Was machen eigentlich Wirtschaftsprüfer
Wirtschaftsprüfer sind eigentlich selten in den Schlagzeilen. Geändert hat sich dies, als der Bilanzskandal um den Bezahldienst Wirecard aufflog. Plötzlich stellte sich die Frage, was Wirtschaftsprüfer machen und wie zuverlässig sie sind.
Wirtschaftsprüfer stehen selten in der Öffentlichkeit
Mit den Bilanztricks bei Wirecard, die von EY nicht aufgedeckt werden konnten, rückt nicht nur die Wirtschaftsprüfungskanzlei in den Fokus. Die Agentur prüfte die jährlichen Bilanzen des bayerischen Unternehmens seit 2009. Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro fielen dabei lange nicht auf. Erstaunlich war für viele, dass durch Berichte in der Finanzpresse scheinbar keine Skepsis am Geschäftsgebaren des Finanzdienstleisters aufkam. Die "Financial Times" berichtete schon 2015 von Unregelmäßigkeiten. Wer sich die Chronologie der Firma anschaut, stellt fest,
dass die ersten Bilanzunregelmäßigkeiten schon 2008 auftraten.
Damals wurde EY mit einer Sonderprüfung des Unternehmens beauftragt. Die Behörden verfolgten daraufhin zwei mutmaßlich in die Sache verwickelte Männer.
Solche Sonderprüfungen kommen nicht selten vor. Auch in kommunalen Betrieben gibt es gelegentlich Unregelmäßigkeiten, für deren Aufklärung Wirtschaftsprüfer wichtige Arbeit leisten.
Die Rolle der Wirtschaftsprüfer von EY bleibt allerdings dubios. Inzwischen stellen sich nicht nur Fragen, warum eine Luftbuchung von 1,9 Milliarden Euro nicht auffiel. Das Auftreten der Vertreter der Kanzlei EY überraschte, weil sich das Unternehmen offenbar nicht an der Aufklärung beteiligen will. Die Wirtschaftsprüfer beriefen sich vor dem Untersuchungsausschuss im Bundestag auf ihre Schweigepflicht, obwohl sie davon vom Insolvenzverwalter entbunden wurden. EY argumentiert mit mehreren höchstrichterlichen Urteilen, die Insolvenzverwaltern dieses Recht absprechen.
Eine schwierige Situation, denn die vielen Wirtschaftsprüfer in Deutschland fühlen sich inzwischen zu Unrecht unter Generalverdacht gestellt. Etwa 29.000 Experten gibt es im Land die unzählige Gutachten erstellen, von denen die wenigsten fehlerhaft sind.
Zur Verunsicherung von Mandanten trägt auch bei, dass der Bundesfinanzminister plötzlich einen schnellen Reformbedarf im System der Wirtschaftsprüfung sieht.
Weit mehr als Abschlussprüfungen
Die Tätigkeit des Wirtschaftsprüfers gehört zu den freien Berufen. Allerdings darf sich nicht jeder Betriebswirtschaftler so zu bezeichnen, denn für das Tragen der Berufsbezeichnung ist das Bestehen strenger staatlicher Prüfungen erforderlich. Die Prüfung des Jahresabschlusses ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Auch mittelständige Kapitalgesellschaften müssen ab einer bestimmten Größe die Prüfung ihrer Bilanz in Auftrag geben. Neben den Prüfungen von Unternehmen, zu denen auch Betriebe der öffentlichen Hand gehören, müssen sich auch Stiftungen der Kontrolle unterziehen. Energie-rechtliche Vorschriften, wie das EEG, oder der Bereich der Verpackungsverordnungen gehören ebenfalls zum Tätigkeitsfeld von Wirtschaftsprüfern. Bauwesen, Kreditwesen und Wertpapierhandel sind weitere Bereiche,
die eine Wirtschaftsprüfung erfordern können.
Bestellt werden Wirtschaftsprüfer bei einer GmbH durch die Gesellschaftsversammlung und bei einer Aktiengesellschaft durch den Aufsichtsrat. Obersten Prämisse ist die Unabhängigkeit, denn das Ergebnis der Arbeit soll den Aufsichtsgremien die Ausübung ihrer Kontrollpflichten ermöglichen. Letztendlich werden die Experten auch in juristischen Fällen benötigt. Beim Verdacht von Unterschlagung und anderen Wirtschaftsstrafsachen können sie wertvolle Hinweise für die Justiz geben. Sie werden auch mit dem Aufdecken von Mängeln interner Kontrollmechanismen beauftragt. Insolvenzverwalter fragen die Dienste an, wenn sie die Sanierungsfähigkeit eines Unternehmens bewerten wollen.
Relativ umstritten sind die Beratungsdienstleistungen, die allerdings gesetzlich eindeutig beschränkt sind. Prüfer dürfen demnach Hinweise zur Optimierung von Arbeits- und Ablauforganisation geben. Sie dürfen auf Fehler hinweisen und Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Entscheidend ist, dass die Entscheidungen letztendlich beim geprüften Unternehmen bleiben.
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