Bundesregierung sollte Rentenpläne ad acta legen
Arbeitgeberpräsident Westermann warnt vor massivem Fachkräftemangel
(nw). „Der Fachkräftemangel ist in unserem Alltag längst angekommen“, stellt Heiko Westermann mit Blick auf den jetzt verabschiedeten zweiten Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Fachkräftesicherung fest: „Bereits ein Drittel der Betriebe sieht durch fehlende Fachkräfte ein Risiko fürs eigene Geschäft“, weiß der Präsident des Arbeitgeberverbandes Lüneburg Nordostniedersachsen (AV). Schuld daran ist die demografische Entwicklung.
Mit umso größerer Sorge bewertet der Lüneburger AV-Präsident daher die Pläne von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die Arbeitnehmern den Eintritt in eine abschlagsfreie Rente mit 63 ermöglichen möchte. „So verständlich der Wunsch eines jeden einzelnen auch ist, seine Rente möglichst früh und lange genießen zu wollen - es ist der falsche Weg!“, warnt Westermann. Schon jetzt sei bei 20 Berufen das Verhältnis von Nachfrage und Angebot so ungünstig, dass sie nach den statistischen Kriterien der Arbeitsagentur als Mangelberufe gelten. Das ist ein Drittel mehr als vor Jahresfrist. Vor allem in den Bereichen Gesundheit und MINT - also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik - fehlen Nachwuchskräfte. „Im Bereich Gesundheit wird man dieses Problem eventuell durch Zuwanderung und eine Erhöhung der Vollzeitbeschäftigten entschärfen können“, glaubt Westermann. Im Bereich MINT bringe seinen Worten zufolge eine Erhöhung aber wenig, da hier bereits schon heute rund 90 Prozent der Erwerbstätigen in Vollzeit arbeiten würden.
„Diese Negativ-Entwicklung gefährdet aber nicht nur die Unternehmen, sondern den gesamten Wirtschaftsstandort und somit letztlich alle sozialen Sicherungssysteme“, mahnt der Lüneburger Arbeitgeberpräsident - „die Zeche zahlen dann zwangsläufig die nachfolgenden Generationen.“
Allein die Altersgruppe der Beschäftigten von 55 bis 64 Jahren hat sich seit 2000 um gut 24 Prozent vergrößert - Tendenz steigend. Westermanns Appell: „Das Know-how und die Erfahrung älterer Menschen dürfen wir nicht so einfach aufgeben. Die Bundesregierung sollte daher ihre Rentenpläne ganz schnell wieder ad acta legen!“
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