Ulrich Felgentreu: "Sauberer Diesel funktioniert"
Ulrich Felgentreu, Grünen-Politiker und Diesel-Fahrer: "Hardware-Nachrüstung ist möglich"
tk. Buxtehude. Die Verkehrsminister von Bund und Ländern haben sich am Donnerstag und Freitag zur Frühlingskonferenz getroffen. Ein Thema: Der Dieselskandal, die Folgen für die Umwelt, Fahrverbote und die Blaue Plakette. Einer, den das besonders interessiert, ist Ulrich Felgentreu, Ratsherr der Grünen in Buxtehude, Diesel-Fahrer und Kfz-Sachverständiger. Was er unverständlich findet: Technisch sei die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Katalysatoren in den meisten Fällen kein Problem.Weil das unterbleibe, fordert er von Städten, Gemeinden und vor allem den Diesel-Fahrern: "Macht Druck!"
Mit Stickoxiden, Umweltproblemen und den Folgen für die Gesundheit von Menschen beschäftigt sich Felgentreu schon lange. Den Dieselskandal gab es damals noch nicht. Umso erstaunter ist der Diplom-Ingenieur, dass das, was möglich wäre, nicht gemacht werde. Es gebe mehrere Firmen, die Katalysatoren herstellen, die aus Fahrzeugen mit der Schadstoffklasse 5 solche machen, die sauberer als der heutige beste Standard 6 sind. Es werde dabei nicht in die Motorsteuerung eingegriffen, sondern der Kat filtere, ähnlich wie bei einem Filter im Schornstein in einer Chemiefabrik, den Dreck aus den Abgasen, ohne in die Motorsteuerung einzugreifen.
Nach Felgentreus Recherchen würde das pro Fahrzeug 1.200 bis 1.500 Euro kosten. Für seinen 1er BMW denkt er darüber nach und wäre bereit, ein Drittel der Kosten selbst zu tragen. "Denn letztendlich gewinnt der Wagen dadurch an Wert." Auch für viele Fahrzeuge mit der Schadstoffklasse 4 sei die Nachrüstung möglich.
Dass die Umrüstung erfolgreich sei, hätten sowohl Messungen durch den ADAC als auch die Umwelthilfe gezeigt.
Dass Politik und Autobauer unisono sogenannte fehlende Hardware als Grund für das Nein zur verpflichtenden Nachrüstung nennen, stimme einfach nicht, sagt der Autoexperte. Das Softwareupdate bei vielen Motoren sei ungenügend. "Eine Schummelsoftware wird noch einmal manipuliert", sagt Felgentreu, doch das reiche nicht, um die Stickoxidbelastung zu senken und Millionen Autos mit Verbrennungsmotor umweltverträglicher fahren zu lassen.
Druck auf die Politik müsse sein, weil Klimaschutz nicht an Landesgrenzen aufhöre. Auch ihm sei ein neuer Diesel zu günstigen Konditionen angeboten worden. "Mein Wagen, der noch gut zehn Jahre fährt, wäre dann in irgend einem anderen Land unterwegs", sagt Felgentreu über das globale Ausmaß des Problems.
Allerdings ist der Diesel-Fahrer überzeugt, dass es einen noch weitaus besseren Weg zu sauberer Luft gibt: "Macht die Kommunen so radfahrerfreundlich, dass immer mehr Menschen aufs Rad umsteigen."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.