Gemeinsam gegen rechts
WOCHENBLATT-Interview mit aktiven Buxtehudern

Setzen sich für Demokratie ein: Carsten Kops, Katrin Hauschildt, Andreas Gubernatis und Dorte Stürmer-Brauer
  • Setzen sich für Demokratie ein: Carsten Kops, Katrin Hauschildt, Andreas Gubernatis und Dorte Stürmer-Brauer
  • hochgeladen von Nicola Dultz

Sie machen sich stark für die Demokratie und haben in Buxtehude in der jüngsten Vergangenenheit sehr erfolgreich zu Demonstrationen gegen rechts aufgerufen: der Bunte Block Buxtehude, die Omas Gegen Rechts, die AWO  und das Buxtehude Bündnis. Was verbindet diese Gruppierungen und wofür lohnt es sich in Buxtehude zu kämpfen - das wollte das WOCHENBLATT anlässlich der 75. Jahre Grundgesetz und der bevorstehenden Europawahl von Andreas Gubernatis ( AWO-Vorsitzender, Initator des Buxtehude Bündnis und SPD-Ratsherr), Dorte Stürmer-Brauer (Omas Gegen Rechts) sowie von Katrin Hauschildt und Carsten Kops (beide Bunter Block) wissen.

Carsten Kops: Uns alle verbindet, dass wir uns für Vielfalt, Menschlichkeit, Demokratie und gegen Ausländerfeindlichkeit einsetzen und dazu aufrufen, bei der Europawahl unbedingt wählen zu gehen.

Katrin Hauschildt:
Das Problem ist, dass unsere Gegner sehr laut sind und den Anschein erwecken, sehr viele zu sein und sich andere dadurch einschüchtern lassen. Aber es ist ja nun erwiesen, dass die große Mehrheit demokratisch denkt.

Dorte Stürmer-Brauer: Es geht uns auch nicht nur um Ausländerfeindlichkeit, sondern um jede Ausgrenzung von Menschen - seien es Frauen, Menschen mit Handicap oder Ausgrenzug aufgrund sexueller Identität sowie um Antisemitismus und Zionismus und alles, was in unserem Wertesystem fremd ist. Demokratie braucht Gespräche. Wir wollen weg von Schlagworten.

Andreas Gubernatis: Unser gemeinsamer Gegner ist die AfD, die mit einfacher Sprache junge Menschen catcht. Mir blutet das Herz, wenn schon junge Menschen das Gefühl haben, dass es sich nicht lohnt, für die eigene Überzeugung einzustehen.

WOCHENBLATT: Woran machen Sie es fest, dass die AfD keine demokratische Partei ist? Sie wird doch auf demokratischen Weg gewählt. Was für Auswirkung hätte eine AfD-Mehrheit für Buxtehude?

Stürmer-Brauer: Ja, sie wird demokratisch gewählt und Punkt. Damit endet die Demokratie. Die AfD arbeitet mit Angst, Desinformation und Schlagworten. Schauen Sie sich doch die Anträge der AfD an: Bürgerbeteilung soll abgebaut werden, es gibt nur Schlagworte und für keinen Bereich Lösungen ...

Hauschildt: Wir alle wären Feindbilder der AfD ...

Gubernatis: Alles, was mit der AWO zu tun hat, wird von der AfD abgelehnt, die Förderung sozialer Projekte, Schüleraustausche würden reduziert werden ...

Stürmer-Brauer: Die Kulturförderung käme zum Erliegen und wir hätten riesige Probleme mit dem Arbeitsmarkt, weil unsere ausländische Fachkräfte Buxtehude verlassen würden.

Kops: Davon wären Firmen wie Airbus, unsere Gastronomie aber auch unser Gesundheitswesen betroffen und auch Investoren würden sich zurückziehen.

Stürmer-Brauer: Auch die Unterbringung von Flüchtlingen hätte eine ganz andere Struktur. Hier macht die Hansestadt einen Top-Job mit der denzentraler Unterbringung und der Betreuung.

