Der Oberarzt-Mangel ist in der Realität angekommen - in diesen Fachgebieten fehlt es
Medizinisches Personal mit hoher Expertise ist gefragter denn je. Der Oberarzt bildet dabei keine Ausnahme und wird die Liste benötigten Fachpersonals in Zukunft ganz oben mit anführen. In der Praxis jedoch sind Vakanzen zu diesem angesehenen Berufsbild nicht so leicht zu besetzen. Dies führt dazu, dass Krankenhäuser händeringend auf der Suche nach qualifizierten Oberärztinnen und Oberärzten sind. Mehr noch: Der eigens eingeführte Oberarzt-Index bietet einen Einblick in die Details. Er zeigt, in welchen Fachbereichen der Wunsch nach dem Beruf des Oberarztes besonders groß ist. Welche Lösungen für dieses Problem denkbar sind, zeigt dieser Überblick.
Das Problem des Oberarzt-Mangels und was keine akzeptable Lösung ist
Viele medizinische Einrichtungen lassen sich Einiges einfallen, um mit gezielten Marketing-Maßnahmen Oberärztinnen und Oberärzte für offene Vakanzen anzuwerben. Oftmals wird dabei das zur Verfügung stehende Budget aufs Äußerste ausgereizt - meist häufig ohne Erfolg.
Da die Versorgung von Patientinnen und Patienten dennoch sichergestellt werden muss, sind Honorarärztinnen und Honorarärzte in vielen Fällen eine Alternative. Der Kostenfaktor spielt bei dieser Praxis jetzt eine große Rolle und belastet das für Oberarzt-Gehälter zur Verfügung stehende Budget.
zur Verfügung stehende Budget.
Einige Einrichtungen gehen mittlerweile dazu über, das gewünschte Personal im Ausland zu rekrutieren. Die fachliche Eignung ist dabei jedoch in vielen Fällen verwaschen. Hintergrund ist, dass das Berufsbild des Oberarztes ausgesprochen komplex ist und neben der fachlichen Eignung auch kulturelle und kommunikative Skills vorsieht.
Das sagt die Ärztestatistik zum Oberarzt-Mangel
Statistiken zu offenen Arzt Positionen findet man jährlich bei der Bundesärztekammer oder auch bei praktisch Arzt – einer Jobbörse für Ärzte, die sich speziell mit der Rekrutierung von Ärzten beschäftigt. Wie wird die Ärztestatistik für den Beruf des Oberarztes ermittelt? Hierfür wird die Anzahl der praktizierenden Fachärztinnen und Fachärzte in dem jeweiligen Fachbereich herangezogen. Diesen gegenüber steht die Anzahl von Oberärzten - ebenfalls in diesem Fachbereich. Mit sinkendem Wert des Indexes steigt die Nachfrage nach den jeweiligen Spezialisten.
Besonders kritisch ist die Besetzung von Vakanzen aktuell im Fachgebiet der Gastroenterologie. Aber auch in der Gefäßchirurgie und Pneumologie sind immer mehr offene Oberarztstellen vorhanden.
In der Endokrinologie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie sieht die Lage hingegen deutlich besser - wenn auch noch nicht zu 100 Prozent zufriedenstellend - aus. Das Mittelfeld des Oberarzt-Indexes besetzen die Fachbereiche Kardiologie, Hämatologie und Onkologie sowie die psychosomatische Medizin.
Zum Oberarzt-Mangel in den genannten Fachbereichen kommt hinzu, dass auch die anderen Karrierestufen der Arzt-Karriere wie Chefarzt, Facharzt und Assistenzarzt gleichermaßen gefragt sind. Die Auswahl an Bewerber/innen in diesen Berufen ist für Personalverantwortliche oftmals gering und offene Positionen sind nur schwer besetzbar. Doch woran liegt es, dass es so wenige Oberärztinnen und Oberärzte gibt?
Aus diesen Gründen herrscht Oberarzt-Mangel
Grundsätzlich ist es nicht so, dass nur Oberärztinnen und Oberärzte grundlegend fehlen. Es fehlt mangelt generell an Ärzten. Der Oberarzt-Mangel liegt wie der generelle Mangel im Nachwuchs begründet. Dieser widmet sich verstärkt dem Berufsbild des Facharztes, woraus ein Mangel an Bewerber/innen für Oberarzt-Vakanzen resultiert. Gleichzeitig gibt es auch bei weitem nicht genug Mediziner-Nachwuchs. Fast 10 Prozent der Ärzte sind schon über 65 Jahre alt. Weitere 12 Prozent sind zwischen 60 und 65 Jahre alt, so die Ärztestatistik der Bundesärztekammer. Es stehen also mehr als 20 Prozent der Ärzte kurz vor dem Ausscheiden aus dem Berufsleben. Dem gegenüber stehen viel zu wenig Studienplätze für ein Medizinstudium in Deutschland zur Verfügung. Es müssten dringend mehr Plätze für Medizinstudierende geschaffen werden, um dem Ärztemangel zu begegnen.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt ist, dass nur wenige Fachärztinnen und Fachärzte Interesse an einer Oberarzt-Stelle haben. Dies liegt vor allem an der Komplexität des Berufsbildes, welches dem medizinischen Personal viele verschiedene Skills abverlangt. Oberärztinnen und Oberärzte werden häufig herangezogen, um einen personellen Engpass auszugleichen. Dies insbesondere bei den Berufsbildern Facharzt und Assistenzarzt.
Neben diesem Ausgleich der Kapazitäten steht der Beruf des Oberarztes oft auch für eine Führungsposition. Der Oberarzt ist quasi der Abteilungsleiter. Er trägt einerseits hohe medizinische Verantwortung für alle Patienten einer Station, gleichzeitig muss der Assistenzärzte ausbilden und im Arbeitsalltag begleiten. Durch das hohe Arbeitspensum ist qualitatives Führen oftmals jedoch gar nicht hinreichend möglich. Dementsprechend sinkt die Motivation bei Oberärztinnen und Oberärzten und das Berufsbild verliert an Attraktivität. Keine optimalen Voraussetzungen, um neue Bewerber/innen für diesen Beruf zu begeistern.
Oberarzt-Mangel - Was tun?
Dass der Ist-Zustand in den Kliniken so nicht bleiben kann und sollte, ist verständlich. Doch wie lässt sich diese Situation lösen? Überlegungen hierzu bestehen in der Erhöhung von Plätzen für Studentinnen und Studenten der Medizin. Dies ist dringend nötig, auch um den immer höher werdenden
Hausarztmangel zu bekämpfen.
Ärztinnen und Ärzte können so veranlasst werden, sich durch Fortbildungen zu Oberärztinnen und Oberärzten weiter zu qualifizieren. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Kliniken monetär zu fördern, um entsprechende Weiterbildungen überhaupt anbieten zu können. Weiterhin ist es denkbar, nicht benötigte Kliniken zu schließen und die dort angestellten Oberärztinnen und Oberärzte in anderen medizinischen Einrichtungen anzustellen. Eine langfristige Lösung ist unumgänglich.
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