Mit dem Alter kommt die Armut
DGB: Niedrige Löhne, Senkung des Rentenniveaus - immer mehr Beschäftigten im Landkreis droht die Altersarmut
(kb). Fast jeder dritte Vollzeitbeschäftigte im Kreis Harburg muss künftig mindestens 47 Jahre lang arbeiten, um eine Rente zu bekommen, die knapp oberhalb der Grundsicherung liegt. Das haben aktuelle Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ergeben.
Diese dramatische Entwicklung habe zwei Gründe: Im Kreis Harburg arbeiten 30 Prozent der Vollzeitbeschäftigten – 10.385 Menschen – für einen Lohn unterhalb der westdeutschen Niedriglohnschwelle von 1.890 Euro brutto im Monat. Zudem soll das Rentenniveau nach den Plänen der Bundesregierung von heute knapp 50 bis auf 43 Prozent sinken. Altersarmut wird laut DGB dadurch auch eine Gefahr für Normalverdienende.
Die Durchschnittsrente lag im Zugangsjahr 2012 im Kreis Harburg bei nur 992 Euro (Männer) bzw. 505 Euro (Frauen). Wenn das Rentenniveau von 43 Prozent schon heute gelten würde, läge die durchschnittliche Rente nur noch bei rund 853 Euro (Männer) bzw. 434 Euro (Frauen).
"Eine gefährliche Entwicklung", so Dr. Matthias Richter-Steinke, Regionsgeschäftsführer der DGB-Region Nord-Ost-Niedersachsen. „Es ist ein Skandal, dass ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten im Kreis Harburg mit Niedriglöhnen abgespeist wird." Ebenso unverantwortlich sei die Senkung des Rentenniveaus. Die Durchschnittsrente im Kreis Harburg würde deutlich unter der Grundsicherung landen, so Richter-Steinke.
Der DGB fordert daher eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt mit einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und einer Stabilisierung des Rentenniveaus. "Das DGB-Rentenmodell zeigt, dass die Sicherung der Renten finanzierbar ist", so Richter-Steinke. Dafür müsse der Rentenbeitrag bis zum Jahr 2030 nicht einmal höher steigen, als es vom Gesetzgeber ohnehin geplant sei.
"Es kommt entscheidend darauf an, noch in diesem Jahr die Anhebung des Beitragssatzes zu beschließen und eine Demografie-Reserve aufzubauen", so Richter-Steinke. Dafür reichten schon moderate Beitragssteigerungen von jährlich maximal 0,3 Prozent (rund 4 Euro mehr im Monat für Durchschnittsverdienende).
Der Plan der Bundesregierung, die Rücklagen der Rentenversicherung aufzulösen, sei angesichts der älter werdenden Gesellschaft geradezu absurd.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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