Gubernatis: Ich glaube allerdings, dass ein AfDler auf dem Posten eines Verwaltungschefs auf kommunaler Ebene gar keine große Auswirkung hätte, weil Entscheidungen nicht von Einzelnen getroffen werden. Für Buxtehude mache ich mir aber keine Sorgen um eine AfD-Mehrheit. Buxtehude ist stabil gegen rechts. Auf Kreis- und Landesebene sieht das vielleicht schon anders aus, weil Gesetzgebungen Einfluss auf uns haben.

Stürmer-Brauer: Ich glaube, dass auch die Kommunalpolitik in ihren Entscheidungen blockiert würde.

Hauschildt: Eine große Kompetenz der AfD ist, dass sie die Schwachstellen im System genau kennen und für sich zu nutzen wissen, ohne aber Lösungen für die jeweiligen Probleme zu bieten. Würde sie es schaffen, eine Mehrheit und damit Macht zu bekommen, gäbe es so schnell kein Zurück.

Kops: Ich möchte später nicht von meiner Tochter gefragt werden, warum ich nichts gegen eine solche Entwicklung getan habe, als es noch die Gelegenheit dazu gab.

Gubernatis: Für das Erfolgskonzept demokratiefeindlicher Partein gibt es genug Beispiele aus der Geschichte und auch Reportagen über Aussteiger aus rechtsextremen Parteien, die von Hardcore-Gehirnwäschen berichten.

WOCHENBLATT: Der Bunte Block, die Omas Gegen Rechts und das Buxtehude Bündnis vertreten die gleichen Werte und stehen gemeinsam für die Demokratie ein. Gibt es etwas, dass Sie unterscheidet?

Gubernatis: Wir stehen keinesfalls in Konkurrenz zueinander, sondern haben das gleiche Ziel mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Das Buxtehude Bündnis wurde nach der Demonstration gegen rechts, die am 12. April wegen des AfD-Auftritts an der Halepaghenschule veranstaltet wurde. Es geht darum, über ein Stadtlabel die Big Player Buxtehudes, wie Unternehmen, Sparkassen und auch die politische Parteien mit im Boot zu haben und Veranstaltungen rechtlich abzusichern.

Hauschildt: Der Bunte Block Buxtehude wurde Anfang 2024 als freier, überparteilicher Verbund für Gleichgesinnte aller Alterstufen aus allen Teilen der Gesellschaft gegründet und steht für bunte, kreative, gewaltlose Aktionen. Bei uns kann jeder und jede mitmachen, wir sind das Sammelbecken für Einzelpersonen.

Stürmer-Brauer: Die Omas Gegen Rechts wurden schon 2017 in Wien gegründet. Seit April 2022 gibt es auch in Buxtehude eine Gruppe, der ich als Reaktion auf die Demonstrationen der Corona-Leugner beigetreten bin. Wir freuen uns, gemeinsam mit dem Bunten Block und dem Buxtehude Bündnis daran zu arbeiten, dass die AfD nicht weiterhin wie bisher verniedlicht ist. Bei unserer ersten Demonstration am 22. September gegen einen AfD-Auftritt am Schulzentrum Süd hatten noch alle Parteien abgewunken. Am 12. April waren alle dabei.

Gubernatis: Das beste Beispiel für Demokratie in Buxtehude aus meiner Sicht ist der Syrienvortrag an der Halepaghenschule im Jahr 2019. Damals wurde ein Konsens für die geplante Veranstaltung gefunden.
Jetzt sind alle am Umschwenken und arbeiten an einer rechtssicheren Vorlage gegen politische Veranstaltungen an Schulen. Das haben wir alle gemeinsam geschafft - dank des tollen Einsatzes der Eltern. Demokratie wirkt in Buxtehude.

Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

Webseite von Nicola Dultz
Nicola Dultz auf Facebook
Nicola Dultz auf Instagram
Nicola Dultz auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.