Streit über den Estering: Politik tritt (vorerst) auf die Bremse
Buxtehuder Stadtplanungsausschuss lehnt Befreiung von Einschränkungen der Nutzung ab
tk. Buxtehude. Der Buxtehuder Ausschuss für Stadtentwicklung hat am Dienstagabend den Antrag des ACN (Automobilclub Niederelbe) abgelehnt, die im Bebauungsplan (B-Plan) für die Rallycross-Strecke Estering festgelegten Nutzungseinschränkungen teilweise aufzuheben. Die Abstimmung endete mit einem Patt und damit gilt der Antrag als abgeschmettert. Aber: Das letzte Wort hat der Verwaltungsausschuss, der das Votum noch verändern kann. Bei der intensiven Debatte wurde zudem deutlich: Die Gräben zwischen Estering-Kritikern und dem ACN sind unüberbrückbar.
Der Hintergrund: Der B-Plan aus dem Jahr 1983 legt fest, dass es auf dem Estering maximal sechs Motorsportveranstaltungen (insgesamt 12 Tage) pro Jahr geben darf. Mehr nicht. Jedes weitere Befahren der Strecke ist untersagt (das WOCHENBLATT berichtete).
ACN-Vorsitzender Andreas Steffen und sein Stellvertreter Rolf Lützow machten deutlich: Es soll auch zukünftig nur zwei Rennveranstaltungen wie in den vergangenen Jahren geben. Aber: Weil sogar WM-Läufe in Buxtehude stattfinden, müssen Fahrer und Teams die Möglichkeit für Testfahrten haben. Damit liegt die Zahl der Nutzungstage aber über dem, was der B-Plan hergibt. Die Estering-Gegner wollten daher im Sommer 2016 den Lauf zur DM per einstweiliger Verfügung stoppen. "Wenn uns so etwas bei einem WM-Lauf passiert, dann gehen wir ins Gefängnis", so Andreas Steffen. Der ehrenamtliche Vorstand hafte mit seinem Privatvermögen.
Steffen und Lützow betonten: "Wir brauchen Planungs- und Rechtssicherheit." In den vergangenen zwei Jahren lag die Zahl der Testfahrten bei unter 20. "Mehr wollen wir nicht", so Lützow. Die Sorge der Nachbarn, dass ständig gefahren werde, sei unbegründet. Lützow: "Wir sind Ehrenamtliche, das können wir personell gar nicht leisten."
Bei der Bürgerfragestunde deutliche Kritik am ACN: Die Probefahrten würden "verharmlost", Lärmwerte überschritten, im Gegensatz zu den Rennen könnten sich die Anwohner nicht auf die Testfahrten einstellen.
Was die Debatte erschwerte: Es ging immer wieder um Lärm und dessen Messung. Gegenstand der Beratung in Buxtehude war aber nur das Baurecht. Die Verwaltung wies zudem darauf hin, dass der ACN sogar ein Recht auf die Befreiung der Einschränkungen habe.
Was die Sache nicht einfacher machte: Es gibt Urteile, die an Rennstrecken wie dem Estering einen Betrieb an 69 Tagen im Jahr erlauben. Steffen und Lützow versuchten vergeblich Politik und Kritiker zu überzeugen, dass dies auf dem Estering gar nicht geplant sei. Dass sich der ACN jedoch nicht auf eine Obergrenze festlege, wurde etwa von Ulrich Felgentreu (Grüne) kritisiert.
Die SPD war für den ACN-Antrag, die CDU votierte uneinheitlich. BBG/FWG, AfD, Die Linke und Grüne lehnten die Befreiung von den Festsetzungen im B-Plan ab.
Jetzt entscheidet der VA. Dort ist ein anderes Votum wahrscheinlich: Zum einen hat die Bürgermeisterin einen Sitz und Stimmrecht. Sie ist eien Befürworterin der Freistellung von den Auflagen. Und die CDU - deren Ausschussmitglied Olaf Riesterer sich als Ortvorsteher in Eilendorf am Dienstag enthielt - ist regulär mit Petra Möhle im VA vertreten.
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