Auf Vorhaltungen möglichst verzichten
Erfolgreiche Telefonaktion zum Thema Alkoholmissbrauch
(sb). Zu einer Telefonaktion zum Thema Alkoholsucht hatte das WOCHENBLATT gemeinsam mit Beratern der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Alkoholmissbrauch aufgerufen. Hintergrund: Fast zehn Millionen Menschen in Deutschland trinken so viel Alkohol, dass sie ihrer Gesundheit damit ernsthaften Schaden zufügen können. Gestellt wurden u.a. folgende Fragen:
Frage: "Seit mein Mann Rentner ist, trinkt er sehr viel Schnaps, oft fast eine Flasche am Tag. Was kann ich machen?"
Antwort: Es ist in Deutschland erlaubt, sich pausenlos zu betrinken. Aber Sie sind nicht verpflichtet, ihrem Mann dabei zuzusehen und das zu erdulden. Wenn ihm der Schnaps wichtiger ist als alles andere, dann sollten sich Ihre Wege im Alltag oft trennen. Wenn Ihr Mann dann doch ein gemeinsames Leben möchte, muss er an seinem Alkohol-Problem arbeiten."
Frage: "Ist bei älteren Menschen die Entwöhnung vom Alkohol überhaupt noch möglich?"
Antwort: "Ja, viele Menschen in höherem Alter haben es geschafft, vom Alkohol loszukommen. Wichtig ist zuerst einmal, dass sie die Entwöhnung selbst wollen. Dann sollten sie die Hilfe von Suchtberatungsstellen in Anspruch nehmen. Adressen findet man in örtlichen Telefonbüchern oder unter www.bzga.de. Oft ist auch der Hausarzt ein guter Ansprechpartner, um das Problem anzugehen."
Frage: "Im Urlaub war ich ein paar Tage mit meinem Vater zusammen und ich bin entsetzt, wie viel er trinkt. Wie soll ich mich verhalten?"
Antwort: "Sie können Ihrem Vater sachlich sagen, was Sie beobachtet haben. Verzichten Sie möglichst auf Vorhaltungen, die führen eher zur Abwehr. Besser ist es zu betonen, dass Sie sich Sorgen um ihn machen."
Frage: "Mein Mann trinkt mindestens drei Liter Bier pro Tag. Kann das noch gesund sein?"
Antwort: "Nein, das ist ein starker Alkoholmissbrauch. Die Gefahr, dass daraus eine Alkoholabhängigkeit wird, ist sehr groß. Gesundheitlich unbedenklich wären bei erwachsenen Frauen zehn Gramm reiner Alkohol am Tag, bei Männern etwa zwanzig Gramm, das entspricht einem halben Liter Bier. Hinzu kommt, dass mindestens zwei Tage in der Woche alkoholfrei sein sollten, damit keine Gewöhnung einsetzt."
Frage: "Ich trinke am Wochenende abends oft eine Flasche Rotwein aus. In der Woche trinke ich nicht. Ist das trotzdem zu viel?"
Antwort: "Ja, es ist zu viel. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie immer zuerst ein alkoholfreies Getränk gegen den Durst und zum Wein reichlich Wasser trinken. Trinken Sie langsam, setzen Sie das Glas nach jedem Schluck ab. Benutzen Sie kleinere Gläser bzw. schenken Sie die Gläser weniger voll."
Frage: "Ich befürchte, dass ich zu viel trinke. Könnte ich das irgendwo anonym testen?"
Antwort: "Sie können zum Beispiel den Selbsttest auf der BZgA-Seite www.kenn-dein-limit.de machen. Oder Sie bestellen sich unter order@bzga.de ein Trinktagebuch und füllen es aus. Auch so erhalten Sie einen Überblick über das eigene Trinkverhalten."
• Für weitere Fragen ist das Sucht-Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr unter 0221 - 892031 erreichbar.
• Für Jugendliche unter 16 Jahren: www.null-alkohol-voll-power.de , für Jugendliche von 16 bis 20 Jahren: www.kenn-dein-limit.info, für Erwachsene: www.kenn-dein-limit.de.
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