Stader Landratswahl: Die Grünen zaubern Kandidatin aus dem Hut
tk. Stade. Die Grünen im Landkreis Stade treten zur Landratswahl am 25. Mai mit einer eigenen Kandidatin an: Elke Twesten, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Scheeßel (Kreis Rotenburg) wurde wenige Tage vor dem Ende der Bewerbungsfrist nominiert. Sie will gegen Amtsinhaber Michael Roesberg (parteilos) gewinnen. Eine Polit-Personalie, die völlig überraschend kam. Twesten wurde wie das Kaninchen des Zauberers am Mittwochabend bei einer Mitgliederversammlung der Grünen aus dem Hut gezogen. Sie selbst war bei dem Treffen nicht anwesend.
Mit der Entscheidung sind manche Grüne im Landkreis Stade unzufrieden. Während der Mitgliederversammlung soll heftig über das Pro und Contra von Twestens Kandidatur gestritten worden sein. Eigentlich sollte der SPD-Kandidat Robert Crumbach unterstützt werden. Aber: Einige Stader Grüne sehen deutliche Differenzen mit Crumbach. In Sachen A26 und Kohlekraft weichen grüne Positionen von denen der SPD und Crumbach ab.
Grüne Realos wollten dennoch für Crumbach werben, weil damit wenigstens der Hauch einer Chance geblieben wäre, Amtsinhaber Michael Roesberg abzulösen. "Der kann sich jetzt schon über seinen sicheren Wahlsieg freuen", sagt ein grüner Insider. Die Stader Vorstandssprecherin Angela Heinssen lobt die Personal-Entscheidung: "Mit Elke Twesten haben wir eine hervorragende Kandidatin und sehr gute Chancen, den Amtsinhaber abzulösen", erklärt sie in einer Pressemitteilung.
Überraschung herrschte auch in Elke Twestens eigenem Wahlkreis Rotenburg: Dort war nichts von ihrer Kandidatur bei den Nachbarn bekannt. Nur Gerüchte über ihre Landrats-Ambitionen machten die Runde. Thomas Sietz, Kreissprecher der Rotenburger Grünen: "Für uns ist das okay." Twesten betreue als Landtagsabgeordnete auch Stade und haben dort gute Kontakte.
Die Insider-Interpretation zu Twestens Kandidatur weicht von der offiziellen Lesart jedoch ab: Im Landkreis Rotenburg hatten sich die Grünen mit SPD und Freien Wähler auf einen gemeinsamen Landrats-Kandidaten geeinigt. Elke Twesten wollte diese Entscheidung nicht akzeptieren und warb bis zum Schluss für sich selbst. Angesichts der Aussichtslosigkeit in den eigenen Reihen, zog sie erst in der letzter Sekunde zurück.
Weil Twesten kaum noch mit ihrem eigenen Kreisverband kommunizieren soll und ihre Bewerbung in Stade nicht abgesprochen war, gilt ihre politische Zukunft in Rotenburg als weitgehend erledigt. Als Landtagskandidatin wird sie vermutlich nicht noch einmal nominiert werden. Darin sehen Twesten-Kritiker einen möglichen Grund für ihren zweiten Anlauf, einen gut dotieren Landrätinnen-Posten zu bekommen.
Elke Twesten sieht das anders: "Wenn zwei Männer kandidieren muss auch eine Frau antreten", erklärt sie auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Die Entscheidung, in Stade zu kandidieren, sei einer spontanen Entwicklung geschuldet. "Ich fühle mich dabei aber sehr wohl. "In Sachen Kommunikation mit ihrem Kreisverband und den Stader KollegInnen sei nichts schiefgelaufen. "Es ist Zeit für eine Frau und ich muss mich nicht verstecken", erklärt die Landtagsabgeordnete. Spekulationen über ihre Motivation erteilt sie eine Abfuhr: "Da gibt es nichts zu interpretieren." Über ihre Kandidatur entscheiden die Grünen abschließend Anfang April.
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