Hausärzte? - Bitte melden!
Wie der Landkreis mit Anzeigen, Plakaten und Betreuung der medizinischen Unterversorgung vorbeugen will.
(mum). Der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB) schlägt Alarm: Aus seiner Sicht muss dringend an Konzepten gegen eine drohende medizinische Unterversorgung in den ländlichen Gebieten gearbeitet werden. „In manchen, vor allem ländlich geprägten Regionen sind die aktuellen Entwicklungen gerade im Bereich der hausärztlichen Versorgung sehr besorgniserregend“, sagt NSGB-Sprecher Thorsten Bullerdiek.
Wenn ein Hausarzt seine Praxis aus Altersgründen schließe, sei es zum Teil sehr schwer, einen Nachfolger zu finden. „Die Bürger haben einen Anspruch darauf, unabhängig von ihrem Wohnsitz einen Hausarzt aufsuchen zu können“, so Bullerdiek. „Alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen müssen deshalb jetzt handeln, damit wir es in naher Zukunft nicht mit einem flächendeckenden Ärztemangel zu tun bekommen.“
Vorrangig sieht der NSGB dabei die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen in der Pflicht, die nach den gesetzlichen Bestimmungen die ambulante ärztliche Versorgung aller Versicherten sicherstellen muss.
„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Reiner Kaminski, Fachbereichsleiter Soziales beim Landkreis Harburg. Der Landkreis investiere seit 2011 jedes Jahr knapp 40.000 Euro in die Anwerbung von Medizinern. Unter dem Motto „StadtLandPraxis“ werden unter anderem im „Deutschen Ärzteblatt“ und auf Plakaten in deutschen Universitätsstädten (Hamburg, Göttingen und Heidelberg) geworben. Laut Kaminski mit Erfolg. Derzeit stünden 107 Kontakte in seinem Notizbuch. „Das sind Studenten, aber auch Assistenzärzte“, so der Fachbereichsleiter. Die Interessenten erhalten regelmäßig einen Newsletter. Zudem würde Kaminski versuchen, sie mit Ärzten zusammenzubringen, die einen Nachfolger für ihre Praxis suchen. Zuletzt ließ sich ein Ärzte-Ehepaar aus der Schweiz die Vorzüge der Nordheide zeigen. Das bisherige Fazit Kaminskis Wirken sieht so aus: 13 Mediziner wurden bislang konkret in den Landkreis gelockt. Unter anderem wurden fünf Ärzte eingestellt, zwei haben sich mit eigenen Praxen niedergelassen.
Wie dringend notwendig ein Handeln allerdings ist, zeigen folgende Zahlen:
Der Versorgungsgrad bei den Hausärzten beträgt im Landkreis Harburg 89,9 Prozent - bei weniger als 75 Prozent spricht die Kassenärztliche Vereinigung von einer Unterversorgung. Derzeit sind 126 Hausarztsitze gemeldet.
Kaminski rechnet vor: Falls alle Hausärzte bis zum 68. Lebensjahr arbeiteten, würden bis zum Jahr 2020 insgesamt 41 Mediziner ihre Praxis aufgeben. Dann läge der Versorgungsgrad bei 55 Prozent - vorausgesetzt, es findet sich kein Nachwuchs. „Für uns bedeutet das, dass wir unsere Bemühungen weiterhin intensivieren müssen“, so Kaminski. Leider stammen diese Zahlen aus dem Mai vorigen Jahres. Die Kassenärztliche Vereinigung könne derzeit laut Kaminski keine aktuellen Zahlen liefern.
• Interessierten Ärzten steht Reiner Kaminski unter 04171 - 693423 oder per E-Mail (r.kaminski@lkharburg.de) zur Verfügung. Weitere Informationen zu „StadtLandPraxis“ gibt es im Internet unter www.stadtlandpraxis.de.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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