Redakteurin verliert die Bodenhaftung
"Mein erstes Mal": WOCHENBLATT-Redakteurin und Ex-Stewardess Alexandra Bisping traut sich in einen Segelflieger
(ab). (ab). Das Wetter ist milde an diesem Vormittag - perfekt für meinen lange geplanten Selbstversuch. Als ich, WOCHENBLATT-Redakteurin Alexandra Bisping (49), mein Auto vor dem Gebäude der Segelflugschule parke, bin ich ziemlich froh gestimmt. Endlich wieder einmal fliegen! Nach vielen Jahren Flug-Abstinenz freue ich mich als ehemalige Flugbegleiterin darauf, mal wieder den "Boden unter den Füßen zu verlieren".
Auf dem Weg zum Flugplatz durch die wunderschöne Fischbeker Heide bei Neu Wulmstorf kann ich schon Motorengeräusche hören. Aber je näher ich dem Ort des Geschehens komme, desto mulmiger wird mir zumute. Ich bin nicht schwindelfrei! In großen Verkehrsmaschinen war das für mich nie ein Problem, aber wie wird es in so einem winzigen und engen Flieger sein? Außerdem habe ich einiges von einer Winde gehört, die einen Segelflieger katapultartig in die Luft befördern soll.
Auf dem Flugplatz begegne ich zuerst Heike Wockenfuß, einer Flugschülerin, die gerade Starthilfe gibt. Sie stützt ein Segelflugzeug am Flügel ab und läuft nebenher, während dieses an einem Seil von einem anderen Flugzeug in die Luft gezogen wird. Sobald es selbstständig fliegt, wird das Seil ausgeklinkt.
Heike Wockenfuß erzählt, dass sie und ihr Mann gemeinsam den Segelflugschein machen. Zwischen 60 und 70 Starts muss ein Schüler absolvieren, um die A-Lizenz zu bekommen. Mit der darf er zwar alleine fliegen, wird aber durch den Fluglehrer vom Boden aus angeleitet.
Wir gehen zum "Tower", einer Mischung aus Truck und Jeep. "Bevor wir mit dem Fliegen starten dürfen, müssen wir uns vom Flugbetrieb in Finkenwerder die genehmigte Flughöhe holen", erklärt Andreas Linke-Diesinger. Er arbeitet bei Lufthansa Technik und hat während seines Flugzeugbau-Studiums 1986 die Fluglehrerlizenz erworben. Heute darf bis zu einer Höhe von 2.500 Fuß (ca. 760 Meter) geflogen werden.
Die Winde bleibt mir erspart und ich steige auch nicht in einen normalen Segelflieger, sondern in ein Segelflugzeug mit Propeller - einen sogenannten Motorsegler. In dem Zweisitzer ist es extrem eng, Pilot Ulrich Maiberger und ich sind beide über 1,80 Meter groß und müssen uns ganz schön zusammenfalten. Dann kommt der sogenannte Fünf-Punkt-Gurt, bei dem Schulter- und Beckengurte in einen Dreh-Schnellverschluss münden. Mein mulmiges Gefühl weicht langsam der Vorfreude, ich bekomme einen Kopfhörer mit Mikrophon, damit ich mich mit dem Piloten während des Fluges unterhalten kann. Dann geht es los.
Der Start geht schnell und verhältnismäßig sanft. Mir ist weder unwohl noch schwindelig, was bei anderen Gästen wohl durchaus schon vorgekommen sei, hatte mir Andreas Linke-Diesinger vor dem Start erzählt. Wir steigen auf 2.000 Fuß Höhe, kreisen über Harburg und die Fischbeker Heide, haben einen guten Blick auf Hamburg, das Airbus-Werk in Finkenwerder, dann Neu Wulmstorf und das Gelände der ehemaligen Röttiger-Kaserne. Es wackelt ein bisschen, doch das nehme ich kaum wahr. Die befürchtete Übelkeit bleibt aus. Die Vogelperspektive fasziniert mich. Weiteres Plus: Ich darf das Fliegen genießen, ohne an Passagiere und Service denken zu müssen.
Nach gut 20 Minuten geht es wieder nach unten. Die Landung holpert weniger, als ich angenommen hatte. Ganz leicht hüpft der Flieger auf und ab und wir haben wieder festen Boden unter den Füßen.
Mein Fazit: Es war ein toller Flug, den ich noch einmal wiederholen werde. Denn den Katapultstart mit der Winde möchte ich auf jeden Fall auch einmal erleben.
• Wer mehr über das Segelfliegen in Fischbek erfahren möchte: www.segelflugclub-fischbek.de.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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