nicht einmal eine eigene Homepage.
KOMMENTAR
In einem Rutsch und jetzt
Die richtige Zeit, um die Buxtehuder Vergangenheit zu zeigen, ist jetzt. Das Buxtehude Museum muss auf Vordermann gebracht werden. Das kostet sehr viel Geld. Dass es zu dem Investitionsstau kam, ist dem Nichtstun der Vergangenheit geschuldet. Stade hat es besser gemacht und regelmäßig in seine Kulturtempel investiert. Wer Schätze besitzt und mehr Touristen anlocken will, kann nur eine Entscheidung treffen: Das Museum muss saniert werden. Jetzt und in einem Rutsch.
Tom Kreib
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