"Pella Sietas": Aufträge in Sicht
bc. Neuenfelde. Hier wird tatsächlich gearbeitet! Auf der Anfang des Jahres vom russischen Schiffbau-Unternehmen "Pella" übernommenen Sietas-Werft wird mehr hinter als vor den Kulissen an der Zukunft des Unternehmens gebastelt. Am Dienstag ließen die Mitarbeiter der ältesten Werft Deutschlands (gegründet 1635) nach langer Zeit mal wieder ein Schiff ins Wasser. Zwar keinen Neubau, sondern eine grundüberholte Fähre der städtischen Reederei "HADAG", aber immerhin. "Die Fähre war unser Gesellenstück", sagt Björn Pape, technischer Direktor bei "Pella Sietas". Er verspricht sich küanftig weitere Aufträge der "HADAG".
Wie berichtet, verließ im Februar als letztes großes Neubauprojekt das Offshore-Errichterschiff "Aeolus" Neuenfelde. Seitdem herrschte in der Außenwahrnehmung weitgehend Stillstand auf dem Werftgelände. Grund: Der Betrieb befindet sich nach mehrjähriger Insolvenz noch immer in der Erholungsphase. Gerade einmal 42 Beschäftigte arbeiteten im März an der Este-Mündung.
Neue Groß-Aufträge konnte Prokuristin Natallia Dean daher nicht verkünden. Auch jetzt nicht. Trotzdem ist "Pella Sietas" zuversichtlich, dass ihre russische Mutter bald grünes Licht für Neubauten geben wird. Die Altländer Traditionswerft ist abhängig von ihrem neuen Eigentümer Garegin Tsaturow.
"Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2016 drei neue Schiffe bauen werden: einen Schlepper, ein Rettungsschiff und einen Eisbrecher. Alle sollen im russischen Nordmeer eingesetzt werden", berichtet Björn Pape. Derzeit arbeiten ca. 30 Ingenieure an den Konstruktionsplänen. Pape: "Wir planen mit dem Brennbeginn der Stahlplatten im Mai/Juni 2015. Noch ist aber nichts unterschrieben."
"Pella Sietas" erhofft sich viel vom neuen Zugang zum russischen Markt. Pape: "Es herrscht ein erheblicher Investitionsstau in der russischen Schifffahrt. Von diesem Kuchen möchten wir natürlich auch ein Stück haben."
Nichtsdestotrotz verfügen die Neuenfelder Schiffbauer auch über einen eigenen Vertrieb, der u.a. für den Deal mit der "HADAG" verantwortlich ist. Für die Arbeiten an der 30 Meter langen und acht Meter breiten Fähre hatte die Werft eigens ein Trägergestell angefertigt, in das die Fähre ins Wasser gelassen wurde. Neben diversen Wartungsarbeiten wurde die "Waltershof" auch mit dem Design des neuen Musicals "Das Wunder von Bern" gebrandet.
Rund 130 Mitarbeiter sind zurzeit bei "Pella Sietas" beschäftigt. Weitere 270 sollen bis Ende 2016 dazukommen. Gegenwärtig arbeitet die Werft an unterschiedlichen kleineren Projekten, wie z.B. dem Dalbenbau für den Tiefseehafen Wilhelmshaven oder dem Bau von Rohrleitungen für die Industrie. Auch als Zulieferer ist "Pella Sietas" aktiv. Anfang des Jahres ist geplant, Rumpfbauteile für ein Kreuzfahrtschiff an die Meyer-Werft in Papenburg zu liefern.
Was unterdessen mit dem maroden, 100 Jahre alten "Dock 5" passiert - gut sichtbar vom Estesperrwerk - ist unklar. Die Alternativen lauten verschrotten oder sanieren. Pape: "Das hängt auch von den neuen Aufträgen ab."
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.