Modellversuch des Landes: Zockeltempo statt 50 auf städtischen Hauptverkehrsstraßen
Niedersachsen will probeweise Tempo 30 in Städten testen / Reaktionen aus dem Kreis Stade
tk/jd. Landkreis. Tempo 30! Dieses Verkehrsschild wird Autofahrer demnächst auf einigen Hauptverkehrsstraßen in niedersächsischen Städten zum Bremsen zwingen. Das Land will testweise drei Jahre lang das Tempolimit innerorts in ausgewählten Kommunen erproben. Am Ende sollen die Ergebnisse zeigen, ob Umwelt, Anwohner und Autofahrer gleichermaßen davon profitieren. Der Versuch soll Ende 2017 oder Anfang 2018 starten. In welchen Städten, steht noch nicht fest. Ist das eine sinnvolle Maßnahme?, wollte das WOCHENBLATT von den
Verkehrsexperten in den Verwaltungen im Landkreis Stade wissen.
Buxtehude hatte schon Anfang der 1980er-Jahre ausprobiert, was das Land testweise erforscht: Die gesamte Innenstadt war eine Tempo-30-Zone. Das sorgte bundesweit für Schlagzeilen. 200 Betonringe bremsten damals Raser aus und der damalige Stadtbaurat Otto Wicht wurde als "Kübel Otto" republikweit bekannt. Inzwischen hat nur noch der engere Innenstadtbereich flächendeckend Tempo 30.
Buxtehudes Verkehrsplaner Johannes Kleber findet Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen weder grundsätzlich sinnvoll, noch grundsätzlich schlecht. "Es kommt immer auf den Einzelfall an." Auf Straßen, die etwa schlecht einsehbar oder besonders kurvig seien oder sonstige Gefahrenstellen aufweisen, könne es sinnvoll sein, das Tempo von 50 auf 30 Stundenkilometer abzusenken. Auf guten Straßen ohne Unfallschwerpunkte könne es bei 50 km/h bleiben.
Neben Städten wie Buxtehude kämen womöglich auch ländliche Kommunen in Betracht, durch die größere Durchgangsstraßen führen. Ein Beispiel wäre Harsefeld, auf dessen Straßen in Richtung Stade und Buxtehude zu den Stoßzeiten regelmäßig etliche Autos unterwegs sind. Doch Rathauschef Rainer Schlichtmann kann sich mit der Idee eines Tempolimits nicht so recht anfreunden. In der Ortsmitte gebe es bereits Tempo 30, darüber hinaus sollten die Autofahrer auf den Hauptverkehrsachsen nicht unnötig ausgebremst werden, so Schlichtmann.
Während die beiden Städte Stade und Buxtehude sowie Harsefeld eine eigene Straßenverkehrsbehörde haben, ist für die übrigen Gemeinden der Landkreis zuständig. Dezernentin Nicole Streitz will zunächst abwarten, wie die Modalitäten für die Einrichtung von Pilotprojekten aussehen: "Wir werden aber keiner Kommune etwas aufzwingen." Die Einführung von Tempo 30 werde nur auf Wunsch einer Gemeinde und in enger Abstimmung mit dieser erfolgen.
Das Experiment des Landes mit 30 km/h dürfte manchen Autofahrern in den Städten der Landkreise Harburg und Stade ohnehin wie Lichtgeschwindigkeit vorkommen. Auf den Stauachsen geht es meist zur Hauptverkehrszeit nur im Schritttempo voran.
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