Interview: Ist das duale Studium noch ein Exot?
"Unsere Studierenden müssen nicht auf Jobsuche gehen"
tk. Buxtehude. Eine aktuelle Studie des "Centrums für Hochschulentwicklung" (CHE) zeigt, dass duale Studiengänge in Deutschland zwar boomen, aber immer noch eine Randerscheinung sind. Mit 3,7 Prozent aller Studierenden (rund 105.000) sei ein duales Studium "noch keine Massenbewegung" so die Studienautoren, die von einem "exklusiven Angebot" sprechen. Niedersachsen liegt von allen 16 Bundesländern auf Rang elf, was den Anteil der dual Studierenden betrifft. Studieren an der hochschule 21 in Buxtehude also nur "Exoten"?, wollte das WOCHENBLATT von Marcus Hübner, Geschäftsführer der hs21, wissen.
WOCHENBLATT: Das duale Studium ist laut der Studie noch "ein exklusives Angebot". Woran liegt das?
Marcus Hübner: Der Anstieg der Abiturientenzahlen in den frühen 1970er Jahren führte zu einem großen Andrang bei den Universitäten und Fachhochschulen. Aus der Wirtschaft kam in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob die kommenden Absolventen noch bedarfsgerecht und praxisorientiert ausgebildet werden. Die dualen Hochschulen entstanden unter anderem als Reaktion auf diesen Bedarf. Die Entwicklung von praxisorientierten Studiengängen ist jedoch ein langfristiger Prozess, der heute noch anhält.
Ist die doppelte Belastung von Studium und Beruf vielleicht zu hoch?
Der Arbeitsaufwand eines dualen Studiums ist sicherlich nicht gering und die Semester sind gut „durchgetaktet“. Unsere Studierenden wissen jedoch durch eine individuelle Beratung vor der Studienaufnahme, worauf sie sich einlassen.
Ebenso stehen wir im engen Kontakt mit unseren dualen Partnern, also den Praxisunternehmen und Ausbildungspartnern, in denen der beruflich beziehungsweise ausbildungsrelevante Teil des Studiums absolviert wird. Die Quote derer, die ihr Studium an der hochschule 21 erfolgreich absolvieren, liegt bei circa 90 Prozent. Das spricht dafür, dass die Belastung nicht zu hoch ist. Außerdem ist eine angemessene studentische Arbeitslast durch die Akkreditierung festgelegt.
Sind mit "exklusiv" auch Studiengebühren an einer privaten Hochschule gemeint? Und: Was kostet ein Bachelorstudium in Buxtehude?
Das Studium an unserer Hochschule kostet zwischen 245,00 und 630,00 Euro pro Semester, je nach Studiengang. Unsere Studierenden erhalten jedoch von ihren Unternehmen oder Ausbildungsstätten in der Regel ein Gehalt beziehungsweise eine Vergütung. Zusätzlich werden die Studiengebühren von den meisten Unternehmen übernommen. Ganz unabhängig hiervon ist ein duales Studium immer eine Investition in die Zukunft – wir denken, eine, die sich lohnt.
Wie sehen Sie grundsätzlich die Perspektiven fürs duale Studium?
Das duale Studium ist das Zukunftsmodell für den Arbeitsmarkt von heute und morgen. Bei uns sind die Theorie- und Praxisphasen in den technischen Studiengängen im Drei-Monats-Rhythmus organisiert. Das, was in der Theoriephase erlernt wurde, kann also während der Praxisphase sofort vertieft und angewandt werden. Die Absolventinnen und Absolventen aller Studiengänge erhalten hier nicht nur einen akademischen Hochschulabschluss, sondern haben außerdem eine beachtliche Praxiserfahrung. Mehr dual geht nicht. Nach Beendigung des Studiums verbleiben die Absolventen in der Regel noch einige Zeit bei ihren Praxispartnern beschäftigt. Das bedeutet, unsere Studierenden müssen nicht auf Jobsuche gehen und die Unternehmen freuen sich über sehr gut ausgebildete und bereits eingearbeitete Mitarbeiter. Das ist der beste Weg, dem Fachkräftemangel vorzubeugen.
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