Drohnen-Piloten als Kitz-Retter im Landkreis Stade
Mäh-Tod in den Schwinge-Wiesen: Tierfreundin Karin Setter ruft zur Kooperation auf
tp. Stade. Die Augen seltsam verdreht, die Glieder vom blutigen Tierkörper getrennt - ein verstörender Anblick bot sich der Tierfreundin Karin Settter (56) kürzlich am Rand eines Feldes in den Schwinge-Wiesen in Stade: Dort starb ein Rehkitz den Mäh-Tod. Bereits vor zwei Jahren hatte Setter im WOCHENBLATT angesichts der von ihr als gefährlich eingeschätzten maschinellen Erntemethoden vor einem Unglück gewarnt. Jetzt, wo ihre schlimmsten Befürchtungen wahr geworden sind, appeliert sie in alle Richtungen, gemeinschaftlich den Schutz von Kitzen und anderen Wildtieren zu verstärken. Von allen Seiten gibt es Hilfsangebote.
Karin Setter war durch Krähen, die über dem Kadaver kreisten, auf das tödlich verletzte Kitz am Rand eines Grabens aufmerksam geworden. Sie stellte den verantwortlichen Landwirt zur Rede: "Es fühlte sich ertappt. Es tat ihm leid", sagt sie. Auch zum Schutz anderer Wildtiere wie Hasen und Fasane setzt sie nun erneut alle Hebel in Bewegung. Gemeinsam mit Nachbarn erklärt sich persönlich bereit, Felder vor dem Mähen nach Kitzen abzusuchen und die Tiere in Sicherheit zu bringen. Sie will weitere Beteiligte ins Boot holen.
Bei der Tierhilfe Stade bietet man erstmals den Einsatz der Wärmebild-Drohnen an. Laut Tierschützerin Susanne Lüdtke aus Oldendorf wurde in dem Geest-Ort mit Spenden für 17.000 Euro ein Drohnensystem angeschafft, das auf Absprache in der Region bereit steht.
Jan Wiede von der Jägerschaft Stade und Marco Mahler, der beruflich mit Drohnen arbeitet, und die anderen Helfer rücken pünktlich vor dem Mähtermin aus, um aus der Luft die Felder nach Wild abzusuchen. Wichtig ist, dass die Aktion in den Morgenstunden beginnt, wenn der Boden noch kühl ist und sich der warme Tierkörper auf den Digitalbildern deutlich von der Umgebung abhebt. Unterstützend werden Teams mit Spürhunden eingesetzt. Die Freiwilligen sind über WhatsApp und Facebook vernetzt, so dass der Einsatz rasch koordiniert werden kann. Der Verein bildet fortlaufend Drohnen-Piloten aus und sammelt weitere Spenden, von denen z.B. elektroakustische Wildretter als Ausrüstung für Erntefahrzeuge angeschafft werden.
Laut Kreis-Jägermeister Günther Bube planen auch die Jäger die Anschaffung einer Drohne. Dort ist man in Zusammenarbeit mit einem Hochschulprofessor und einer Studentengruppe allerdings noch in der Testphase.
Kreis-Landwirt Johann Knabbe aus Fredenbeck beteuert: "Kein Landwirt tötet mit Absicht ein Kitz." Agesichts der modernen Erntetechnik bleibe - troz aller Bemühungen der Freiwilligen und des Einsatzes weiterer Hilfsmittel wie hochfequente Pieper, die das Wild aus den Feldern vergrämen, - ein Restrisiko. Denn erst bei größeren Kitzen entwickelt sich der Fluchtinstinkt. Ganz junge Kitze, die sich instinktiv tief ins Gras ducken und dort verharren, könnten selbst von geschulten Helfern übersehen werden. Übrigens liege es im eigenen Interesse der Landwirte, Unfälle zu vermeiden. Durch die Kadaver werde nämlich das Futter verunreinigt. Und es drohe die Ausbreitung des gefürchteten Botulismus-Erregers.
Auch der Maschinenring ergreift Maßnahmen zum Wildschutz.
https://tsv-tierhilfestade.de
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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