Einer weniger im Beckdorfer Rat
Frank Wallin (IGB) schmeißt hin
"Ich kann und ich will nicht mehr", sagt der Beckdorfer Kommunalpolitiker Frank Wallin (IGB). Nachdem er sich schon vor einiger Zeit aus dem Samtgemeinderat Apensen verabschiedet hatte - das Mandat übernahm sein Sohn Sören Wallin -, will er jetzt mit sofortiger Wirkung auch seinen Sitz im Gemeinderat Beckdorf aufgeben. Zum Teil aus gesundheitlichen Gründen, zum weitaus größerem Teil aber aus Frust und Verärgerung. "Meine gesundheitliche Gesamtkonstitution erlaubt mir keine Marathonsitzungen mehr, die in jüngster Vergangenheit doch eher zumeist als Irrungen und Wirrungen aufzufassen waren", sagt er.
Ich kann und ich will nicht mehr
Mehrfach hatte Wallin öffentlich und heftige Kritik an der Arbeit der Verwaltung der Samtgemeinde Apensen und der Gemeinde Beckdorf geübt und auch die Kommunalaufsicht des Landkreises Stade eingeschaltet. Ohne Erfolg, unter anderem weil der Verwaltung - so die Erklärung von Frank Wallin - stets genügend Zeit gelassen werde, den Anlass des Vorwurfes aus der Welt zu schaffen. Als Beispiel dafür nennt er neben dem Aufstellen eines Pollers im Wiegersweg und der Fällung der alten Kastanie im Ortskern auch den jüngsten Fall "Vergabe des Endausbaus des ersten Bauabschnitts An der Blide". Hier beanstandet Wallin, dass mit dem Verwaltungsausschuss ein falsches Gremium die Vergabe beschlossen habe und das Protokoll im Nachhinein geändert worden sei (das WOCHENBLATT berichtete).
Der Landkreis wies die Vorwürfe nach längerer Prüfung mit dem Hinweis auf Lückenzuständigkeit zurück, unter anderem weil das Geld für die Vergabe bereits im Vorjahr bereitgestellt worden sei. "Zum Zeitpunkt der besagten Sitzung und zum Zeitpunkt meines Einwandes gab es für Beckdorf aber gar keinen genehmigen Haushalt 2023, auf den sich eine Lückenzuständigkeit beziehen könnte und müsste", sagt Wallin.
"Die Räte werden doch vorgeführt"
In den 1970er Jahren war er selbst u.a. als stellvertretender Samtgemeindedirektor Apensens, stellvertretender Gemeindedirektor von Apensen und Beckdorf sowie in den 1980er Jahren als dienstältester Samtgemeindedirektor (18 Jahre) von Sittensen tätig. "Wir haben es uns aber nie erlaubt, die Räte so vorzuführen, wie es heute der Fall ist", ist Wallin sauer. Die aktuelle Verwaltung mache, was sie wolle, und niemand hindere sie daran.
Es werde zwar behauptet, dass es Audioaufnahmen von den Sitzungen gebe, doch als er diese hören wollte, seien sie nicht auffindbar gewesen. Rufe er im Rathaus an, sei keiner der Ansprechpartner erreichbar und melde sich auch nicht zurück. Bekomme er im Rahmen einer Ratssitzung eine Antwort und prüfe sie, stelle er fest, dass sie nicht stimmt. So geschehen beim Thema Windkraft in Regesbostel. "Die damalige Beckdorfer Gemeindedirektorin hatte auf Nachfragen behauptet, Beckdorf sei am Windkraftpark nicht beteiligt worden", sagt Wallin. "Als ich mich bei der zuständigen Verwaltung der Samtgemeinde Hollenstedt erkundigte, wurde mir dort das Gegenteil erzählt."
Mehr Biss in den Räten und mehr bürgerliches Interesse an Kommunalpolitik
Er hätte sich mehr Einigkeit und auch mehr Biss in den Räten gewünscht, sich gegen die aktuellen Zustände zu wehren. "Es ist aber höchste Eisenbahn, diese Verwaltung hinterlässt verbrannte Erde", warnt Frank Wallin. Und auch die Bürger täten gut daran, sich mehr für kommunalpolitische Themen zu interessieren und zu intervenieren. "Denn sie werden letzten Endes die Zeche zahlen müssen", so Wallin. "Spätestens wenn die Grundsteuer erhöht wird."
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