Stader und Harburger Kreislandwirte fordern:
Stilllegung der Agrarflächen endlich aussetzen

Wenn vier Prozent der deutschen Ackerflächen nicht stillgelegt werden, können vier Prozent mehr Lebensmittel produziert werden, rechnen die Kreislandwirte aus Harburg und Stade vor | Foto: pixabay/realworkhard
  • Wenn vier Prozent der deutschen Ackerflächen nicht stillgelegt werden, können vier Prozent mehr Lebensmittel produziert werden, rechnen die Kreislandwirte aus Harburg und Stade vor
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Die Rechnung von Stades Kreislandwirt Johann Knabbe ist ganz einfach: Wenn auf vier Prozent der Ackerflächen statt einer Stilllegung produziert wird, dann ergibt das vier Prozent mehr Getreide. "Genau das ist mein Job: Lebensmittel zu produzieren", sagt er. In der EU wird jetzt diskutiert, die geplante Flächenstilllegung für das kommende Jahr auszusetzen. Für Knabbe ist das überfällig. Um die Biodiversität zu steigern, sollten vier Prozent der Ackerfläche in Deutschland dauerhaft aus der Produktion genommen werden. Knabbe nennt das "eine ökologische Schrotschuss-Strategie" - breit gestreut mit wenig durchschlagender Wirkung -, "die angesichts von weltweit 800 Millionen hungernden Menschen abgeschafft gehört". Der EU-Position müsse sich jetzt endlich auch der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir anschließen, fordert Knabbe. Eine Forderung, die sein Harburger Kollege Martin Peters sofort unterschreibt. "Deutschland darf sich da nicht ausklinken."

Die Stilllegungspläne sind ein Teil des "Green Deal" der EU, erklärt Stades Kreislandwirt. Wer weiterhin auf Fördergelder aus Brüssel setze, müsse die Vier-Prozent-Flächenstilllegung akzeptieren. "Dass darüber endlich diskutiert wird, ist überfällig", sagt Johann Knabbe. Er hält von der Stilllegung ohnehin nichts - besonders dann nicht, wenn die Hungerkrise durch Russlands Überfall auf die Ukraine bedrohlich größer wird. Wenn Putin Hunger als Waffe einsetze, könne die EU - und eben auch Deutschland - nicht auf Anbauflächen verzichten.

Auf Fläche für den Anbau zu verzichten, sei derzeit auch aus anderen Gründen nicht möglich: Extrem steigende Rohstoffpreise, gestörte Lieferketten und der Krieg in der Ukraine führen etwa zu einer Explosion bei den Düngerpreisen und zur offenen Frage, wie viel Dünger im kommenden Jahr überhaupt zur Verfügung steht. "So etwas habe ich in 40 Jahren nicht erlebt", sagt Johann Knabbe. Dünger sei heute vier Mal so teuer wie zuvor. Weil Landwirte in unsicheren Zeiten Planungssicherheit brauchen und sie nicht spontan irgendetwas irgendwo aussäen, fordern Knabbe und Peters auch ein Aussetzen der vorgeschriebenen Fruchtfolge im kommenden Jahr.

Johann Knabbe ist bekannt für klare Ansagen: "Die Politik muss mit dem Eiertanz aufhören", fordert er. Seine Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben haben das Wissen, das in Brüssel und Berlin am Schreibtisch mitunter fehle. "Lasst uns die Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen und baut unnötige Hürden ab."

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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