Ehrenamtlicher Azubi-Begleiter: "Manchmal reicht schon ein kleiner Motivationsschub"
tk. Buxtehude. Edward Friedrich wird immer dann aktiv, wenn ein Auszubildender seine Lehre hinschmeißen will oder die Gefahr besteht, durch die Abschlussprüfungen zu fallen. Der Buxtehuder ist ein ehrenamtlicher Azubi-Begleiter. Sein Job wird immer wichtiger, denn der Fachkräftemangel und die oft langwierige Suche von Unternehmen nach neuen Azubis machen es notwendig, dass die jungen Menschen ihr Ausbildungsziel auch erreichen. Friedrichs Credo: "Wenn mein Azubi durch die Prüfung fällt, dann bin ich auch durchgefallen."
Im Ruhestand nichts zu tun war für den engagierten Ex-Geschäftsführer und Bezirksleiter von Baumärkten in ganz Deutschland keine Option. Über Kontakte im persönlichen Umfeld ist er an seine ersten Klienten gekommen. Inzwischen wird Friedrich von Firmen bei Problemen angesprochen, bekommt Azubis von der BBS oder auch der Agentur für Arbeit geschickt.
Er hilft auf zwei Ebenen: Er paukt mit den Jugendlichen den Stoff für die Prüfung und er räumt Hindernisse aus, wenn die Ausbildung zu scheitern droht. Nach seinen Erfahrungen droht das, wenn die Azubis in der Firma nicht Fuß fassen. "Mobbing ist ein Problem", sagt er. Außerdem komme es noch immer vor, dass die Jugendlichen zu viele berufsfremde Aufgaben erledigen müssen oder aber durch die Fülle des Lernstoffs überfordert seien. Ein krasser Fall: Eine 17-Jährige musste jeden Tag 14 Stunden durcharbeiten. "Da stärke ich den Betroffenen den Rücken und erkläre, mit wem sie reden müssen, um das Problem zu lösen." Und manchmal reicht es auch, den jungen Menschen einen "kleinen Motivationsschub zu verpassen".
Hart ins Gericht geht Friedrich mit dem, was manche Azubis in der Berufsschule pauken müssen. "Praxisfern", kritisiert der gelernte Einzelhandelskaufmann. Das hat er auch ans Kultusministerium geschrieben - und keine Antwort bekommen.
Auch wenn es Edward Friedrichs erstrangiges Ziel ist, seine Klienten in ihrem Job bei der Stange zu halten, er drängt nicht aufs Fortsetzen der Ausbildung, wenn es gar nicht funktioniert - aus eigener Erfahrung. Zuerst hat er im Chemiebereich gelernt und nach beendeter Ausbildung den Einzelhandelskaufmann angeschlossen. "Besser im zweiten Anlauf das Richtige finden", sagt Friedrich.
Er betreut im Durchschnitt vier junge Menschen auf einmal. Weil er pro Klient mehrere Stunden in der Woche rechnet, ist sein Ehrenamt schon fast ein Halbtagsjob. An Ideen für die Zukunft mangelt es dem Buxtehuder nicht. Gerade hat er einen Fachkongress der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Digitalisierung besucht. "Darauf muss man die Azubis vorbereiten", sagt er. Gut mit Smartphone und Co. umgehen zu können, reiche dabei nicht. "Unter anderem ist Englisch eine unabdingbare Voraussetzung."
Mehr Infos: www.ausbildungsbegleiter.de.rs
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