Einbruch: Abiturprüfungen abgebrochen
Neuer Termin im Mai
In den Politik-Abiturprüfungen ist es am vergangenen Donnerstag in vielen Schulen in Niedersachsen zu Chaos gekommen. Aufgrund eines Einbruchs in einer Goslarer Schule und der anschließenden Veröffentlichung der Aufgaben mussten die Abiturprüfungen abgebrochen werden. Doch bis die Nachricht an allen Schulen angelangt war, dauerte es. Einigen Schulen wurden die Originalvorschläge noch ausgeteilt, später wieder weggenommen.
Betroffen war auch die Drochterser Elbmarschen-Schule. Die Mitteilung des Kultusministeriums, dass neue Abituraufgaben bereitgestellt werden, gelangte erst nach 7.30 Uhr über einen speziellen Account an die Schulen. „Auf diesen haben nur Schulleiter Zugriff“, so Schulleiter Holger Wartner. Unterrichtsbeginn ist an der Elbmarschen-Schule um 7.30 Uhr. Da Wartner vor dieser Zeit nachschaute und „alles so weit in Ordnung zu sein schien“, wurden die ursprünglich vorgesehenen Aufgaben an die Schüler verteilt. „Damit war die Kooperative Gesamtschule Elbmarschen-Schule bei Weitem nicht allein.“
Als die Nachricht des Ministeriums bis zum Schulleiter der Elbmarschen-Schule durchdrang, sei das vorgesehene Szenario nicht mehr durchführbar gewesen. Die Schüler sollten vor die Wahl gestellt werden, eine neue Abiturklausur sofort oder erst am 8. Mai zu schreiben. Wartner: „Man kann sich nach 2,5 Stunden Fokussierung auf ein Thema nicht mehr auf ein neues Thema einlassen. Aus meiner und aus Sicht unserer Prüfungskommission wäre eine Ausgabe der neuen Arbeit unter diesen Umständen anfechtbar gewesen.“ Deshalb wurde die Abiturklausur zu dem Zeitpunkt umgehend abgebrochen und keine neuen Aufgaben angeboten. „Die betroffenen Schülerinnen und Schüler schreiben die neue Arbeit jetzt am 8. Mai, wie es die Kultusministerin auch vorgesehen hat“, so der Gesamtschuldirektor. Mit den betroffenen Abiturienten hat inzwischen eine Gesprächsrunde stattgefunden, „in der die Situation erklärt und offene Fragen geklärt wurden“.
Der Landesschülerrat spricht von einem technischen Versagen von Seiten des Ministeriums. Dass das Kultusministerium zeige, dass es kein eingeübtes Verfahren für eine Situation gibt, in der kurzfristig neue Prüfungsaufgaben zur Verfügung gestellt werden können, sei nicht hinnehmbar. Bei zukünftigen Situationen brauche es eine bessere Kommunikation von Seiten des Kultusministeriums.
Inzwischen hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) erste Konsequenzen gezogen. An der überwiegenden Mehrheit der Schulen habe der erprobte Notfallplan sowie die Bereitstellung der neuen Prüfungsaufgaben trotz erwartbaren Ruckelns aufgrund der unvorhersehbaren Situation funktioniert, heißt es. Die Bewältigung dieser besonderen Lage am vergangenen Donnerstagmorgen sei dennoch an den Schulen unterschiedlich und zum Teil nicht optimal verlaufen. „Hierdurch haben nicht alle Prüflinge eine Wahlfreiheit gehabt, einige haben sogar die verworfene Klausur geschrieben.“ Das bedauere sie aufrichtig, so die Ministerin. Denn die Prüfungsphase sei ohnehin schon sehr belastend. Veranlasst wurde deshalb: Für die Abiturientinnen und Abiturienten, denen die Schule nicht wie geplant die individuelle Wahl eröffnet hatte, wird die Prüfung auf den 8. Mai verschoben. In diesem Fall wird die Note der Wiederholungsklausur gewertet. Die andere Klausur gilt als nicht geschrieben. Sollten Prüflinge krankheitsbedingt am 8. Mai nicht teilnehmen können, gibt es am 5. Juni einen zusätzlichen Nachschreibtermin. Damit will Niedersachsen sicherstellen, dass alle Abiturientinnen und Abiturienten ihre schriftliche Prüfung vor den Sommerferien abschließen und gemeinsam mit ihrem Jahrgang verabschiedet werden können.
Redakteur:Dirk Ludewig aus Stade |
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