Hans Jürgen Weber hat als Spezialist für Seilbagger seinen Traumberuf gefunden
Dank Fachkenntnis "ein Geschenk Gottes"
sb. Barnkrug. Seine Spezialkenntnisse sind auf vielen Baustellen, aber auch im Museum gefragt: Hans Jürgen Weber (54) ist Fachmann für historische Seilbagger. Sein ältestes "Schätzchen" auf seinem Firmengelände in Barnkrug bei Drochtersen ist Baujahr 1949. Insgesamt besitzt der Technik-Fan 22 historische Fahrzeuge mit Seiltechnik.
Im Unterschied zu modernen Hydraulikbaggern kann Weber mit seinen Fahrzeugen auch dort arbeiten, wo nur wenig Platz ist oder die Platzverhältnisse schwierig sind. "Einmal habe ich zum Beispiel einen neun Meter tiefen Schacht in einer Fabrikhalle ausgehoben", erzählt Weber. "Das Besondere dabei war, dass die Halle nur sechs Meter hoch war. Das hätte mit einem Hydraulikbagger niemals funktioniert - der benötigt mehr Platz nach oben." Vergangenen Herbst war Weber mit einem seiner Fahrzeuge an der Okertalsperre im Einsatz. In 30 Meter Tiefe beseitigte er von einem Ponton aus Schwemmgut - als Vorbereitung für eine Reparatur an der Talsperrenwand. "Bei solchen Einsätzen wird man gefordert - aber die machen auch richtig viel Spaß."
Der gebürtige Hamburger absolvierte nach der Schule zunächst eine Glaserlehre. "Ich hatte aber eigentlich immer mehr Lust aufs Schrauben und habe nach Abschluss meiner Ausbildung beim Eisenbahnmuseum in Aumühle angeheuert", sagt Weber. "Dort habe ich dann meine Liebe zu alten Fahrzeugen und meinen Traumberuf entdeckt." Als ein Bekannter ihn um Hilfe bat, einen alten Seilbagger, den dieser für seine Erdbaufirma erworben hatte, vom Verkäufer abzuholen, nahm Weber zum ersten Mal in der Kabine eines solchen Fahrzeugs Platz. "Intuitiv wusste ich sofort, wie man solch einen Bagger fährt", erinnert er sich. "Den Bagger habe ich meinem Bekannten dann später für 2.000 D-Mark abgekauft. Das war der Grundstein für meine Selbstständigkeit."
Für das Bedienen der historischen Seilbagger braucht Hans Jürgen Weber keinen Führerschein. "Die Handhabung habe ich mir im Laufe der Zeit selbst angeeignet", erzählt er. Wichtig sei eine gute Koordination, da man die Bagger mit beiden Händen und Füßen gleichzeitig bedient. Sein enormes Wissen um das Arbeiten mit den historischen Seilbaggern macht ihn zu einem gefragte Fachmann. "Als ich 2007 eher zufällig mit meiner Lebensgefährtin das ehemalige Firmengelände des Baggerherstellers Menck und Hambrock in Hamburg-Ottensen besuchte, entdeckten wir dort in der Ausstellung einen alten Menck M 152 mit Hochlöffel-Ausrüstung." Im Gespräch mit einem Mitarbeiter des dortigen Stadtteilarchivs erfuhren sie, dass seit dem Tod des letzten Fahrers vor einigen Jahren niemand mehr die Maschine zu bedienen wusste. Als Weber sagte, dass er das könne, wurde er vom Archiv-Team begeistert als "Geschenk Gottes" bezeichnet. Seit 2007 übernimmt Weber die Betreuung und Pflege des Baggers und führt ihn mehrmals im Jahr Besuchern in Aktion vor.
www.seilbaggerarbeiten.de
• Haben auch Sie über Umwege Ihren Traumberuf gefunden oder einen außergewöhnlichen Beruf gewählt? Schreiben Sie eine Mail an nicola.dultz-kluever@kreiszeitung.net.
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