Kommentar zum Chaos in Apensen
Frau Beckmann-Frelock, treten Sie freiwillig zurück
Was ist der Unterscheid zwischen dem britischen Regierungssitz Downing Street Nr. 10 und dem Junkernhof in Apensen? In London hat Premierministerin Liz Truss ihren Posten geräumt. In Apensen macht die Samtgemeinde-Bürgermeisterin weiter. Frau Beckmann-Frelock sollte es wie Liz Truss machen und Ihr Amt aufgeben. Noch hat sie alle Fäden in der Hand. Sie sollte das Chaos beenden und mit den Fraktionen im Rat einen vernünftigen Übergang regeln. Das würde neben Einsicht ins letztendlich Unausweichliche vor allem auch Größe zeigen. Dafür würde nicht nur ich ihr Respekt zollen.
Der Abgang der Kämmerin - aus welchen persönlichen Gründen auch immer - muss der Schlusspunkt der Flucht aus dem Rathaus gewesen sein. Jetzt darf es nur noch nur einen Abgang geben: Und das ist der der Bürgermeisterin.
Die Wählerinnen und Wähler hatten ihr aus nachvollziehbaren Gründen das Vertrauen geschenkt. Vom Apenser Politklüngel, der seit Jahren immer wieder für Schlagzeilen und Verdruss sorgt, hatten sie die Schnauze voll. Das ist verständlich. Doch der Versuch "frischen Wind" in die Samtgemeinde zu bringen, ist nicht nur gescheitert, er führt Apensen immer weiter in etwas, das sich als "Verwaltungsanarchie" bezeichnen lässt.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass es von Anfang an Versuche gab, die neue Bürgermeisterin auszubremsen. Sie war und ist schließlich kein Teil des Apenser Klüngels. Seit 2019 sitzt Beckmann-Frelock auf dem Chefsessel im Rathaus. Neben Fehlern, die jeder macht und machen darf, hätte mittlerweile aber auch ein Lerneffekt in Sachen Verwaltungsführung sichtbar werden müssen. Das ist nicht geschehen.
Im Gegenteil: Die Entscheidung, Gelder am Rat vorbei für Fortbildungskosten eines neuen Mitarbeiters zu zahlen, zeugt von einem grandiosen Fehlverständnis von Politik, politischen Prozessen und letztendlich einem demokratischen Verständnis von Verwaltungshandeln - unabdingbar für jeden demokratisch gewählten Mandatsträger.
Was zur ganzen Wahrheit aber auch gehört: Ein freiwilliger Abgang von Petra Beckmann-Frelock würde die Probleme der Samtgemeinde nicht auf einen Schlag lösen. Die Gemengelage wäre nur dann beherrschbar, wenn es im Samtgemeinde-Rat eine große Koalition der Vernunft gäbe - und das für einige Jahre, bevor das Gezänk wieder beginnt.
Gemeinsam müsste zum Beispiel Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit sich ein Bewerber oder eine Bewerberin für den Posten im Junkernhof überhaupt interessiert. Einen Schleudersitz würden sonst nur abgehalfterte Verwaltungsprofis kurz vor ihrem Pensionsanspruch in Erwägung ziehen.
Es braucht also eine Art "Doppel-Wumms": Freiwilliger Abgang der Bürgermeisterin und ein Samtgemeinde-Rat, der offen und nicht hinter verschlossenen Türen den Weg aus der Krise sucht.
Ob das klappt? Ich habe zwar meine Zweifel, aber Wunder gibt es ja bekanntlich immer wieder.
Tom Kreib
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