Historisches Schiff erstmals bei "Tagen der Industriekultur am Wasser"
Margareta glänzt wieder in Buxtehude
sla. Buxtehude. Der Ewer Margareta glänzt wieder wie früher: Soeben wurde der Mast nach gründlicher Sanierung wieder aufgerichtet - pünktlich zu den "Tagen der Industriekultur am Wasser", die in der gesamten Region zum Entdecken der Denkmäler einladen (siehe Kasten).
Im Mai wurde der Mast des Buxtehuder Ewers umgelegt. Zuletzt war das vor 30 Jahren geschehen, als das historische Schiff, das dem Buxtehuder Altstadtverein gehört, unter den Brücken ins Fleth zu seinem jetzigen Standort geschleppt wurde. Mitglieder des Fördervereins Buxtehuder Hafen und Este sowie das Team der Jugendbauhütte und der Jugendwerkstatt Walze brachten den Mast in den letzten Monaten durch gründliches Schleifen und mehrfaches Ölen wieder auf Vordermann. Das Aufstellen des Mastes war am Mittwoch ein aufwendiges Manöver mit großem Kran und reichlich Manpower. Casha Ipach vom Denkmalschutz und Denkmalpflege der Hansestadt Buxtehude begleitete die Aktion und dokumentierte sie mit Fotos. Seit 1992 ist der Ewer offiziell ein Denkmal, das jetzt erstmals auch an den "Tagen der Industriekultur am Wasser" besichtigt werden kann.
Historie der Margareta:
Am 11. November 1896 unterzeichneten der Buxtehuder Schiffer Nikolaus Ecks und der Elmshorner Schiffbaumeister D. W. Kremer Sohn einen Vertrag für den Bau eines eisernen „Giegewers“ (einmastig) mit Holzboden. Der Preis: 5.150 Goldmark. Am 11. Mai 1897 war Stapellauf und der Ewer wurde auf den Namen „Margareta“ getauft. Nach schwerer Havarie im Herbst 1898 musste das ganze Vorschiff erneuert werden. Die Reparaturkosten betrugen 1.956,25 Goldmark. Nach dem Tode von Nikolaus Ecks übernahm sein Bruder Diedrich Ecks im Jahr 1900 den Ewer. Er segelte mit seiner Frau als Besatzung mit verschiedensten Frachten hauptsächlich auf der Elbe mit ihren Nebenflüssen. 1973 wurde es aus dem Binnenschiffsregister gestrichen und ging umgebaut als Fähranleger vor der Elbinsel Lühesand vor Anker. Durch die Initiative des Tischlermeisters Ewald Martens erwarb der Förderverein „Altstadt Buxtehude e.V.“ die "Margareta" am 25. Mai 1987, die nach 37 Jahren Abwesenheit im Schlepp der Barkasse „Plummslucker“ in ihren Heimathafen Buxtehude zurückkehrte.
sla. Buxtehude. Hafenanlagen, Schleusen, Schiffe, Leucht- und Wassertürme, Brücken, Mühlen und Fabriken - über 100 Denkmäler an 49 Orten laden bei den sechsten „Tagen der Industriekultur am Wasser“ am Samstag, 25. September und Sonntag, 26. September, zu Besuchen ein.
Neu dabei ist der Ewer Margareta. Das mitten in Buxtehude festgemachte Schiff symbolisiert die seit dem 13. Jahrhundert bis in das Buxtehuder Stadtzentrum betriebene Schifffahrt. Der Ewer ist ein für das Unterelbe-Revier typisches Plattenbodenschiff.
In der Wassermühle Ovelgönne in Buxtehude, eindrucksvolles Beispiel für beengte Wohnverhältnisse während der Frühindustrialisierung, werden am Sonntag, 26. September, um 14 und 17 Uhr Führungen angeboten.
Auch Stades historischer Stadthafen ist mit Führungen rund um den Portalkran von 1927 dabei. Im Industriezeitalter reichte der Hafen in der Altstadt nicht mehr aus; deshalb wurde unmittelbar vor der Stadt 1882 der Stadthafen angelegt. Einiges des ehemaligen Hafenensembles ist noch erhalten. Die technischen Objekte werden erläutert, Führungen rund um den Portalkran von 1927 finden statt und die Hafenkabine des Hafenkrans kann bestiegen werden. Open Ship heißt es das ganze Wochenende auf der Greundiek. Das Küstenmotorschiff wurde 1949/1950 von der Rickmers-Werft in Bremerhaven gebaut. Der Ewer Wilhelmine von Stade freut sich am Samstag, 25. September ebenfalls auf Besucher. Schon 1928 verlor der Ewer seinen Mast und fuhr als motorisiertes Binnenschiff. Seit 1982 wurde er wieder aufgebaut und dient seitdem als museal betriebenes Jugendschiff.
Die Prahmfähre in Estorf-Gräpel wird wie vor 103 Jahren noch per Hand über das Wasser gezogen. Fährmänner informieren über Technik und Hafengeschichte und wer möchte, kann unter Anleitung sogar selbst Hand anlegen. Nach körperlicher Anstrengung schmeckt die regionale Küche, der geräucherte Fisch und selbstgebackener Kuchen in der angrenzenden Gaststätte „Zum Osteblick“ besonders gut.
