Kassenärztliche Vereinigung informiert die Buxtehuder Sozialpolitiker
Gefühlt fehlen in Buxtehude Hausärzte, in der Statistik nicht
tk. Buxtehude. Zwischen statistischer und gefühlter Wirklichkeit gibt es mitunter gravierende Unterschiede. Für Michael Schmitz, Geschäftsführer der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Stade, ist der Versorgungsgrad mit Hausärzten im KV-Planungsbereich Buxtehude gut. Für manche Mitglieder im Buxtehuder Sozialausschuss lässt er dagegen zu wünschen übrig. "Wieso musste ich sonst lange suchen, bis ich einen neuen Hausarzt gefunden hatte?", fragte Alexander Paatsch (SPD). "Buxtehude ist kein Notstandsgebiet", betonte demgegenüber Schmitz.
Der Hintergrund: Als Buxtehuder Planungsbereich gilt nicht nur die Estestadt selbst. Auch Jork und Horneburg sowie Apensen gehören dazu. Wenn sich in Apensen ein neuer Hausarzt ansiedelt, verbessert sich die Versorgungsquote. Für Buxtehude selbst verbessert sich dabei nichts. Als Faustregel gilt, dass ein Hausarzt innerhalb von 15 Minuten erreichbar sein müsse, so Schmitz.
Die Zahlen: Die Versorgungsquote bei Allgemeinmedizinern im Bereich Buxtehude liegt bei 91 Prozent. Bei 75 Prozent spricht die KV von einer Unterversorgung, bei 110 von einer Überversorgung. "Wir werden aber vor Erreichen der Unterversorgungsquote aktiv", sagte Schmitz. Acht Allgemeinmediziner könnten sich noch in Buxtehude oder den Umlandgemeinden niederlassen, so der KV-Geschäftsführer. Dann wären die 110 Prozent erreicht. Zahlen ausschließlich für die Hansestadt hat die KV nicht. Sie betrachtet immer den gesamten Planungsbereich.
Die Qualität der Versorgungsquote verändert sich allerdings deutlich ins Negative, wenn die Altersstruktur der Mediziner betrachtet wird. 22 Prozent der Hausärzte im Buxtehuder Bezirk sind 63 Jahre oder älter. Schmitz spricht aber "von einer gesunden Mischung". Viele Mediziner würden weit über die übliche Pensionierungsgrenze hinaus arbeiten.
Grundsätzlich habe sich die Situation der ärztlichen Versorgung verändert. "Von einer Ärzteschwemme wie in den 1970er und 80er Jahren spricht niemand mehr." Der ländliche Raum, so Schmitz weiter, garantiere Hausärzten aber ein gutes Auskommen. "Wenn sie bereit sind, viel zu arbeiten." Wobei das Lebens- und Arbeitsmodell einer Rund-um-die-Uhr-Präsenz eines Allgemeinmediziners auf dem Dorf häufig nicht mehr mit den Zielen und Vorstellungen des medizinischen Nachwuchses übereinstimme. Anstellung oder Teilzeit seien immer häufiger Berufswünsche.
"Wir nehmen Geld in die Hand", sagte Schmitz. Die KV habe seit 2012 insgesamt 60.000 Euro an Investitionszuschüssen an neue Hausärzte im Planungsbereich Buxtehude gezahlt und 430.000 Euro in die Aus- und Weiterbildung zum Allgemeinmediziner.
Es stehe jeder Kommune frei, sich aktiv um die Ansiedlung von Ärzten zu kümmern, so der Geschäftsführer. Das könne man als Wirtschaftsförderung begreifen. Er warnte aber davor, nur Geld auszugeben und darauf zu setzen, dass alles gut werde. "Ich würde zuallererst immer mit den Ärzten vor Ort reden", sagte Schmitz: Gebe es dort etwa Pläne, eine bestehende Praxis zu erweitern, die von der Kommune gefördert werden könnte?
Die Nachfragen aus der Politik machten deutlich: Gute Zahlen allein überzeugen nicht. Dörte Matthies (FDP) merkte etwa an, dass Termine bei Psychologen erst nach Monaten frei seien - laut Schmitz ein bekanntes Problem. Andere Ausschussmitglieder kritisieren, dass es trotz der ebenfalls guten Versorgung mit Fachärzten viel zu lange dauere, bis es einen Termin gebe. KV-Vertreter Schmitz hielt dagegen, dass jeder Kranke auch schnell behandelt werde. "Vergleichen Sie unsere Wartezeiten mal mit anderen Ländern." In Deutschland funktioniere alles im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf einem sehr guten Niveau.
Christian Au, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter, wies zudem darauf hin, dass es noch viel zu viele Praxen gebe, die nicht barrierefrei seien. Und André Grote (FDP) merkte an, dass es seines Wissens nach zwei von der KV mit Zuschüssen geförderte Praxen in Buxtehude gegeben habe, die beide wieder dicht seien. "Gefühlt haben wir einen großen Bedarf an weiteren Hausärzten", sagte er.
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