Neu Wulmstorfer Unternehmen drohte finanzielle Schieflage
Schwarz Cranz: Sanierung in Eigenregie nach Liquiditätsengpass

Schwarz Cranz war in Zahlungsschwierigkeiten und hat jetzt eine
Überbrückungsfinanzierung gefunden | Foto: Benecke
  • Schwarz Cranz war in Zahlungsschwierigkeiten und hat jetzt eine
    Überbrückungsfinanzierung gefunden
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tk. Neu Wulmstorf. Der Schinken- und Wurstproduzent Schwarz Cranz aus Neu Wulmstorf hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung beantragt und will damit einer drohenden Zahlungsunfähigkeit entgehen. Das Amtsgericht Tostedt hat dazu am vergangenen Freitag die Genehmigung erteilt. Grund für den Antrag sind Liquiditätsprobleme, die kurzfristig aufgetreten sein sollen. Sowohl Lieferanten als auch Kunden hätten bereits signalisiert, weiterhin mit dem Traditionsunternehmen zusammenarbeiten zu wollen.

Als Sprecher für Schwarz Cranz fungiert Patrick Hacker von der Agentur "komm.passion". "Ein solches Verfahren verschafft die notwendige Luft", sagt er. Hacker erklärt die Probleme mit dem Zusammentreffen mehrerer Faktoren: Der Einkaufspreis für Schweinefleisch sei seit Februar 2019 um mehr als 30 Prozent gestiegen. "Das kann nicht an die Kunden weitergegeben werden." Weder der Lebensmitteleinzelhandel noch der Endkunde seien bereit, Preissteigerungen mitzutragen. Hinzu käme ein erheblicher finanzieller Aufwand durch die Corona-Pandemie - etwa ein Mehr an Sicherheits- und Kontrollmaßnahmen. "Die Pandemie hat das Liquiditätsproblem massiv beschleunigt", sagt Hacker.

In der Summe habe sich ein erhöhter Finanzierungsbedarf ergeben, den die Unternehmensführung mit dem Abschluss eines neuen Kreditvertrags bei einer Großbank habe sichern wollen. Laut Hacker habe es bei dem Geldinstitut bank-interne Probleme gegeben, sodass sich die Auszahlung des Kredits deutlich verzögert habe. Um einer möglichen Schieflage rechtzeitig entgegenzutreten, sei daher der Entschluss zum Sanierungsverfahren in Eigenregie getroffen worden. Die Strategie sei bislang erfolgreich gewesen, denn Schwarz Cranz habe über ein anderes Kreditinstitut die notwendige Liquidität im Rahmen einer Insolvenzgeldvorfinanzierung erhalten.

Patrick Hacker betont, dass die Sanierungs-Entscheidung einzig der Sicherung der Liquidität geschuldet sei und nichts mit grundsätzlichen Problemen in der Fleisch- und Wurstindustrie, etwa dem angekündigten Verbot von Werkverträgen, zu tun habe. 

Die Sanierung wird von zwei Experten begleitet: Das Amtsgericht Tostedt hat den Rechtsanwalt Friedrich von Kaltenborn-Stachau zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Außerdem begleitet der Hamburger Sanierungsexperte Jan Ockelmann als Generalbevollmächtigter die Geschäftsführung von Schwarz Cranz.

Jetzt gehe es in erster Linie um Fragen der Zahlungsfähigkeit, so Sprecher Patrick Hacker. Bei einer Sanierung rücke aber auch immer die Frage nach Ausrichtung und Struktur in den Fokus. Ob eine derzeit zu starke Abhängigkeit von einigen wenigen Großkunden ein Problem ist, will der Unternehmenssprecher dabei nicht als aktuelles Thema benennen. Im Unternehmen selbst ist diese kritische Tatsache durchaus bekannt: "Die Risiken der künftigen Entwicklung bestehen durch die Umsatzanteile einzelner Schlüsselkunden am Gesamtumsatz", steht im Konzernabschluss für 2018, der im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Schwarz Cranz firmiert nicht unter dem Markennamen, sondern als Norderland Fleischwaren GmbH. Im Abschluss schreibt die Geschäftsführung 2018 auch noch, dass die Beschaffung von Mitteln am Kapitalmarkt kein Problem für das Unternehmen darstelle.

Schwarz Cranz beschäftigt 551 Mitarbeiter und liefert sowohl an Discounter als auch den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland und benachbarten Ländern.

Auch wenn das noch ein Stück weit Spekulation ist: Die Schweinepreise in Deutschland dürften aktuell nicht mehr steigen. Nach dem ersten nachgewiesenen Fall von ASP (Afrikanische Schweinepest) auf deutschem Boden haben Länder wie China, Südkorea und Japan bereits einen Einfuhrstopp verhängt. China ist der größte Importeur von deutschem Schweinefleisch mit bis zu 53.000 Tonnen monatlich. Experten aus der Fleischindustrie und auf Tierhalterseite erwarten aktuell einen hohen Preisdruck. Es gebe bereits jetzt, wenige Tage nach dem ersten ASP-Fall, ein leichtes Überangebot.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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