Bei einer geführten Wanderung am 25. September um 14 oder 16 Uhr lassen sich die Ostebrücken in Hechthausen erkunden. Die Eisenbahnbrücke aus dem Jahr 1945 mit einer wechselvollen Geschichte und die formschöne Straßenbrücke von 1935, die erste befestigte Straßenbrücke in der Region.
In Hemmoor ist das Burgbeckschöpfwerk zu besichtigen. Das Schöpfen von Wasser ist in der Marsch auf beiden Seiten der Oste alltäglich. Das 1928 in Betrieb genommene Burgbeckschöpfwerk in Himmelpforten wurde 1961/62 modernisiert und ausgebaut, 2022 soll es abgerissen werden.
Die 1909 in Betrieb genommene Schwebefähre zwischen Osten und Hemmoor ist mit ihrem 38 Meter hohen Portal aus Stahlfachwerk das markanteste Bauwerk im Elbe-Weser-Dreieck. Demonstrationsfahrten finden statt und es gibt Vorträge zur Geschichte. Auch die "FährStuv", das Museum der Schwebefähre, ist geöffnet. In Drochtersen liegt das Küstenmotorschiff Jan-Dirk,über das am 25. September Mitglieder des Fördervereins führen. Weiter elbabwärts ist der Hafen von Freiburg, einst Umschlagsplatz für Getreide, Heu und Ziegelsteine. Am 25. September, um 12 Uhr beginnt ein geführter Rundgang. Um 13.30 Uhr folgt eine kurze Elbeausfahrt mit dem Blankeneser Pfahlewer. Themen werden auch der Bedeutungswandel und die Probleme eines Tidehafens sein. Anschließend wird die Bootwerft Hatecke besucht. Sie wurde 1861 gegründet. Seitdem ist der in 5. Generation geführte Familienbetrieb auf den Bau von Holzbooten spezialisiert. Zum Abschluss gibt es eine Ausfahrt auf dem historischen Pfahlewer Oderick.Auch Leuchttürme gehören zur den Denkmälern am Wasser, etwa der „Alte Leuchtturm Balje“ von 1904. Er steht gegenüber von Brunsbüttel, genau in der Flucht der Kanalschleusen. Als Leitfeuer ging er in Betrieb, nach einer Veränderung des Fahrwassers diente er als Quermarkenfeuer. Betrieben wurde das Licht mit Petroleum, ab 1927 mit Flüssiggas und seit 1962 elektrisch. 1979 wurde das Leuchtfeuer abgeschaltet. An diesem Wochenende kann der Leuchtturm besichtigt werden und Führungen werden angeboten.
Zu den letzten funktionstüchtigen Mühlen zählt die Amtswassermühle in Moisburg. Am Sonntag können Kinder Schrot mahlen und Mühlen basteln. Die Wassermühle in Scheeßel war 170 Jahre bis 1999 in Betrieb und blieb mit ihrer Technik erhalten. An den Tagen der Industriekultur wird sie mit ihren Turbinen in Betrieb genommen, Führungen werden angeboten und bei Voranmeldung wird Korn gemahlen.
In Gnarrenburg auf dem Historischen Moorhof Augustendorf dreht sich alles um Torf - den Brennstoff für Städte und Fabriken. Der Moorhof steht am Wochenende zwischen 14:00 und 18:00 Uhr zur Besichtigung offen. Führungen werden jederzeit nach Vereinbarung angeboten. Torf war als Brennmaterial auch für die hier ansässige Glasindustrie wichtig. Die 1976 stillgelegte Marienhütte war die größte von vier Glashütten im Ort. Schon 1881 produzierte sie Tropfenzähler für den Weltmarkt. Heute befindet sich in ihr ein Museum, in dem die Erfolgsgeschichte der
Gnarrenburger Glasindustrie veranschaulicht wird. Nach Anmeldung finden am Sonntag, 26. September ab 16:00 Uhr Führungen durch die Dauerausstellung statt.
Die Ziegelei Pape in Bremervörde im Ortsteil Bevern wird am 26. September ein weiterer Anziehungspunkt in der Region sein. Mit seinem Ringofen, Maschinenhaus und der zu einem idyllischen See umgewandelten Lehmkuhle, ist es eine Ziegelei zum Anfassen. In dem heutigen Museumsbetrieb wurden von 1840 bis 1973 Backsteine gebrannt. Die Ziegelei kann eigenständig oder mit Führung durch Vereinsmitglieder erkundet werden.
Die Estebrücken Eisenbahn Hollenstedt sind zum ersten Mal dabei. Mit dem Fahrrad geht es unter fachkundiger Führung entlang der vier Brücken und zwei Bahnhöfe über zehn Kilometer hin und zurück.
• Das ganze Programm: www.tagederindustriekultur.de. Historische Denkmäler am Wasser
Redakteur:Susanne Laudien aus Buxtehude |
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