Holocaust-Verharmlosung als Masche
Radikaler Impfgegner vor dem Buxtehuder Rathaus
Meinungs- und Versammlungsfreiheit sind ein hohes Gut. Die Gesellschaft muss daher einiges aushalten. Auch Peter Ganz und seine "Galerie des Grauens", die am vergangenen Freitag ein "Gastspiel" der fragwürdigen Art in Buxtehude hatten. Leserinnen und Leser hatten die WOCHENBLATT-Redaktion auf diesen Auftritt vor dem Rathaus aufmerksam gemacht. Und vor allem die Frage gestellt: Wurde das tatsächlich genehmigt?
Grund für die Kritik: Ganz ist - vor allem im Süden Deutschlands - für seine radikale Ablehnung der Corona-Impfungen bekannt. Er spricht, auch in Buxtehude, wie ein Video seines Auftritts zeigt, vom "Genozid am deutschen Volk". Das ist an der Grenze zur Verharmlosung des Holocaust. Ganz will berechnet haben, dass an der Impfung bis Ende April bereits 50.000 Deutsche gestorben und fünf Millionen schwerstgeschädigt worden seien. Den Deutschen sei anerzogen worden, die eigenen Opfer zu vergessen, meint Ganz und bedient auch damit antisemitische Narrative.
Warum er vor dem Rathaus mit Megafon und laminierten, an Schnüren aufgehängten Zetteln über das "Impfgrauen" reden durfte? Die Veranstaltung war ordnungsgemäß angemeldet, erklärt Ralf Dessel, der als Fachbereichsleiter auch für Sicherheit und Ordnung verantwortlich ist. Die Anmelderin, so Dessel weiter, hatte aber weder den Namen Ganz noch seine "Galerie des Grauens" erwähnt. Eine einzige Google-Suche hätte dann nämlich offenbart, was vor dem Buxtehuder Rathaus geplant war. Ob wegen Holocaust-Verharmlosung strafrechtlich relevante Dinge vorliegen würden, müsse die Polizei klären. Ralf Dessel wird nachfragen.
Die WOCHENBLATT-Recherche zu Peter Ganz hat zudem folgendes Ergebnis gebracht: Im Februar war er mit der "Galerie des Grauens" auch in Landsberg am Lech unterwegs. Thema: "Journalismus und freie Impfentscheidung". Gegen den Mann sei ein Strafverfahren wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung beim Amtsgericht Landsberg am Lech anhängig. Dem Beschuldigten werde seitens der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, durch das Ausstellen mehrerer Plakate u.a. mit der Überschrift „Galerie des Grauens“ das Schicksal der Juden und anderer Bevölkerungsgruppen unter der Herrschaft der Nationalsozialisten mit der laufenden Impfkampagne in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie gleichgestellt zu haben, erklärt eine Gerichtssprecherin auf WOCHENBLATT-Nachfrage.
Laut Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach waren in Buxtehude keine Beamtinnen und Beamten vor Ort. Allerdings ist die Polizei dennoch mit Ganz und seinem Buxtehude-Auftritt befasst: Ein Passant habe Strafanzeige gegen den Mann und eine Frau wegen Beleidigung gestellt.
An der Taktik ihres Auftritts müssten die radikalen Impfgegner übrigens noch feilen: Die mit Megafon vor dem Rathaus herausposaunte Aufforderung an Buxtehudes Bürgermeisterin, sich dem Gespräch zu stellen, musste ungehört bleiben: Katja Oldenburg-Schmidt sitzt einige Hundert Meter entfernt im Stadthaus. Bis dorthin dringt akustisch auch kein Lautsprecher durch.
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