Neue "Bauernregeln" machen Landwirte wütend - Ministerin knickt ein
Kampagne aus Berlin sorgt für Ärger / Stades Kreislandwirt: "So werden Gräben vertieft"
tk. Landkreis. "So macht man die Gräben richtig tief und dieser Graben ist schön tief ausgehoben worden", sagt Stades Kreislandwirt Johann Knabbe über die Plakatkampagne von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie will mit elf Sprüchen, die an Bauernregeln erinnern, in 70 Städten und über soziale Netzwerke vor Massentierhaltung und Monokultur warnen. Kostprobe: "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein." Mache finden die Sprüche lustig, doch viele Landwirte - und sogar Schleswig-Holsteins grüner Agrarminister Robert Habeck - sind verärgert: "Das geht zu weit."
Bauernregeln hätten schließlich etwas mit Erfahrungswerten zu tun, so Knabbe. Die Hendricks-Kampagne gehöre eher in den Bereich der alternativen Fakten. Beispiel: „Gibt’s nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur", lautet einer der Sprüche. LDabei gebe es im Raum Göttingen die meisten Feldhamster in Niedersachsen, aber kaum Anbauflächen für Mais, saht Knabbe. "Auch noch sachlich falsch", kritisiert er.
Die 1,6 Millionen Euro, die die Kampagne kostet, hätten besser in sinnvolle Projekte investiert werden können. Johann Knabbe hat ausgerechnet, dass dafür in Deutschland 4.000 Kilometer eines drei Meter breiten Blühstreifens hätten angelegt werden können. "Das wäre sinnvoll gewesen."
Kritik kommt auch von Ulrich Peper von der Landwirtschaftskammer in Buchholz. Die Plakataktion in dieser Form sei unangebracht und aus fachlichen Gründen völlig unausgewogen. "Zusammenfassend kann man sagen, dass die ganze Aktion nicht hilfreich ist im Sinne eines begrüßenswerten und konstruktiven Dialogs", so Peper.
Auch in den Augen von Bernd Althusmann, Landesvorsitzender der CDU Niedersachsen und Landtagskandidat für den Wahlbereich Seevetal, Rosengarten und Neu Wulmstorf ist Aktion daneben. "Die niedersächsischen Landwirte sind keine Prügelknaben für Bundesministerin Hendricks. Dass hart arbeitende Bauern mit einer aus Steuermitteln finanzierten Kampagne des Umweltministeriums lächerlich gemacht werden, ist schlicht nicht akzeptabel." Hinzu käme, dass im Bundesumweltministerium Unkenntnis und Desinteresse hinsichtlich der bäuerlichen Landwirtschaft herrsche.
Der Protest hat Wirkung gezeigt: Ministerin Barbara Hendricks hat ihre Kampagne gestoppt. Sie will künftig mehr auf Dialog und weniger auf Konfrontation setzen.
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