Künstlerin aus Hechthausen bedauert fehlende Anerkennung von kreativer Arbeit
Kunst wird zu wenig wertgeschätzt
jab. Hechthausen. Brotlose Kunst, die Bezeichnung ist Programm. "Die meisten bildenden Künstler können nicht von ihrem Beruf leben," sagt Marie Schirrmacher-Meitz (60), Künstlerin und Kuratorin aus Hechthausen.
Sie selbst habe das "Glück" eine Witwenrente zu erhalten, die ihre Grundkosten weitestgehend deckt. Dennoch: "Nur drei bis vier Prozent der Künstler können wirklich von ihrer Arbeit leben", meint die Künstlerin. Ohne einen weiteren Beruf ginge es gar nicht, so Schirrmacher-Meitz. Das sei eine hohe Doppelbelastung.
Der Druck auf die Künstler sei außerdem enorm groß. Jedes Jahr müssen die Kreativen dem Finanzamt glaubhaft machen, dass es sich bei ihrer Tätigkeit um ihren Beruf handelt und nicht nur um ein Hobby. Seit einiger Zeit seien sie zudem verpflichtet in die Künstlersozialkasse einzuzahlen, dafür erhalten sie dann aber eine Unterstützung bei den Krankenkassenbeiträgen und im Alter eine Rente, so Schirrmacher-Meitz. Können allerdings drei Jahre lang keine Umsätze erzielt werden, fallen sie aus der Kasse heraus und müssen alles auf eigene Kosten tragen. "Das ist natürlich alles richtig. Aber wir sind als Künstler gezwungen, Umsatz zu machen", so Schirrmacher-Meitz.
Das Künstlerdasein beinhalte auch einen hohen Aufwand. "Man muss sich selbst vermarkten, Ahnung von Buchhaltung, Gesetzen, Versicherungen und vielen weiteren Dingen haben", erklärt die 60-Jährige. Um seine Bilder ausstellen zu können, müsse zudem selbstständig Kontakt zu beispielsweise Kunstvereinen aufgenommen werden.
Künstler investieren jede Menge Geld, bevor überhaupt ein Werk verkauft werden kann, vor allem bei den Einzelausstellungen. Von den Materialien der Kunstwerke angefangen bis hin zu den Ausstellungen fallen für die Versicherungen, Auf- und Abbau, eventuell Mietwagen und Sprit, Übernachtungen sowie die Plakate und Einladungen inklusive Graphiker hohe Kosten an, die sie aus eigener Tasche bezahlen muss. "Je mehr ich arbeite, desto ärmer werde ich", sagt die Künstlerin. Jedenfalls wenn sie nicht genug Objekte verkaufe.
Dazu werde häufig kaum oder gar kein Eintritt für die Ausstellungen genommen, wodurch eigentlich ein Teil der Kosten wieder reinkommen könnte, kritisiert Schirrmacher-Meitz. Vor allem Künstler, die keine sogenannte angepasste Kunst machen, sprich Objekte, die Menschen sich ins Wohnzimmer stellen würden, gingen dabei leer aus, außer es werden anderweitig Gelder akquiriert, z.B. Fördergelder. Bei Ausstellungen mit verschiedenen Künstlern sei der Kostenaufwand zwar nicht so groß, der Nutzen aber auch geringer.
Oftmals unterschätzen Besucher auch den Wert eines Bildes. Die Menschen fragen, wie lange sie für ein Bild gebraucht habe, um den Wert einzuordnen und mit einem "Gehalt" gegenrechnen zu können, erzählt Schirrmacher-Meitz. Das sei aber gar nicht möglich. Ihre Antwort inzwischen: "60 Jahre". Denn so lange habe sie gebraucht, um die Erfahrungen und Erkenntnisse zu sammeln, ihre Ausbildung zu absolvieren, um überhaupt auf die Idee für das Werk zu kommen. Auch Skizzen, Fotos machen und alles archivieren, gehöre zu einem einzigen Objekt dazu. "Das kostet alles Zeit", sagt die Künstlerin.
Inzwischen stelle Schirrmacher-Meitz ihre Kunst auch international aus. Zum einen, um ihren Namen bekannter zu machen, zum anderen, weil Kunst im Ausland einen höheren Stellenwert habe, erklärt sie. Zudem gibt sie auch Workshops, um etwas dazu zu verdienen.
Marie Schirrmacher-Meitz wünscht sich, dass die künstlerische Arbeit mehr wertgeschätzt und die Leistung anerkannt wird. Außerdem plädiert sie dafür, dass auch die kleineren Kunstvereine und ähnliche Institutionen Eintritt nehmen sollten. Denn das Argument, der Künstler könne ja Bilder verkaufen, sei einfach keines. Schließlich müsse es für einen Verkauf auch erst einmal einen Interessenten geben, so Schirrmacher-Meitz.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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