Herkules-Aufgabe für Apfel-Vermarkter
bc. Altes Land. Rekordernten verderben die Preise. Eine Binsenweisheit, die für das Alte Land mit seinen 850 Obstbauern und 10.000 Hektar Anbaufläche derzeit vollends zutrifft.
Die Apfelbauern an der Niederelbe haben im vergangenen Herbst eine riesige Ernte von 330.000 Tonnen eingefahren (das WOCHENBLATT berichtete). Für ihre qualitativ hochwertige Ware erhalten sie aber aktuell nur einen Erzeugerpreis von durchschnittlich 26 Cent pro Kilogramm. Zu wenig, um etwas zu verdienen. „Optimal wäre ein Preis von 35 bis 40 Cent“, sagt Frank Döscher, Geschäftsführer der „Elbe Obst“-Vertriebsgesellschaft.
Die „Elbe Obst“ - mit einer Erntemenge 2014 von rund 200.000 Tonnen der größte Apfel-Vermarkter an der Niederelbe - steht dabei vor einer Herkules-Aufgabe. „Wir müssen die doppelte Menge der Ernte 2013 abverkaufen“, konstatiert Döscher.
Zum Vergleich: Jeder fünfte Apfel im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) stammt von „Elbe Obst“.
Trotz einer europaweiten Rekordernte (12 Mio. Tonnen) und dem nach wie vor bestehenden Russland-Embargo laufe der Apfel-Absatz richtig gut, sagt Döscher. Gegenwärtig befänden sich in den „Elbe Obst“-Lagern etwas weniger als 70.000 Tonnen, fast so viel wie zum gleichen Zeitpunkt einer normalen Erntesaison.
Dafür verantwortlich sind in erster Linie die vielen Aktionsgeschäfte der „Elbe Obst“, die die Vertriebler mit Hauptsitz in Hollern-Twielenfleth seit Herbst vergangenen Jahres fahren. Viele Äpfel wurden in den Supermärkten in großen Gebinden verkauft.
Bis zum Erntestart im kommenden Herbst müssen die Lagerbestände aber weiter in einem verlässlich hohen Tempo vermarktet werden. Döscher: „Wir müssen weiter jede Woche am Ball bleiben.“ Er beobachtet dabei einen Trend: „Die Deutschen essen wieder mehr deutsche Äpfel, achten bewusster auf regionale Produkte.“ Gut für die Altländer Bauern.
„Elbe Obst“ schaut sich bei der Vermarktung nicht ausschließlich in Deutschland um. Immer wieder strecken Döscher und seine Mitstreiter ihre Fühler neben den traditionellen skandinavischen Ländern nach neuen Exportmärkten aus. Während die Vereinigten Arabischen Emirate an der Niederelbe schon länger ein Thema sind, landeten in diesem Jahr erstmals Container in Bangladesch an. Und: Erst kürzlich reiste eine „Elbe Obst“-Delegation zu Sondierungsgesprächen mit Händlern nach Riad in Saudi-Arabien. „Das könnte ein neuer Markt werden“, urteilt Döscher. Die Marke ‚made in Germany‘ verfüge noch immer über einen guten Ruf.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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