25 Jahre WOCHENBLATT zum Wochenende im Landkreis Stade
Eine Einschätzung von Anatol Henning, Herausgeber der Singener Wochenblatt GmbH + Co. KG
(wd). Wochenblätter greifen in der Regel redaktionell regionale Themen auf. Was bringt die Mitgliedschaft in einem bundesweiten Verband wie dem BVDA und in welchen Bereichen ist es sinnvoll, über die regionalen Grenzen hinaus mit anderen Verlagen zusammenzuarbeiten? Das wollte das WOCHENBLATT von Anatol Henning, Verlagsleiter der Singener Wochenblatt GmbH + Co. KG und Mitglied des BVDA-Hauptausschusses, wissen.
Anatol Henning: Die Wochenblätter sind in Teilen so etwas wie der Rest der lokalen Medienvielfalt in Deutschland. Einige Wochenblatt-Verlage haben daraus etwas gemacht, was man mit den Worten „Gesellschaftliche Verantwortung“ gut überschreiben kann: Sie sind vor Ort verlässlicher Partner und bieten einen Journalismus, der ankommt. Diese Verantwortung kann in Zukunft nur gelebt werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die einzelnen Verlage, das hat spätestens Corona gezeigt, haben sehr wenig Kraft, um sich politisch für faire Rahmenbedingungen einzusetzen. Es braucht eine gute „Ständevertretung“.
Und: Der BVDA gibt gute Informationen im bürokratischen Dschungel und ist so gerade für die mittelständischen Verlagshäuser eine gute Hilfe.
Die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen ist immer dann sinnvoll, wenn sich daraus für die einzelnen zusammenarbeitenden Verlage sinnvolle Perspektiven ergeben und die Vielfalt, die Leserinnen und Leser erleben sollten, erhalten bleibt. Dafür braucht es in den Grundwerten Gemeinsamkeiten, damit genau das eintreten kann. Zwischen dem Singener Wochenblatt und den Titeln des WOCHENBLATT in den Landkreisen Stade und Harburg gibt es sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Zusammenarbeit, die beide stärker macht, manchmal auch „nur“ das eine oder andere Gespräch und einen Ideenaustausch. Dafür an dieser Stelle vielen Dank.
WOCHENBLATT: Mit welchen Herausforderungen werden Anzeigenblätter aktuell konfrontiert und wie schätzen Sie die Zukunft der Anzeigenblätter ein?
Anatol Henning: Steigende Kosten (Zustellung, Papier, Bürokratie) treffen auf den Strukturwandel in den Regionen, in denen die Anzeigenblätter wirtschaftlich erfolgreich sein müssen, und auf eine zunehmende Konzentration bei den großen Konzernen, die ebenfalls Kunden der Anzeigenblätter sind. Die Aufgabe der Anzeigenblätter und des BVDA wird sein, kreativ und aktiv dafür zu kämpfen, dass das Erlösmodell weiter funktioniert und so Journalismus für alle weiter möglich sein wird. Wer die Welt vor Ort versteht und Statistiken realistisch wahrnimmt, der weiß, dass das eine ganze Zeitlang noch die Wochenzeitung auf Papier sein wird, weil nichts die Menschen vor Ort besser erreicht als die Wochenblätter in den Briefkästen, wenn sie lokal relevante Inhalte enthalten. Und die Anzeigenblätter, wenn sie nicht mehr da wären, würden eine Lücke in den lokalen Gesellschaften reißen, wie man hier im Internet gut nachlesen kann: www.wir-sind-anders.site/leserstimmen.html.
Vor Ort tatsächlich gebraucht zu werden, ist die beste Basis, die man sich für unsere Branche in diesen stürmischen Zeiten vorstellen kann. Der Rest muss erkämpft und erarbeitet werden, jede Woche neu.
WOCHENBLATT: Wie haben Sie in Ihrem eigenen Verlag auf Veränderungen in der Medienwelt reagiert?
Anatol Henning: Wir machen jede Woche die beste Wochenzeitung, die wir machen können, lernen täglich und versuchen immer wieder zu verstehen, was unsere Kunden, Leserinnen und Leser bewegt, und darauf einzugehen, mit gesundem Menschenverstand und nicht nur mit digitalen Prozessen.
WOCHENBLATT: Während viele andere Verlage in den vergangenen Jahren z.B. ihre Wochenendausgabe eingestellt haben, hält das WOCHENBLATT in den Landkreisen Harburg und Stade unverändert an zwei Ausgaben pro Woche fest. Was zeichnet, von außen betrachtet, das WOCHENBLATT in den Landkreisen Stade und Harburg aus?
Anatol Henning: Vor allem genau das: In der Krise auch da zu sein. Was kann man in einer Krise Besseres als Verleger tun, als weiter da zu sein, auch wenn es wirtschaftlich mal knapp wird. Das ist der Kitt, den die kleine Welt vor Ort doch braucht. Er schafft Verlässlichkeit und Beständigkeit, wo sie sonst oft fehlt.
Das Singener Wochenblatt wird mittwochs mit einer Auflage von 86.310 Exemplaren (vor und in Coronazeiten im Ort und Landkreis Konstanz verteilt. Der Verlag beschäftigt 35 Mitarbeiter und 250 Zusteller.
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