Gutachten mit konkreten Projekten ist fertig
Ein Maßnahmenpaket gegen Este-Hochwasser
tk. Buxtehude. Wenn Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt und die beiden Landräte Michael Roesberg (Landkreis Stade) und Rainer Rempe (Landkreis Harburg) unisono von einem "Meilenstein" sprechen, muss das Ereignis Gewicht haben: Am Mittwoch wurde im Buxtehuder Stadthaus die Endfassung des Hochwasserschutzkonzeptes Este übergeben. 16 Este-Anrainer wirken mit, Hamburg eingeschlossen, und wollen gemeinsam am Ober- wie am Unterlauf mit einem aufeinander abgestimmten Maßnahmenpaket die Region vor Überschwemmungen durch Hochwasser schützen. Konkreter nächster Schritt: die Gründung eines Verbandes, der alle Maßnahmen beantragt, plant und Gelder dafür einwirbt.
"Diese Verbandsgründung muss innerhalb des nächsten Jahres geschehen", sagt Michael Roesberg. Die Federführung der Hochwasserpartnerschaft lag und liegt weiterhin in Buxtehude. Als Geschäftsführer des Verbandes wurde Wilhelm Ulferts gefunden. Der Oberdeichrichter der II. Meile Alten Landes hat viel Erfahrung mit Küsten- und Hochwasserschutz, aber auch mit Widerständen gegen geplante Maßnahmen. "In erster Linie will ich jetzt Vertrauen gewinnen", sagt Ulferts. Und er will weiter auf den Grundgedanken der Solidarität setzen, der dem ganzen Vorhaben zugrunde liegt. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen."
Was genau an welchen Stellen geplant wird, wurde am Mittwoch nicht im Detail erklärt. Drei dicke Aktenordner umfasst die Endfassung. Erst sollen die politischen Gremien in den jeweiligen Kommunen informiert werden, um vor Ort zu diskutieren. "Es gibt überall Betroffenheiten", so Rainer Rempe. Betroffenheit heißt: Für einzelne Maßnahmen braucht es Flächen, auf denen sich die Este bei Hochwasser ausbreiten kann.
Edgar Nehlsen von der TU Hamburg-Harburg bezeichnete das Hochwasserschutzkonzept Este als "Baukasten". Es gebe nicht die eine, alles entscheidende Maßnahme, sondern ein Paket aus vielen Projekten. Im Zusammenwirken aller Bausteine werde der beste Schutz vor Überschwemmung erreicht.
Im Este-Oberlauf, also von Kakenstorf bis Moisburg, sollen vor allem Regenrückhaltemaßnahmen umgesetzt werden. Nehlsen: Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass die einzelnen Projekte umso wirkungsvoller sind, je näher sie oberhalb und dicht an den Orten verwirklicht werden. Im Unterlauf ab Buxtehude, also in der tideabhängigen Este, soll es dagegen Polder geben, die bei Hochwasser langsam volllaufen. Deren Lage könne ortsunabhängig sein, so der Experte. Was Ober- und Unterlauf unterscheidet: In der Este ab Buxtehude muss anders gerechnet und geplant werden. Das Problem dort: Von oben fließen Wassermassen flussabwärts und bei einer gleichzeitigen Sturmflut sind die Fluttore bei Cranz geschlossen. Die Este läuft wie eine Badewanne voll. Daher wird auch das Problem der Sedimente im Gutachten behandelt. Je stärker der Fluss versandet, desto weniger Platz hat er fürs Wasser.
Bei allen Planungen, so die beiden Landräte und die Experten, sei der Klimawandel berücksichtigt worden. Sprich: mehr Starkregenereignisse.
Wilhelm Ulferts muss jetzt als Überzeuger von Kakenstorf bis Hamburg alle mit ins Boot holen. "Ich bin ein notorischer Optimist", sagt er. Die notwendige Geduld wird er für das Projekt Hochwasserschutz an der Este mitbringen: Am Bullenbruch-Polder, der das Hochwasser der Lühe im Kreis Stade aufnehmen soll, wird seit bald 20 Jahren geplant. Immerhin: Die Zielgerade ist in Sicht.
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