Landes-CDU und Einzelhändler diskutieren
Lokales Google als Buxtehuder Pilotprojekt?
tk. Buxtehude. Was ist wichtiger: Dass der lokale Einzelhändler im Netz gefunden wird oder dass mit einem Klick sichtbar ist, bei welchem Akteur vor Ort es Produkt X zu kaufen gibt? Das war ein Thema einer informellen Runde von CDU-Landespolitikern, Vertretern aus dem Einzelhandel und dem Altstadtverein in Buxtehude. Die stellvertretende CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Mareike Wulf bekam vom Vorsitzenden des Altstadtvereins, Ulrich Wiegel, mit auf den Weg: "Ein System, das wirklich funktioniert, gibt es noch nicht." Eine lokale Plattform als eine Art "Google-Shopping-Führer" mit Produkten und Läden kenne er so nicht. "Da müsste man ordentlich Geld reinstecken", meinte Wiegel. Wulf und ihr Kollege Helmut Dammann-Tamke nahmen den Ball auf und spielten ihn weiter: Warum nicht in Buxtehude eine Art Pilotprojekt starten, überlegten beide und wollen die Idee an Wirtschaftsminister Bernd Althusmann tragen.
Helmut Dammann-Tamke griff die gerade erfolgte Auszeichnung der Hansestadt mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis auf. "Eine lebendige Innenstadt ist pure Nachhaltigkeit." Deutlich wurde bei dem Gespräch aber auch: Das Förderpaket des Landes für die Digitalisierung im Einzelhandel, das derzeit auf den Weg gebracht wird, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es fördere vielleicht zwar die bessere Sichtbarkeit des Einzelnen im Netz, reiche aber nicht aus. Immerhin: Bei der Frage, ob der Shop oder das Produkt sichtbar sein müsse, sagte Mareike Wulf: "Auf jeden Fall beides." Also eine Art lokales Einzelhandel-Google.
"Das muss Geld
reinfließen"
Stackmann-Geschäftsführer Fabian Stackmann wies zudem auf ein Problem auf der technischen Ebene hin: Die Standards zwischen modernen Warenwirtschaftssystemen und teils veralteten Kassensystemen seien gravierend. Doch Daten aus beiden sehr unterschiedlichen Welten müssten in eine gemeinsame Plattform fließen. Aus Kundensicht logisch: Wer Produkt X in Shop Y kaufen will, der darf nicht im Laden feststellen, dass die Wunsch-ware gerade ausverkauft ist. Gute und aktuelle Informationen müssen sein, betonte auch Stackmann-Geschäftsführer Henning Schleemann. "Wenn ein Kunde in seiner Mittagspause googelt, will er sofort wissen, wie viel etwas kostet."
Ulrich Wiegel plädierte für den großen Wurf: "Überall ein bisschen Geld zu verteilen, funktioniert nicht." Es gehe um weit mehr als nur darum, einen Onlineshop zu bauen.
Nachhaltigkeit
wird wahrgenommen
Lokal zu shoppen, auch das war ein Thema des Treffens, habe auch ökologisch-nachhaltige Aspekte, die kommuniziert werden sollten. Die Paket- und Verpackungsflut werde eingedämmt. "Nachhaltigkeit wird wahrgenommen", meinte Schleemann über das Kundenverhalten von heute.
Wenn Ulrich Wiegel durch die Fußgängerzone der Estestadt schlendert, kommt er trotz Corona und Konkurrenz von Amazon und Co. zum Ergebnis: "Wir klagen hier über Luxusprobleme." Extremer Leerstand sei ein Problem, das es bislang nicht in gravierender Form gebe. Die Runde mit Mareike Wulf nahm das Thema auf und entwickelte gleich kreative Ideen gegen die Leerstandsproblematik, die weit über die üblichen Pop-up-Stores hinausgingen. "Unsere Azubis könnten vorübergehend etwas in einen leeren Geschäft aufbauen und entwickeln", schlug Henning Schleemann vor. Die Einzelhändler würden sich einen Fonds mit Landesgeld und kommunalen Mitteln wünschen, aus dem eine begrenzte Zeit eine reduzierte Miete an Immobilienbesitzer gezahlt werden könnte, um Kreativen und Existenzgründern beim Start im Leerstand zu helfen.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Mareike Wulf gibt sich aber nicht dem Irrglauben hin, dass der Einzelhandel die Corona-Krise unbeschadet überstehen wird. "Ich befürchte, dass es im Herbst verstärkt zu Insolvenzen kommen wird."
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