Wird unternehmerischer Erfolg "made in Buxtehude" bestraft?
tk. Buxtehude. Es ist eine höchst komplizierte Gemengelage aus global agierenden Unternehmen, geplanten Fusionen, wirtschaftlichem Erfolg und den Vorschriften der EU-Kommission zur Wettbewerbskontrolle. In diesem Wirrwarr muss sich die Buxtehuder Firma NRI behaupten, vielleicht sogar um ihre Zukunft kämpfen. Die Firma stellt Münzprüf- und Wechselgeräte her.
Der Hintergrund: Der Mutterkonzern von NRI, das US-Unternehmen Crane, will die ebenfalls in den USA ansässige Unternehmensgruppe MEI übernehmen. Beide Unternehmensgruppen entwickeln und vertreiben unter anderem bedienerlose Zahlsysteme, wie sie zum Beispiel in Getränkeautomaten zum Einsatz kommen.
Die Wettbewerbshüter der EU haben festgestellt, dass die fusionierten Firmen eine marktbeherrschende Stellung im europäischen Wirtschaftsraum bei diesen Zahlsystemen hätten. Folge: Crane soll zwei Tochterunternehmen verkaufen. Betroffen davon ist NRI aus Buxtehude.
Ein Verkauf wäre für NRI nach WOCHENBLATT-Informationen kein Problem. Grund: Die Firma ist hoch profitabel und innovativ. Ein Investor würde eine echte Perle erwerben. Ein Problem aus Buxtehuder Sicht: Der Mutterkonzern Crane interpretiert die EU-Forderung offenbar anders und spricht nicht von Verkauf, sondern davon, eine Technologielizenz zu vergeben. Das könnte bedeuten, dass der Lizenznehmer die NRI-Produkte für einige Jahr produziert und vertreibt.
Das könnte dazu führen, dass NRI einen Tod auf Raten stirbt. Denn gewinnbringend bleibt die Firma nur, wenn sie konsequent tut, was sie in den vergangenen Jahren getan hat: innovative Produkte entwickeln und international verkaufen.
Eine Frage ist entscheidend: Wäre die EU-Kommission mit einer Lizenzvergabe statt einer Verkaufs einverstanden? Damit können die EU-Wettbewerbshüter über die rund 150 Jobs am Standort Buxtehude entscheiden. Denn: Insider mutmaßen, dass Crane NRI nur sehr ungern verkaufen würde, weil dadurch Konkurrenz außerhalb des neuen Crane-MEI-Verbunds entstünde. Insider vermuten ebenfalls: Es gebe genug Interessenten, die NRI mit Kusshand kaufen würden.
Im kleinen Buxtehude hat sich ein kleines Unternehmen zum weltweiten Marktführer entwickelt. Erfolg, finden die Mitarbeiter, darf nicht bestraft werden.
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