Bei Bürgerinfo prallten Welten aufeinander
Flüchtlingsunterkünfte in Buxtehude: Pläne stoßen auf Kritik

Fachbereichsleiter Dr. Dirk Mellies erklärte die Pläne der Verwaltung | Foto: Hansestadt Buxtehude
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"Ein schwieriges Thema", sagte Dr. Dirk Mellies aus der Chefetage der Buxtehuder Stadtverwaltung zu Beginn der Infoveranstaltung zu den geplanten Unterkünften für Geflüchtete in der Hansestadt. Damit sollte er Recht behalten. Bei der Bürgerinformation am Donnerstagabend im Stieglitzhaus prallten sehr unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. Debatte und Streit fokussierten sich auf die Standorte an der Apensener Straße. Einige Bürgerinnen und Bürger, vor allem aus dem Süden der Stadt, attackierten die Verwaltung hart. "Ich fühle mich verkauft und getäuscht" war noch eine der harmloseren Formulierungen.

Konstruktiver Dialog über Flüchtlingsunterkünfte in Buxtehude

Ein Kernpunkt der Auseinandersetzung: Für die Stadtverwaltung sind die Container-Notunterkünfte auf dem Pioneer-Gelände und die erst grob geplanten Modulhäuser auf der anderen Seite der Apensener Straße zwei getrennte Unterkünfte. Die Bürger addieren dagegen die maximalen Belegungszahlen beider Standorte von zwei Mal 40 bis zu 80 Geflüchteten und konstatieren: "Das sind 150 Menschen und das ist uns zu viel."

"Keine Flüchtlinge erster und zweiter Klasse"

Zu Beginn der Runde erinnerte Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt an die Integrationserfolge mit Geflüchteten seit 2015 und machte auch deutlich: "Es gibt kleine Flüchtlinge erster und zweiter Klasse." Viele der Besucher der Infoveranstaltung argumentierten aber genau so: Geflüchtete aus der Ukraine seien willkommen, andere - "der Rest", wie sich eine Buxtehuderin ausdrückte - seien Migranten und weniger willkommen. "Ich will keine polizeibekannten Messerstecher", sagt sie und erntete dafür lauten Applaus. Ein anderer Mann sprach von einem "Ghetto".

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Auch wenn solche Formulierungen drastisch und diskriminierend gegenüber Geflüchteten waren - sie zeigen: Manche Menschen haben Angst vor dem Unbekannten. Häuser seien weniger wert, es müsse in teure Alarmtechnik investiert werden, Frauen könnten sich alleine nicht mehr aus dem Haus trauen. Diese Sorgen konnte die Stadtverwaltung nicht zerstreuen. Katja Oldenburg-Schmidt ging zwar im wahrsten Wortsinn direkt auf die schärfsten und lautesten Kritiker zu, um die Stimmung zu beruhigen, doch Antworten konnte sie nicht immer geben. Beispiel: Es war immer wieder die Frage, wie viele Menschen aus welchen Ländern wann kommen. Ob es sich um Familien oder alleinstehende Männer handele. "Das wissen wir im Vorfeld nicht und haben auch kaum Einfluss", betonte die Bürgermeisterin mehrfach. Die Stadt sei gesetzlich verpflichtet, eine bestimmte Zahl an Geflüchteten unterzubringen. Aktuell sind das 484 Menschen.

Nächstes Treffen nach Pfingsten

Zwei Ehrenamtliche mit viel Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten versuchten, Ängste einzudämmen. "Reden Sie mit den Menschen, lernen Sie sie kennen", sagte eine Buxtehuderin. Eine andere Ehrenamtliche verwies darauf, dass sie auch in WGs mit alleinstehenden Männern ausschließlich gute Erfahrungen gemacht habe.

Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt lud die Anwesenden ein, nach Pfingsten bei einem zweiten Treffen zusammenzukommen. Bis dahin werden die Notunterkunft auf dem Pioneer-Gelände sowie die Modulhäuser am Gildeweg belegt sein.

Am Mittwoch, 8. Februar, findet in der Malerschule, Deck 1, von 18 bis 19.30 Uhr die nächste Bürger-Infoveranstaltung zu den Unterkünften für Geflüchtete statt.

Hier könnten Unterkünfte
für Geflüchtete entstehen

(tk). Das sind die geplanten und möglichen Standorte für Unterkünfte für Geflüchtete:
Hinter der Halle auf dem Pioneer-Gelände an der Apensener Straße werden Container aufgebaut. Diese Notunterkunft soll Platz für 40 bis 80 Personen schaffen. Die Umsetzung wird schnell erfolgen. Ende März oder Anfang April sollen die ersten Menschen dort einziehen.

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Zur selben Zeit sind die Modulhäuser am Gildeweg fertig. Dort werden 70 Plätze geschaffen.
Am Melkerstieg könnten Modulhäuser für 60 bis 80 Personen entstehen. Dafür hat die Erschließungsplanung begonnen.

An der Apensener Straße, gegenüber von Pioneer, wären Modulhäuser mit 60 bis 80 Plätzen möglich. Eine Unterkunft in Eilendorf wäre kleiner und böte Raum für rund 40 Menschen. Für den Standort dort und für die Apensener Straße gibt es derzeit noch keine konkreten Planungen. Zudem sucht die Stadt weiter nach geeigneten Flächen für Modulhäuser sowie nach Wohnungen. Das sind mögliche Standorte

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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