Zu geringe Lehrgangskapazitäten
Kritische Worte des Stader Kreisbrandmeisters
Auf dem Kreisfeuerwehrverbandstag in der Drochterser Festhalle hatte Kreisbrandmeister Peter Winter einige positive Nachrichten zu verkünden. Vor allem hielt er aber nicht mit Kritik am Land Niedersachsen und hier in erster Linie am Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) hinterm Berg. Ein Dorn im Auge ist ihm vor allem die schlechte Schulungssituation. Winter moniert, dass viel zu wenig Lehrgänge an den Landesfeuerwehrschulen angeboten werden.
Zum erfreulichen Part von Winters Ausführungen auf der Versammlung der Feuerwehrführungskräfte auf Kreisebene gehörte der Bericht über die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den 92 Ortswehren des Landkreises Stade. Ende 2022 zählten die Einsatzabteilungen insgesamt aktive 4.166 Feuerwehrleute, rund zehn Prozent davon sind weiblich. Die kreisweit drei Werkfeuerwehren kamen auf 190 Mitglieder, den 36 Jugendfeuerwehren und zwölf Kinderfeuerwehren gehören 678 bzw. 176 Mitglieder an. "Unsere Mitgliedszahlen im Landkreis Stade sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und bewegen sich jetzt auf einem konstant hohen Level", resümiert der Kreisbrandmeister. Er hoffe, dass dieses hohe Niveau weiterhin gehalten werden kann. Angesichts des demografischen Wandels erhalte eine hervorragende Jugendarbeit zur Sicherung des Nachwuchses einen immer höheren Stellenwert.
Deutliche Kritik an Lehrgangssituation auf Landesebene
Deutliche Worte fand Winter bei seiner Kritik an der "gravierenden Unterversorgung" an den Landesfeuerwehrschulen: Der damalige niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) habe versprochen, dass die Feuerwehren mindestens 70 Prozent des gemeldeten Lehrgangsbedarfs pro Jahr zugeteilt bekämen. Die Realität sehe aber anders aus. Derzeit werde eine maximale Zuteilungsquote von nur 35 Prozent erreicht. "Das ist nicht ansatzweise für die Deckung unserer Bedarfe ausreichend", sagt Winter. "Auf diesen nicht tragbaren Sachverhalt haben wir Feuerwehrführungskräfte schon seit Jahren sehr deutlich hingewiesen."
Nachdem sich die Politik diesen Forderungen angeschlossen und das Innenministerium unter Handlungszwang gesetzt hätten, sei „ohne Vorankündigung und Einbindung der Kreisbrandmeister“ ein „für das Land sehr einfacher Lösungsansatz zur Bewältigung des Problems“ präsentiert worden: die Streichung des Truppführer-Lehrgangs ab 2024.
Was Winter hier besonders ärgert: Das NLBK habe den künftigen Wegfall des Truppführer-Lehrgangs einfach nur per Rundschreiben und ohne weitere Rücksprache und Abstimmung mit den Kreisbandmeistern kommuniziert. Diese „rabiate“ Art des Vorgehens seitens des Innenministeriums und des NLBK suche seinesgleichen und sorge "für massiven Unmut bei uns Führungskräften der Freiwilligen Feuerwehr".
Erstaunt zeigte sich der Kreisbrandmeister zudem, dass die Feuerwehren bereits jetzt den Lehrgangsbedarf bis 2027 anmelden sollen – Werte, die von den Führungskräften für vier Jahre im Voraus überhaupt nicht belastbar ermittelt werden können. Und dies vor dem Hintergrund, dass seitens der Landesfeuerwehrschule klar gesagt worden sei, dass dort niemand eine konkrete Bedarfsermittlung benötige, "sondern stumpf nach dem festgelegten Schlüssel die Lehrgänge an die Landkreise verteilt werden".
Besonderer Fokus auf den Lebensrettern der Notfallgruppen
Der Beauftragte für Notfallgruppen, Matthias Block, stellte das segensreiche Wirken der Spezialeinheiten – etwa bei Reanimationen – dar. Von 38 im Jahr 2020 ist ihre Zahl auf aktuell 46 gestiegen, weitere Gruppen sind in Planung. 2020 rückten die Notfallgruppen 300-mal aus, 2022 sogar 404-mal und in diesem Jahr bereits 128-mal. Zahlreiche Menschenleben konnten durch das frühe Eintreffen der besonders qualifizierten und ausgestatteten Ersthelfer gerettet werden. Seit 2016 gab es 1.886 Einsätze der Notfallgruppen, denen inzwischen 1.180 aktive Mitglieder angehören.
Kreisjugendfeuerwehrwart Björn Heibült berichtete anhand einer Fotoschau von zahlreichen Aktionen der Jugendfeuerwehren: z.B. Ausflüge, Zeltlager, Wettbewerbe und Müllsammlungen. Zudem standen Wahlen für die Gremien des Verbandes und die Ehrungen und Beförderungen verdienter Kameraden auf dem Programm.
Landrat Kai Seefried (CDU) hob in seinem Grußwort das Engagement der Feuerwehren im Zusammenhang mit den Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine hervor. Ob bei der Einrichtung der Notunterkunft oder bei drei Hilfstransporten im vergangenen Jahr – immer seien es die Freiwilligen aus den 92 Ortswehren, die mit angepackt hätten. Bei den Vorbereitungen auf eine mögliche Energiemangellage hätten Vertreter der Feuerwehren maßgeblich in den Arbeitsgruppen des Landkreises mitgewirkt.
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