Ungläubiger Blick in den Himmel
Labor-Versuchsschweine finden im Drochterser Tierhof Neumann ein neues Zuhause
ig. Drochtersen. „Ich hoffe, die drei halten durch“, sagt Thorsten Neumann und blickt auf seine neuen "Mitbewohner", drei rosige Schweine. „Sie mussten ja einiges erleiden.“
Neumann hat vor 20 Jahren den Bauernhof seiner Großeltern zu einem Gnadenhof ausgeweitet. Seitdem ist der Drochterser Hof eine Zuflucht für Tiere, die Besitzer ausgesetzt haben oder wegen schlechter Haltung weggenommen wurden. Und: "Die alt und teuer geworden sind und nicht mehr erwünscht sind." Mehr als 200 Tiere haben hier inzwischen ein neues Zuhause gefunden, darunter seit kurzem auch die dreijährigen Laborschweine „Eins“, „Zwei“ und „Fünf“.
„Alle haben nur noch ein halbes Herz“, erzählt Yvonne Neumann, Ehefrau von Thorsten. „Drei “und „Vier“ hätten die Versuchsreihe mit simulierten Herzinfarkten nicht überlebt. Beim ersten Schnee haben die Neuankömmlinge, die jeweils etwa 70 Kilo wiegen, immer wieder ungläubig in den Himmel geschaut. „Die kannten ja keinen Himmel.“ Woher die Schweine kommen, darf Thorsten Neumann nicht preisgeben. Um die Jahreswende wurde das Ehepaar von einem Versuchslabor kontaktiert und gefragt, ob es noch freie Kapazitäten gebe. „Es ist ja bekannt, dass wir uns schon lange für Versuchstiere einsetzen, bei vielen Vermittlungen mitgeholfen haben“, so Yvonne Neumann. Namen für die Schweine gibt es noch nicht. „Aber wir suchen nach Namen. Leser des WOCHENBLATT dürfen sich gern melden und Vorschläge machen.“
Im Sommer werden die drei - wie auch andere Tiere auf dem Tierschutzhof - kleine Schwimm-Pools zum Abkühlen bekommen. Auch wird die Anschaffung von Kühlmatten überlegt. Aber mit Vorsicht. Man wisse ja nicht, wie herzoperierte Tiere Sommerhitze vertragen. "Schließlich sollen sie ja bei uns bis zu ihrem Lebensende ein Zuhause erhalten."
Das Tierparadies Neumann finanziert sich über Spenden, Kindergeburtstage und Patenschaften, bietet auch im Eingangsbereich ein kleines Ferienhaus. „Da wohnen auch manchmal gestresste Manager, die Ruhe benötigen“, schmunzelt Thorsten Neumann. Oder auch Familien mit Kindern, die dann viele Tiere gleich nebenan hätten. Aktuell durchleidet der Tierhof – bedingt durch Corona – schwierige Zeiten. „Aber da müssen wir durch. Und schaffen das auch“, so die Neumanns.
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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