Leuchtender Apfel
Eindrucksvolle Aktion der regionalen Obstbauern
Eine spektakuläre Aktion von Obstbauern aus Buxtehude und dem Alten Land: Mit einem von Treckerlichtern geformten, leuchtenden Apfel machten sie am vergangenen Montag friedlich, aber sehr eindrucksvoll auf ihre Situation aufmerksam.
Um den Apfel zum Leuchten zu bringen, nahmen rund 250 Trecker auf einem Feld an der Klosterbergstraße in Buxtehude ihre zuvor über GPS ermittelte Position ein, stellten ihre Lichter an und leuchteten den Platz aus. Die Bilder werden bereits zahlreich über WhatsApp und die sozialen Medien verbreitet.
"Die Aktion hat super geklappt", ist Claus Schliecker, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen, begeistert. "Das Organisationsteam hat tolle Arbeit gemacht."
Schon seit einigen Wochen beteiligen sich die Obstbauern aus der Region an den landesweiten Bauernprotesten, distanzieren sich aber von Aktionen wie Mist und Gülle auf Straßen abzuladen. Vielmehr wollen sie auf ihre Situation aufmerksam machen und mit der Politik ins Gespräch kommen.
Ausgelöst wurden die Proteste durch die Haushaltsdebatte des Bundes, in der ohne Rücksprache mit den Landwirten Änderungen bei der Agrardieselbesteuerung und die Rücknahme der Kfz-Steuerbefreiung für Landmaschinen beschlossen wurden. "Das war im Grunde für uns nur noch der Tropfen auf den heißen Stein", erklärt Claus Schliecker. Die Obstbauern könnten, wie die Landwirte allgemein, aufgrund der vielen hohen Auflagen von ihrer Arbeit nicht mehr leben und seien mit ihren Produkten nicht mehr wettbewerbsfähig. "Wir Obstbauern erfüllen alle gesellschaftliche Auflagen, haben als einziger Berufsstand die gesteckten CO2-Ziele erreicht, achten nicht auf die Anzahl unserer Arbeitsstunden, wollen unsere Mitarbeiter gerne leistungsgerecht bezahlen und vor allem wollen wir vor Ort gesunde, hochwertige Nahrungsmittel nachhaltig produzieren", sagt Claus Schliecker. "Aber wir wollen von unserer Arbeit auch leben können."
Doch die Auflagen, zum Beispiel im Bereich Pflanzenschutz und Mindestlohn, würden immer höher. Nicht nur die innereuropäische Konkurrenz könne ihre Produkte deutlich günstiger anbieten, auch Importe aus Drittländern mache den Obstbauern das Leben schwer. "Am Ende greifen die Verbraucher zu den Erdbeeren aus Marokko, weil sie günstiger sind. Dort bekommt ein Erntehelfer allerdings auch nur 7,30 Euro am Tag, vom Pflanzenschutz gar nicht zu reden", sagt Schliecker.
Die rund 500 Obstbau-Familien im Alten Land seien sich ihrer Verantwortung bewusst und setzen z.B. modernste Technik ein, um klimaschonend beste Nahrungsmittel zu produzieren. "Da Geld dafür müssen wir jedoch erwirtschaften", sagt Claus Schliecker. Außerdem lege sich ein Obstbauer mit seiner Entscheidung, welches Obst er anpflanzt, für rund 15 Jahre fest, und braucht daher Planungssicherheit.
Daher fordern die Obstbauern einheitliche Rahmenbedingungen in Europa und Schutz vor Importen aus Drittländern aber auch gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung für ihre Arbeit. "Politik und Gesellschaft müssen sich überlegen, ob sie Wert auf hochwertige und regional erzeugte Lebensmittel legen und - wenn ja - die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen", sagt Claus Schliecker. Zur Zeit sei die wirtschaftliche Situation im Obstbau so unattraktiv, dass sich kaum noch Nachwuchs finden lasse. "Wir haben in diesem Jahr nur noch vier Auszubildende im ersten Lehrjahr", ist Claus Schliecker besorgt. "So wenige waren es noch nie."
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