Kritik an Buxtehuder Projekt
Warum die Grünen die Jurten-Kita ablehnen

Der erste Entwurf der Jurten-Kita: Die Grünen im Buxtehuder Rat sehen das 
Bauvorhaben kritisch | Foto: Architekten Horneburg
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Die Fraktion der Buxtehuder Grünen lehnt einstimmig die Pläne zum Bau der sogenannten Jurten-Kita in Hedendorf ab. Das mutet wie ein Widerspruch an. Das Projekt zeichnet sich schließlich durch besonders naturnahe pädagogische Konzepte und Bauweisen aus. "Wir lehnen keine Natur-Kita ab", sagt Niels Rademacher. Der Co-Fraktionschef der Grünen führt aber eine Reihe von Kritikpunkten an, die zur ablehnenden Haltung seiner Fraktion geführt haben. Gleichwohl: Eine politische Mehrheit für die Jurten-Kita scheint trotz der Grünen-Kritik im Buxtehuder Rat sicher.

Rademacher und seine Fraktion sehen grundsätzliche Probleme, weil das Vorhaben ohne die gewöhnlich vorgeschriebene Ausschreibung und nur mit deutlich höheren Kosten im Vergleich zur "Normal-Kita" realisiert werden kann. "Eine Natur-Kita ist nicht an die Jurtenform gebunden", so Rademacher.

Die Vergabe ist intransparent

Weil diese besondere Einrichtung nur von einem einzigen Anbieter gebaut werden könne, soll nach der tatsächlichen Vergabe hinterher nur eine Art Ausschreibungserklärung veröffentlicht werden. Sollte ein anderes Unternehmen genau diese Kita ebenfalls bauen können, kann Widerspruch eingelegt werden. "Ich finde das insgesamt zu intransparent", sagt Niels Rademacher. Er hätte eine beschränkte Ausschreibung, also nur ein ausgewählter Kreis von Anbietern, für den Entwurf einer Natur-Kita besser gefunden.

Der zweite große Kritikpunkt der Grünen betrifft die Kosten: Stand heute 8,1 Millionen Euro für eine vierzügige Kita, die am Waldrand vom Neukloster Forst errichtet werden soll. Laut Berechnungen der Grünen-Fraktion liegen die Kosten im Vergleich zu einer "Normal-Kita" um rund 1,7 Millionen Euro höher. Zu viel, finden die Politikerinnen und Politiker. Angesichts vieler Millionen-Projekte in Buxtehude und der stetig steigenden Preise könne sich die Stadt nicht noch ein weiteres Leuchtturmprojekt leisten, so Rademacher.

Zu dicht am Waldrand

Kritisch sehen die Grünen auch die flächenmäßige Ausdehnung der Jurten-Anlage zum Neukloster Forst. Der vorgeschriebene Abstand zum Waldrand werde dabei unterschritten. Es müssten 30 Meter sein, doch die Kita rücke bis auf acht Meter an den Forst heran.

Zudem, auch das bemängeln die Grünen, sei die Jurten-Kita nicht einhundertprozentig barrierefrei. Es gebe nur einen einzigen festen barrierefreien Zugang. Für die Gruppen-Jurten müsste eine mobile Rampe angeschafft werden. Die wiederum könne ein Mensch mit Beeinträchtigung nur mit Assistenz aufbauen und bewältigen.

Fazit der Grünen: Der Standort ist grundsätzlich gut. Doch dort sollte eine naturnahe Kita in nachhaltiger Bauweise geplant werden, die ausgeschrieben und deutlicher preiswerter wird.

Kommentar: 

Ich würde die Position der Stadt einnehmen, stellte Niels Rademacher beim Gespräch über das Nein der Grünen zur Jurten-Kita fest. Das stimmt nur bedingt. Die Position der Stadtverwaltung ist mir relativ schnuppe. Ich finde dieses Konzept großartig.

Die Kritik der Grünen ist durchaus berechtigt. Vor allem, wenn es um die Mehrkosten von weit über eine Million Euro geht. Eine naturnahe und nachhaltig gebaute neue Kita wäre bestimmt billiger machbar. Besondere Pädagogik braucht aber auch besondere Räume. Eine Jurte ist kein Haus und damit schon ein anderer Erlebnisraum.

Ein Beispiel: Die Grünen kritisieren ein doppeltes Heizsystem. So soll jede Gruppe einen Pelletofen bekommen. Die Kinder sehen dann selbst: So viel Holz geht rein und wird verbraucht, damit es warm ist. Das ist kein teurer Quatsch, sondern genau das, was Umwelterziehung spielerisch nebenbei leisten sollte: So viele Ressourcen verbrauche ich, damit mir wohlig warm wird.

Klar - auch ein Pelletofen könnte in eine andere Natur-Kita eingebaut werden. Mich überzeugt das Gesamtpaket aus Form, Anordnung der Gebäude, Lage am Waldrand und dem Sprengen der gewöhnlichen Gebäudekonstruktion. Das Besondere hat mitunter leider auch einen besonderen Preis - und ist dennoch kein Leuchtturmprojekt. Es ist eine Investition in die Zukunft, indem es - mehr als gewöhnlich - in (Natur-)Bildung investiert. Nebeneffekt: Für diese Kita wird die Hansestadt kein Problem haben, motiviertes Personal zu finden.

Unterm Strich: Die Kritik der Grünen deckt die Schwachpunkte auf. Für mich überwiegen dennoch die Vorteile.

Und wenn ich so manche Anträge der Fraktion ansehe - fürs nachhaltige Bauen und Nachbessern sollte viel Geld ausgegeben werden. Warum dann nicht in diese Form der nachhaltigen Bildung?
Tom Kreib

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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